Neurologe <> Psychiater: Unterschied

Neurologie vs. Psychiatrie | Unterschied zwischen Neurologe und Psychiater (© Zerbor / Fotolia)

Der Unterschied zwischen Neurologe und Psychiater

Warum ist der Unterschied zwischen Neurologen und Psychiatern wichtig? Weil beide unterschiedliche Tätigkeiten ausüben, eine jeweils andere Ausbildung haben. Sie wenden außerdem verschiedene Methoden an. Ebenso gibt es Unterschiede zwischen Psychologen, Psychotherapeuten und Psychiatern. Die Fachgebiete mögen Gemeinsamkeiten aufweisen. Doch Studieninhalte, Selbstverständnis und Kompetenzen werden unterschiedlich definiert.

Neurologe & Psychiater - es gibt Unterschiede! (© M. Dörr & M. Frommherz / stock.adobe.com)
Neurologe & Psychiater – es gibt Unterschiede! (© M. Dörr & M. Frommherz / stock.adobe.com)

Irritationen ergeben sich bei der Unterscheidung zwischen einem Neurologen und einem Psychiater deshalb, weil manche Mediziner beide Facharztausbildungen absolviert haben. Die betreffenden Mediziner sind also zugleich Fachärzte für Neurologie und Psychiatrie. Was ist dann ein Facharzt für Nervenheilkunde? Eigentlich dasselbe wie ein Neurologe. Er ist zuständig für das Nervensystem, nur dass er mit einer fast schon veralteten Bezeichnung benannt wird. Diese umfasst sowohl die Neurologie als auch die Psychiatrie.

Seit 2003 unterscheidet man die Ausbildungen und die Facharzt-Bezeichnungen in Facharzt für Neurologie und Facharzt für Psychiatrie. Das ist auch der Grund, warum viele Mediziner beide Facharztausbildungen absolvieren, wenn sie im Bereich der Nervenheilkunde tätig sein möchten.

Der Unterschied zwischen Neurologen und Psychiatern

Angesichts der beruflichen Unterschiede zwischen Neurologen und Psychiatern ist nicht nachvollziehbar, warum ihre Arbeitsfelder unscharf bleiben. Dabei ist es – trotz gewisser Überschneidungen der Fachgebiete – im Grunde recht einfach.

1. Was definiert einen Neurologen?

Ein Facharzt für Neurologie ist für Erkrankungen zuständig, die das zentrale Nervensystem (ZNS) betreffen. Daher wurde früher die Bezeichnung „Nervenarzt“ geprägt. Das Image der Nervenärzte hat durch unmenschliche Behandlungsmethoden in Nervenheilanstalten gelitten. Daher wird heutzutage die Bezeichnung „Facharzt für Neurologie“ bevorzugt. In Neurologie und Psychiatrie haben mittlerweile Paradigmen- und Sinneswandel stattgefunden.

Zum ZNS-Bereich gehören Erkrankungen des Gehirns und des Rückenmarks. Neurologen haben es mit Patienten zu tun, die an Parkinson, Epilepsie oder Multipler Sklerose leiden, einen Hirnschlag erlitten haben oder an einer Demenzerkrankung leiden. Neurologen behandeln Patienten mit Lähmungserscheinungen, Gefühlsstörungen, Gleichgewichtsstörungen oder Gedächtnisstörungen, die als Folge eines Schlaganfalls aufgetreten sind.

Auch für die Amyotrophe Lateralsklerose (ALS), die eine neuromuskuläre Erkrankung ist, sind Neurologen zuständig. Die ALS fällt als degenerative Erkrankung des ZNS eindeutig in ihr Arbeitsfeld.

Neurologie vs. Psychiatrie | Unterschied zwischen Neurologe und Psychiater (© Zerbor / Fotolia)
Neurologie vs. Psychiatrie | Unterschied zwischen Neurologe und Psychiater (© Zerbor / Fotolia)

2. Was definiert Psychiater, Psychologen und Psychotherapeuten?

Der Begriff „Psychiater“ müsste korrekt „Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie“ lauten. Psychiater behandeln keine Erkrankungen des ZNS, sondern seelische Störungen und Erkrankungen. Sie haben es folglich mit Patienten zu tun, die an Depressionen, Psychosen, Schizophrenie oder Persönlichkeitsstörungen leiden.

Nicht auszuschließen ist bei solchen Erkrankungen jedoch ein möglicher Zusammenhang mit organischen Störungen. Daher dürfen Psychiater gegebenenfalls neurologische Tests durchführen. Auch Störungen des Essverhaltens wie Diagnostik und Behandlung von Magersucht, Bulimie und anderen Essstörungen (siehe Anzeichen einer Essstörung) sowie der Bereich der Suchterkrankungen gehören in ihr Aufgabengebiet. Ein Psychiater führt trotz seiner etwas irritierenden Bezeichnung als „Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie“ in der Regel keine Psychotherapie durch. Er stellt vielmehr die Diagnose und übernimmt gegebenenfalls die medikamentöse Versorgung seiner Patienten (vgl. Psychopharmaka Gruppen).

Wenn eine Gesprächspsychotherapie oder eine Verhaltenstherapie angeordnet werden, ist diese das Aufgabengebiet der psychologischen Psychotherapeuten. Psychotherapien dürften aber auch von Medizinern ausgeführt werden, die eine Zulassung als ärztliche Psychotherapeuten haben. In diesem Fall ist eine Zusammenarbeit beider sinnvoll. In seltenen Fällen können Psychiater auch selbst eine Psychotherapie durchführen. Das muss bei der zuständigen Krankenkasse beantragt und begründet werden.

Quellen:

  • vigo.de/mehr/frage-der-woche/lesen/unterschied-neurologe-psychiater.html
  • dgbs.de/bipolare-stoerung/fuer-betroffene/unterscheidung-psychiater-psychologe-psychotherapeut-neurologe
  • youtube.com/watch?v=U4RxRRujfNo
  • youtube.com/watch?v=miKFzu9PO1c
  • youtube.com/watch?v=Tpm9t9uhJak

Weiterführende Anmerkungen zu den Unterschieden

Die Fachgebiete der Neurologen und der Psychiater sind in Klinikbereich als Einzeldisziplinen vertreten. In den Praxen der niedergelassenen Ärzte behandeln aber viele Mediziner ihre Patienten als Nervenärzte. Der Grund ist die Annahme, dass viele organischen Nervenleiden von psychischen Störungen begleitet werden. Alternativ sind die Ursachen mancher organischen Störungen psychisch begründet.

Allerdings ist festzustellen, dass es sowohl in der Psychiatrie wie der Neurologie bedeutende wissenschaftliche Fortschritte gab. Da beide ein breites Wissensgebiet abdecken, ist es heutzutage fast unmöglich geworden, beide Fächer zugleich auf dem erforderlichen Niveau vertreten zu können. Insofern war die 2003 ausgeführte Unterscheidung in zwei Einzeldisziplinen sinnvoll.

Die Frage der Kostenübernahme ist wichtig für die Patienten. Bei einem Facharzt mit Kassenzulassung übernimmt die gesetzliche Krankenkasse meist die Behandlungskosten – minus dem Eigenanteil. Bei Privatärzten und Heilpraktikern müssen Patienten in der Regel alles selbst bezahlen – es sei denn, sie wären in einer privaten Krankenkasse versichert und der gewählte Tarif beinhaltet auch solche Kosten. Siehe auch: Was ist der Unterschied zwischen Psychologe und Psychiater?

Quellen:

Unterschiede zum Heilpraktiker mit psychologischer Zusatzausbildung

Ein Heilpraktiker mit einer psychotherapeutischen Zusatzausbildung darf zwar in gewissem Rahmen gesprächstherapeutisch tätig werden. Er darf jedoch keine Diagnosen stellen, weder neurologische noch psychiatrische Erkrankungen behandeln und keine verschreibungspflichtigen Medikamente verordnen. Er ist somit in der Kompetenz nicht mit einem Facharzt vergleichbar. Daher übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen auch die Kosten der Behandlung nicht.

Doch nicht immer liegen bei Menschen Störungen oder Erkrankungen vor, die fachärztliche Expertise erfordern. Wer mit leichten Depressionen (vgl. auch: reaktive Depression) zu einem psychologisch ausgebildeten Heilpraktiker geht statt zu einem Psychologen, darf das tun. Er wünscht sich ein wertschätzendes Gespräch auf Augenhöhe. Jemand möchte vielleicht ein traumatisches Erlebnis oder Beziehungskonflikte besprechen, die eine depressive Phase ausgelöst haben. Der Heilpraktiker unterstützt die Selbstheilungskräfte und den Klärungsprozess. er leistet Hilfe zur Selbsthilfe.

Der gravierende Unterschied zum Psychologen und Psychotherapeuten liegt darin, dass diese lediglich sozialrechtlich anerkannte Therapieverfahren wie kognitive Verhaltenstherapie oder tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie anwenden dürfen. Heilpraktiker mit psychologischer Zusatzausbildung unterliegen dieser Einschränkung nicht. Sie profitieren von der Therapiefreiheit und können individuelle Psychotherapie-Verfahren einsetzen. Behandelt wird mit alternativmedizinischen Methoden und Präparaten wie Homöopathie, Schüssler Salzen, Spagyrik, Reiki, Akupunktur und ähnlichem.

Es ist klar, dass Heilpraktiker mit Zusatzausbildung zwar eine sanfte Begleitbehandlung vornehmen könnte. Sie dürfen jedoch ohne entsprechende Facharztausbildung nicht eigenständig behandlungsbedürftige neurologische oder psychiatrische Erkrankungen behandeln. Im Unterschied dazu dürften Fachärzte für Psychiatrie oder mit Studienabschluss in Psychologie eine Zusatzausbildung als Heilpraktiker absolvieren und entsprechend tätig werden.

Quellen:

  • Freundin mit Depressionen
  • Übertragungsfokussierte Psychotherapie
  • heilpraktiker-akademie.de/berufsbild-heilpraktiker-psychotherapie.html
  • lecturio.de/magazin/heilpraktiker-fuer-psychotherapie/
  • heilpraktikererfolg.de/heilpraktiker-psychotherapie-lerntipp-duerfen-heilpraktiker-wissenschaftlich-anerkannte-psychotherapieverfahren-anwenden/