Psychologe und Psychiater – der Unterschied
Stress ist in unserer Gesellschaft allgegenwärtig und kann, – wenn dieser zum Dauerzustand wird, – schnell in einem Burn-out oder gar in einer Depression münden. Aber auch andere psychische Erkrankungen wie Angststörungen, Schlafstörungen und Antriebslosigkeit sind keine Seltenheit. Ein Fachmann wird in den meisten Fällen dann aufgesucht, wenn die Lebensqualität massiv beeinträchtigt wird und Betroffene das Gefühl haben, dass sie ohne fremde Hilfe die Krise nicht überwinden werden. Hier stellt sich dann die Frage an wen sie sich wenden sollen. Ist der Psychologe der richtige Ansprechpartner oder der Psychiater? Oder doch eher der Psychotherapeut. Worin die Unterschiede liegen, soll in diesem Artikel erläutert werden.
Der Psychologe hat ein Psychologiestudium
Wer ein abgeschlossenes Psychologie-Studium vorzuweisen hat, darf als Psychologe bezeichnet werden. Im Fokus der Psychologie steht das „Erleben und Verhalten von Menschen“. Ein Teilgebiet der klinischen Psychologie konzentriert sich auf psychische Erkrankungen. Beispiele solcher Erkrankungen sind beispielsweise Depressionen oder Angststörungen. Nach dem Hochschulstudium kann der Psychologie eine mehrjährige Ausbildung zum psychologischen Psychotherapeuten oder eine Ausbildung zum Psychoanalytiker anhängen.
Wann ist der Psychologe der richtige Ansprechpartner?
Betroffene, die an einer Depression leiden oder mit einer Sucht zu kämpfen haben, suchen nicht einen Psychologen oder eine Psychologin auf, sondern wenden sich an einen Psychiater oder konsultieren einen Psychotherapeuten. Liegt eine psychische Erkrankung vor, ist der Psychologe der falsche Ansprechpartner, denn diese werden vorwiegend in Unternehmen (Personalabteilungen) eingesetzt oder sie machen sich in der Beratung selbstständig.
Was ist ein Psychotherapeut?
Die Behandlung von Patienten darf erst nach einer Ausbildung zu einem Psychotherapeuten erfolgen. Erst durch diese Ausbildung sind sie berechtigt, die Psychotherapie auszuführen. Nach dem Abschluss der Ausbildung erhalten sie eine staatliche Zulassung, die sie als psychologische Psychotherapeuten qualifiziert.
Im Unterschied zu Psychiatern oder ärztlichen Psychotherapeuten dürfen sie während der Behandlung keine Medikamente verschreiben, im Fokus steht die Behandlung durch therapeutische Gespräche, kognitive Methoden und durch die Beratung. Neben den psychologischen Psychotherapeuten gibt es auch noch den Heilpraktiker für Psychotherapie. Erlangt wird die Berufsbezeichnung durch eine abgeschlossene Prüfung vor dem Gesundheitsamt.
Das Psychotherapeutengesetz
Seit dem 01. September 2020 ist eine postgraduale psychotherapeutische Ausbildung nicht mehr möglich. Seit 2020 wird ein Studium mit psychotherapeutischer Ausrichtung vorausgesetzt, um im Anschluss als Psychotherapeut arbeiten zu dürfen.
Um als Psychotherapeut zugelassen zu werden, muss ein psychotherapeutisch ausgerichtetes Studium absolviert werden. Nach der Approbationsprüfung ist eine verfahrensspezifische Weiterbildung notwendig. Bisherige Berufsbezeichnungen wie „Psychologischer Psychotherapeut“ oder „Kinder- und Jugendpsychotherapeut“ werden durch eine einheitliche Berufsbezeichnung („Psychotherapeut“) ersetzt.
Im Bachelorstudium steht für Studierende noch die Option offen, einen polyvalenten Studiengang auszuwählen. Dieser eröffnet den Studierenden, sich für unterschiedliche Schwerpunkte zu entscheiden. Wird eine psychotherapeutische Tätigkeit angestrebt, muss bereits hier ein klinischer Schwerpunkt ausgewählt werden. Im anschließenden Masterstudium muss eine definitivere Entscheidung erfolgen. Hier muss die psychotherapeutische Ausrichtung im Fokus stehen.
Psychiater haben ein Medizinstudium
Als Psychiater darf ein Facharzt bezeichnet werden, der ein abgeschlossenes Studium in der Medizin vorweisen kann. Die Voraussetzung für den Psychiater ist eine entsprechende Facharztausbildung. Um die Berufsbezeichnung „Psychiater“ führen zu dürfen, muss nach dem Staatsexamen eine mehrjährige Ausbildung absolviert werden, die sich über einen Zeitraum von 5 Jahren erstreckt. Vier Jahre davon widmen sich der klinisch-psychiatrischen und psychotherapeutischen Ausbildung. Im letzten Jahr erfolgt die Ausbildung stationär und konzentriert sich auf den neurologischen Aspekt. Im Anschluss erhält der Facharzt den Titel „Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie.“ Im Unterschied zum psychologischen Psychotherapeuten ist der Psychiater dazu berechtigt, Medikamente zu verschreiben, therapeutische Gespräche zu führen, eine körperliche Untersuchung durchzuführen oder Patienten in eine Klinik einzuweisen. Siehe auch: Neurologe Psychiater Unterschied.
Was ist der Unterschied zwischen Psychologe und Psychiater? – Wann zum Psychiater, wann zum Psychotherapeuten?
Wann zum Psychiater?
Patienten sollten sich an einen Psychiater wenden, wenn sie über einen längeren Zeitraum unter:
- Ängsten und Sorgen
- Schlafstörungen
- Panikattacken
- Angststörungen
- Dauerhaften Stress
- Burnout oder
- Depressionen
leiden. Auch wenn sich gesundheitliche Auswirkungen zeigen, für die keine körperliche Ursache vorhanden ist, sollte ein Psychiater konsultiert werden. Als Arzt kommt auch der Hausarzt infrage, vor allem dann, wenn Betroffene nicht wissen, an welchen Psychiater sie sich wenden sollen. Auch bei der Beziehung zwischen Psychiater und Patient ist es wichtig, dass die menschliche Basis stimmt. Hier kann der Hausarzt weiterhelfen.
Wann zum Psychotherapeuten
Der Psychiater ist für die Behandlung sämtlicher psychischen Störungen und Erkrankungen zuständig. Er besitzt auch die Qualifikation, eine Psychotherapie durchzuführen, allerdings wird diese Tätigkeit aus Kapazitätsgründen meistens abgegeben. Er kann auch am besten beurteilen, wann in den speziellen Fällen eine Psychotherapie infrage kommt. Nur ein Teil der psychischen Erkrankungen und Störungen fällt in den Bereich des Therapeuten. Der Psychiater wird den Patienten im individuellen Fall an einen Therapeuten überweisen. Grundsätzlich kommt eine Therapie in folgenden Fällen in Betracht:
- Ängste und Sorgen, die nicht verschwinden und die Gedanken dominieren
- Schlafstörungen
- Konzentrationsstörungen
- Psychische Krisen und Störungen
Siehe auch: Unterschied Psychologe und Psychotherapeut.
Die Psychiatrie oder die Psychotherapie?
In vielen Fällen äußern sich psychische Störungen durch körperliche Symptome. Aber auch der umgekehrte Fall ist möglich: So können Symptome, die auf den ersten Blick psychisch sind, durch körperliche Krankheiten verursacht werden. Genau um das einzuschätzen, sollte im ersten Schritt ein Arzt konsultiert werden, der die Ursachen genauer analysiert und eine Diagnose erstellt. Nur wenn dieser Schritt erfolgt, kann im Anschluss die richtige Behandlung eingeleitet werden. Werden körperliche Ursachen ausgeschlossen, kann eine Psychotherapie infrage kommen. Dabei ist es vom Einzelfall abhängig, welcher Ansprechpartner geeignet ist. Es ist nicht selten, dass Patienten von beiden Fachleuten betreut werden. Einerseits müssen sie regelmäßig beim Psychiater vorstellig werden, der dann Medikamente verschreibt, andererseits wird parallel dazu eine Psychotherapie durchgeführt. Wichtig ist hierbei, dass alle Parteien voneinander wissen und die Zusammenarbeit gemeinsam gestaltet wird. Nur dadurch kann eine erfolgreiche Behandlung durchgeführt werden. Vgl. auch: Psychiatrie Einführung.
Die Kosten werden von der Krankenkasse übernommen
Die Kosten für die Behandlung bei einem Psychiater werden von der Krankenkasse übernommen. Die Voraussetzung für die Übernahme der Kosten ist eine zuvor gestellte Diagnose. Auch die Kosten für eine psychologische Psychotherapie werden in der Regel von den Krankenkassen übernommen. Möchten Betroffene die Therapie aus eigener Tasche bezahlen, müssen zwischen 24 und 60 Sitzungen à 50 Minuten einkalkuliert werden. Die Sitzungen belaufen sich auf 50 bis 150 Euro.
Was ist der Unterschied zwischen Psychologe und Psychiater? | Fazit:
Es gibt die unterschiedlichsten psychischen Erkrankungen wie Angststörungen, Depressionen, Burn-out, Panikattacken oder Schlafstörungen. Überdauern diese Beeinträchtigungen einen längeren Zeitraum, wird die Lebensqualität der Betroffenen massiv beeinträchtigt. Zeitnah sollte ein Psychiater oder Psychotherapeut konsultiert werden. Dabei gestaltet sich die Suche nach einem Psychotherapeuten als schwierig, denn erstens ist die Warteliste lang und zweitens sollte die Chemie zwischen Patienten und Therapeuten stimmen. Nur, wenn diese Voraussetzungen gegeben sind, kann eine Behandlung erfolgreich durchgeführt werden.
Unterschied zwischen Psychologe und Psychiater > Quellen und weiterführende Ressourcen:
- medizin-im-text.de/2021/43660/analytische-psychotherapie-und-psychoanalyse-unterschied/
- psychotherapie-kehrli.ch/was-ist-der-unterschied-zwischen-psychiater-und-psychotherapeut/
- psychologische-hochschule.de/studium-ausbildung/psychotherapeutengesetz-faq/