Mirtazapin gegen Angst?

Mirtazapin gegen Angst? (© candy1812 / stock.adobe.com)
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Was muss man über den Einsatz von Mirtazapin gegen Angst wissen?

Angst warnt uns vor potentiellen Gefahren, und ist damit für unser Überleben seit jeher sinnvoll. Wenn die Angst jedoch regelmäßig ohne reale Bedrohung auftritt, spricht man von einer Angststörung. Sie kann die Lebensqualität der Betroffenen massiv einschränken und muss / sollte deshalb therapiert werden.

Eine Therapie umfasst einerseits Psychotherapie – beispielsweise mit Verhaltenstherapien können gute Erfolge erzielt werden. Ergänzend zu den psychotherapeutischen Maßnahmen kann die Erkrankung auch pharmakologisch (mittels Psychopharmaka) behandelt werden.

Bei einer Angststörung sind Prozesse im Gehirn gestört. Ähnlich wie bei Depressionen kommt es zu einem Ungleichgewicht verschiedener Nerven-Botenstoffe. Zur medikamentösen Therapie von Angststörungen werden deshalb häufig Antidepressiva angewendet. [1, 2]

Wie wirkt Mirtazapin?

Mirtazapin zählt zur Gruppe der tetrazyklischen Antidepressiva. Die Wirkung ist auf eine Blockade bestimmter Rezeptoren, sogenannten α2-Rezeptoren, im Gehirn zurückzuführen. Dadurch wird die Ausschüttung von Serotonin und Noradrenalin verstärkt, was sich bei der Behandlung von Depressionen und Angststörungen förderlich auswirkt. Man geht davon aus, dass bei diesen Erkrankungen ein Mangel an Monoaminen (insbesondere Noradrenalin und Serotonin) im synaptischen Spalt auftritt. Antidepressiva wirken dem entgegen, indem sie die Konzentration der Neurotransmitter im synaptischen Spalt erhöhen – etwa durch eine Hemmung der Wiederaufnahme oder eine Verstärkung der Freisetzung. [3]

Wie wird das Mittel angewendet?

Eigentlich ist Mirtazapin im deutschsprachigen Raum nur für die Behandlung von depressiven Erkrankungen zugelassen. Aber auch für die Therapie von Schlaf-, Angst- und Panikstörungen hat sich der Wirkstoff etabliert, und darf mittels „off-label use“ angewendet werden. Meist kommen dafür Filmtabletten zur Anwendung und es reicht eine Tablette pro Tag mit einer Dosierung von 15 – 45 mg. [4]

Welche Nebenwirkungen hat das Medikament gegen Angst (und Depression)?

Die häufigsten Nebenwirkungen von Mirtazapin sind:

  • Gewichtszunahme
  • Müdigkeit
  • Benommenheit
  • Kopfschmerzen
  • Mundtrockenheit
  • Kreislaufprobleme

Die Gewichtszunahme ist auf die appetitsteigernde Wirkung des Arzneistoffes zurückzuführen. Genauso wie die Müdigkeit und Benommenheit beruht diese auf einer Wechselwirkung mit Histamin-Rezeptoren. Positiv hervorzuheben ist, dass im Gegensatz zu anderen antidepressiven Wirkstoffen kaum sexuelle Funktionsstörungen auftreten. [3, 4]

Macht Mirtazapin abhängig?

Bei der Anwendung von Antidepressiva fürchten sich viele Patienten vor einer Abhängigkeit. Diese wurde bei Mirtazapin allerdings nicht beobachtet. Lediglich ein zu plötzliches Absetzen kann zu vorübergehenden Absetz-Symptomen führen. Dies wird allerdings mit einer langsam ausschleichenden Dosierung umgangen. Vgl. auch: Mirtazapin ausschleichen. [3]

Wann darf das Mittel nicht eingenommen werden?

Zu den Kontraindikationen für Mirtazapin gegen Angst zählen Leukopenie, also eine verringerte Anzahl an weißen Blutkörperchen, sowie die Einnahme von MAO-Hemmern. Letztere wirken genauso wie Mirtazapin als Antidepressiva. Bekannte Wirkstoffe sind beispielsweise Tranylcypromin, Moclobemid oder Selegilin, welches auch bei Parkinson angewendet wird. Mirtazapin sollte erst 14 Tage nach dem Absetzen der MAO-Hemmer eingenommen werden.
Außerdem verordnet der Arzt bei schweren Leber- und Nierenfunktionsstörungen sowie erhöhter Krampfneigung Mirtazapin nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung. [3, 4]

Darf Mirtazapin in der Schwangerschaft und Stillzeit eingenommen werden?

Schwangere und stillende Frauen werden von klinischen Arzneimittelstudien ausgeschlossen. Für die Anwendung von Mirtazapin in der Schwangerschaft und Stillzeit liegen dementsprechend keine Studienergebnisse vor. Tierversuche zeigten allerdings kaum schädigende Wirkungen auf den Fötus oder das Neugeborene. Dementsprechend kann das Antidepressivum unter Umständen auch in der Schwangerschaft und Stillzeit verordnet werden, wenn besser untersuchte Antidepressiva nicht die gewünschte Wirksamkeit zeigen. Die Einnahme sollte aber in jedem Fall mit dem Arzt abgeklärt werden. [3, 4]

Welche Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten sind zu beachten?

Andere Beruhigungsmittel, insbesondere jene der Gruppe der Benzodiazepine, erhöhen den sedierenden Effekt von Mirtazapin. Dies kann zu Schläfrigkeit und Desorientiertheit führen. Dies gilt für rezeptfreie pflanzliche Beruhigungsmittel in der Regel nicht.

Auch die Wirkung von blutdrucksenkenden Mitteln kann durch das Medikament verstärkt werden, was zu einem starken Blutdruckabfall führen kann.

Bei der Einnahme von Antiepileptika wie beispielsweise Carbamazepin ist zu beachten, dass Mirtazapin schneller abgebaut und ausgeschieden wird, weshalb es möglicherweise notwendig ist, die Dosis zu erhöhen. [3, 4]

Was gilt es bei der Einnahme zu beachten?

  • Als rezeptpflichtiges Arzneimittel darf das Mittel nur nach den Angaben des Arztes eingenommen werden.
  • Die Behandlung wirkt sich möglicherweise auf die Fahrtüchtigkeit aus. Patienten sollte Fahrzeuge nur lenken, nachdem die Konzentrationsfähigkeit sichergestellt wurde.
  • In Kombination mit Alkohol fällt die sedierende Wirkung viel stärker aus.
  • Eine Überdosierung äußert sich in Schläfrigkeit und Desorientiertheit. In diesem Fall sollte ein Arzt verständigt werden.
  • Das Absetzen einer Therapie mit Mirtazapin sollte langsam, also durch schrittweise Reduzierung der Dosis, erfolgen. Andernfalls können Nervosität oder Schlafstörungen hervorgerufen werden.

[3, 4]

Im nachfolgenden Video wird die medikamentöse Therapie von Angsterkrankungen von Priv.- Doz. Dr. med. Arnim Quante erklärt. Hier wird näher auf die Wirksamkeit, Wirkmechanismus, Nebenwirkungen, Abhängigkeit und weitere häufig gestellte Fragen von PatientInnen eingegangen.

Literatur

  1. Angststörung » Symptome, Ursachen, Diagnose und Therapie | minimed.at. https://www.minimed.at/medizinische-themen/psyche/angststoerung/. Zugegriffen: 13. Februar 2021
  2. Angsterkrankungen: Therapie – www.neurologen-und-psychiater-im-netz.org. https://www.neurologen-und-psychiater-im-netz.org/psychiatrie-psychosomatik-psychotherapie/stoerungen-erkrankungen/angsterkrankungen/therapie/. Zugegriffen: 13. Februar 2021
  3. Präparate Details: Mirtazapin. https://www.ratiopharm.de/produkte/details/praeparate/praeparatedaten/detail/pzn-3120265.html. Zugegriffen: 13. Februar 2021
  4. Mirtazapin: Wirkung, Anwendungsgebiete, Nebenwirkungen – NetDoktor. https://www.netdoktor.de/medikamente/mirtazapin/. Zugegriffen: 13. Februar 2021
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