Zopiclon gegen psychische Erkrankungen?

Zopiclon Wirkung, Nebenwirkungen, Dosierung, Abhängigkeit, Entzug (© MQ-Illustrations / stock.adobe.com)
Zopiclon Wirkung, Nebenwirkungen, Dosierung, Abhängigkeit, Entzug (© MQ-Illustrations / stock.adobe.com)

Wirkung, Nebenwirkungen, Dosierung, Abhängigkeit, Entzug

Zopiclon gegen psychische Erkrankungen? – Den meisten Menschen ist ein Medikamentenwirkstoff namens „Zoplicon“ nicht geläufig. Wer jedoch Medikamente mit diesem Wirkstoff verordnet bekommt, möchte sich darüber informieren. Dass der Wirkstoff Zoplicon zur Gruppe der Cyclopyrrolone oder den GABA-Rezeptor-Agonisten gehört, sagt einem medizinischen Laien nichts. Zoplicon gilt als Sedativum, das einer neuen Generation von Sedativa zugerechnet wird – den sogenannten Z-Drugs. Sie wurden nach dem ersten Buchstaben der entsprechenden Medikamentengruppe bezeichnet.

Interessanter ist, dass Zoplicon in niedriger Dosierung beim Einschlafen hilft (Schlafmittel), in höheren Dosen aber den Schlaf für mehrere Stunden erzwingen kann. Zudem wirkt dieser Medikamentenwirkstoff angstlösend (anxiolytisch), krampflösend (antikonvulsiv) und entspannend auf die Muskulatur.

Seit 1994 ist Zoplicon in Deutschland als Medikamenten-Inhaltsstoff zugelassen. Damit ausgestattete Medikamente sind unter Markennamen wie Imovane, Optidorm, Somnosan, Ximovan oder Zopiclodura bekannt. Außerdem gibt es mittlerweile diverse Generika mit diesem Wirkstoff. An der nicht immer mit dem Buchstaben „Z“ beginnenden Medikamenten-Bezeichnung kann der Schlaf-fördernde Wirkstoff nicht immer erkannt werden.

Eine Volkskrankheit: Schlafprobleme – doch sind Schlafmittel die Lösung?!

Da viele Menschen in Deutschland anhaltende Ein- und Durchschlafprobleme haben, wird gelegentlich Zoplicon als Tablettenwirkstoff eingesetzt. Abends mit ausreichend Flüssigkeit eingenommen, fördert Zoplicon in niedriger Dosis die Schlafbereitschaft. In höherer Dosis knockt es den Patienten regelrecht aus.

Gedacht ist Zoplicon jedoch nur für kurze Anwendungen. Maximal vier Wochen darf das Medikament in der verschriebenen Dosis eingenommen werden. Bei längerer Einnahme oder in höheren Dosierungen droht eine psychische und körperliche Abhängigkeit. Um Entzugsprobleme beim Absetzen des Wirkstoffs zu vermeiden, muss dieser über eine Woche schrittweise in der Dosis verkleinert und ausgeschlichen werden.

Während der Zeit der Einnahme sollte der behandelnde Arzt versuchen, die Ursache der Ein- und Durchschlafprobleme zu ermitteln. Zoplicon wirkt den Ursachen der Schlafstörungen nicht entgegen, sondern beseitigt nur das Symptom. Je länger die Schlafstörungen schon bestehen, desto wichtiger ist es, ihre Ursache zu ermitteln. Sonst droht eine zu lange Einnahme von Schlafmitteln. Diese begünstigt eine Schlafmittel-Sucht.

Zopiclon Wirkung

Zoplicon gehört zu den „Nicht-Benzodiazepinen“. Diese gelten heutzutage als wichtigste Arzneistoffe, die bei Ein- und Durchschlafstörungen verordnet werden. Zoplicon gilt – trotz des Abhängigkeitspotenzials – als gut verträglich. Es ist in der Wirkung sehr gezielt einsetzbar. Dennoch wird angeraten, dass die Verordnung solcher Z-Drugs nur nach einer sorgfältigen Nutzen-Risiko-Abwägung vorgenommen wird. Die Einnahme von Zoplicon sollte bei Schlafstörungen immer nur eine vorübergehende Lösung darstellen.

Die Wirkung von Zoplicon im ZNS ähnelt der von Gamma-Aminobuttersäure oder GABA. Der Grund dafür ist simpel: Zoplicon verstärkt die Wirkungen von GABA, das der Organismus selbst herstellen kann. GABA ist einer der Botenstoffe (Neurotransmitter), die im ZNS entweder hemmend oder aktivierend wirken. Diese Funktion ist beim Vorliegen von Schlafstörungen offensichtlich gestört. Der stete Wechsel zwischen Wachsein und Schlafen ist durch ein Ungleichgewicht verschiedener Botenstoffe nicht mehr in gewohnter Manier gegeben. Indem durch Zoplicon-Gaben die Wirkung der hemmenden Gamma-Aminobuttersäure verstärkt wird, wird die Schlafbereitschaft gefördert.

Bei oraler Einnahme in Tablettenform wird Zoplicon zu 80 Prozent ins Blut aufgenommen. Es hat eine hohe Bioverfügbarkeit. Anderthalb Stunden später spürt der Betroffene eine erhöhte Schlafbereitschaft. Diese hält zwischen fünf und zehn Stunden an. Wer also nach sechs Stunden aufsteht, kann sich noch weitere vier Stunden müde und benommen fühlen. Menschen, bei denen die Tablettenwirkung nur fünf Stunden anhält, wachen oft vor dem Morgengrauen auf. Viele können nicht wieder einschlafen.

Nebenwirkungen

Zu den am häufigsten vorkommenden Nebenwirkungen zählen Veränderungen und Störungen des Geschmacksempfindens. Die meisten Menschen, die Zoplicon verordnet bekommen, klagen nach der Einnahme über einen bitteren oder metallischen Geschmack. Sie erleben zum Teil Beschwerden wie Mundtrockenheit, Kopfschmerzen, Verwirrtheit, Übelkeit, Schwindel, Sehstörungen, Koordinationsprobleme, anhaltende Müdigkeit oder ein Gefühl der Schwäche. Gelegentlich kommt es zu Angstzuständen sowie zu Gedächtnisstörungen oder -lücken.

Ältere Menschen, die über längere Zeit Zoplicon-Tabletten einnehmen, sind anschließend gefährdeter, zu stürzen. In einigen Fällen tritt nach der Einnahme der Tabletten Bewusstlosigkeit ein. Vom Genuss von Alkoholika wird während der Einnahme von Zoplicon-Tabletten abgeraten. Ebenfalls abgeraten wird von der Einnahme in der Stillzeit. Vermieden werden muss eine doppelte Einnahme von Zoplicon-Tabletten – zum Beispiel, weil die Wirkung der ersten Tablette bereits nach fünf Stunden nachlässt, und der Betroffene dann eine weitere Tablette nimmt. Diese verstärkt die Nebenwirkungen am Tage in unberechenbarer Weise.

Eine der beachtenswertesten Nebenwirkungen ist das Abhängigkeitspotenzial von Zoplicon. Bei einer Einnahme, die länger als vier Wochen dauert, ist eine Suchtgefahr gegeben. Es kommt beim plötzlichen Absetzen der Zoplicon-Tabletten zu Entzugserscheinungen. Dabei kann es zu Kopf- und Muskelschmerzen, Angstzuständen, unkontrolliertem Zittern, Verwirrtheit, Albträumen oder erhöhter Reizbarkeit kommen. Daher werden Medikamente mit diesem Wirkstoff meist nur für ein oder zwei Wochen verordnet. Nur in Ausnahmefällen darf dieses Medikament Menschen in die Hand gegeben werden, die eine Suchtpersönlichkeit haben oder bereits drogen- bzw. tablettenabhängig sind oder waren.

Als Gegenanzeigen sind Erkrankungen wie Myasthenia gravis, schwere Atemprobleme (Ateminsuffizienz), schwere Schlafapnoe oder schwere Leberfunktionsstörung zu nennen. Das Medikament wird über die Leber verstoffwechselt. Zu den Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten gehören unerwünschte Wirkstoffverstärkungen, wenn Zoplicon mit Schmerzmitteln, Antidepressiva, Antiepileptika, Allergie-Medikamenten und muskelentspannenden Medikamenten zusammen eingenommen wird.

Manche Inhaltsstoffe von bestimmten Medikamenten hemmen den Abbau von Zoplicon. Sie verstärken dadurch seine sedierende Wirkung. Zu solchen Medikamenten gehören die Antibiotika Erythromycin und Clarithromycin, das Magen-Medikament Cimetidin, die Anti-Pilzmittel Ketoconazol und andere. Unerwünschte Wechselwirkungen sind auch bei gleichzeitiger Einnahme von Medikamenten wie dem Antibiotikum Rifampicin, den Medikamenten Carbamazepin, Phenobarbital und Phenytoin gegen Epilepsie und Krampfanfälle sowie vom pflanzlichen Antidepressivum Johanniskraut bekannt. Müssen solche Medikamente zeitgleich eingenommen werden, muss der Arzt das Zoplicon in der Dosis anpassen.

Dosierung von Zopiclon

Die allgemein empfohlene Zoplicon-Dosis beträgt bei Erwachsenen 7,5 Milligramm täglich. Das Medikament wird meist anderthalb Stunden vor dem Schlafengehen eingenommen. Alternativ erfolgt die Einnahme situativ, beispielsweise wenn jemand partout nicht einschlafen kann. Bei älteren Patienten sowie bei Menschen, die an Nieren- oder Leberfunktionsstörungen leiden, wird die Dosierung niedriger angesetzt. Wegen der erhöhten Gefahr einer Sturzneigung sind für schlafgestörte Senioren andere Medikamente meist besser.

Überdosen gelten bei Nicht-Benzodiazepinen als nicht lebensbedrohlich. Zu Vergiftungen kann es bei Zoplicon-Überdosen aber dennoch kommen. Diese äußern sich in Benommenheit, Muskelschwäche oder erhöhter Schläfrigkeit. Es kann zu Atemproblemen kommen. Bei Bewusstlosigkeit muss der Notarzt benachrichtigt und über die Art des eingenommenen Medikaments informiert werden.

Lebensbedrohliche Zustände können bei der Kombination von Zoplicon und Medikamenten eintreten, die ebenfalls auf das ZNS wirken. Ebenso kann der gleichzeitige Genuss von Alkohol zu einer lebensbedrohlichen Wirkungsverstärkung der Zoplicon-Tablette führen.

Abhängigkeit

Das hohe Sucht- und Abhängigkeitspotenzial von Zoplicon wurde bereits erwähnt. Daraus ergibt sich einerseits die kurzfristige Einnahme über maximal vier Wochen sowie eine strenge Indikation nach absoluter Notwendigkeit. Andererseits ergibt sich daraus die Notwendigkeit des Ausschleichens, um Entzugserscheinungen zu vermeiden. Die sogenannten Z-Drugs, die allesamt Schlafmittel sind und deren Medikamenten-Name mit Z beginnt, machen ebenso abhängig wie Benzodiazepine.

Anno 1990 hielt man die damals erstmals eingeführten Non-Benzodiazepine noch nicht für suchterzeugend. Die Erkenntnis, dass dem nicht so ist, hat sich bis heute nicht überall durchgesetzt. Viele Mediziner unterschätzen die suchterzeugende Wirkung von Non-Benzodiazepinen. Das gilt auch für Zoplicon. Daher ist es umso wichtiger, dass die Patienten den Beipackzettel ihres Schlafmittels sorgfältig lesen.

Es ist seit 2003 nicht mehr wissenschaftlich seriös untersucht worden, wie oft tatsächlich Zoplicon verordnet wird. Die Annahme der 2003 unternommenen Literaturstudie, dass ein geringes Risiko besteht, weil Zoplicon-Tabletten kaum verordnet werden, ist so wohl nicht haltbar. Erstens hat die Pharmaindustrie die Studie mit finanziert, und zweitens fielen methodische Mängel auf.

Entzug von Z-Drugs

Für Zoplicon, das zu den sogenannten Z-Drugs gehört, gilt Ähnliches wie für alle Benzodiazepine. Die Abhängigkeit vom Schlafmittel tritt schleichend ein. Oft unterschätzen die Mediziner, die solche Medikamente verordnen, die Abhängigkeitspotenziale oder reden sie klein. Manche Ärzte verordnen das Medikament länger, als nötig und sinnvoll wäre.

Viele Betroffene merken nach einer Weile, dass ihre Zoplicon-Tablette nicht mehr lange genug wirkt. Sie nehmen eigenmächtig eine Dosissteigerung vor, oder setzen die Tabletten ohne Rücksprache mit dem behandelnden Arzt ab. Kommt es dann zu verstärkten Entzugserscheinungen und anhaltendem Schlafmangel, nehmen viele das Medikament in höherer Dosis wieder ein. Sind sie dann süchtig nach Zoplicon, beschaffen viele sich das Medikament über „Doctor-Hopping“ oder auf anderen Wegen. Süchtige benötigen zudem immer höhere Dosen des Wirkstoffs, um zu schlafen.

Statt bei einer festgestellten Abhängigkeit eine Z-Drug wie Zoplicon herunter zu dosieren, um sie auszuschleichen, sollte gegebenenfalls ein Benzodiazepin verordnet werden. Dieses sollte eine mittlere Halbwertszeit haben. Wenn Zoplicon wegen einer drohenden Abhängigkeit abgesetzt oder ausgeschlichen wird, kommt es zu starken Wirkstoffschwankungen. Damit sind auch starke Entzugserscheinungen vorprogrammiert. Ein Entzug, der mittels einer schrittweisen Herunterdosierung von Zoplicon oder anderen Non-Benzodiazepinen vorgenommen wird, kann so kaum gelingen.

Beim Herunterdosieren von Zoplicon und anderen Nicht-Benzodiazepinen sollten drei pharmakologische Wirkungen beachtet werden: die Halbwertzeit des Medikaments, die Einhaltung eines möglichst gleichbleibenden Wirkstoff-Spiegels über 24 Stunden und Reduktionsschritte, die klein gehalten werden. Geeignet zum Entzug sind bei niedrigen Dosierungen von Zoplicon zum Beispiel Clonazepam-Tropfen. Diese sorgen dafür, dass es keinen zu schnellen Wirkstoff-Abfall gibt.

Die gewohnte Tablette am Abend wird durch über den Tag verteilte Tropfen mit geringem Wirkstoffgehalt ersetzt. Der Entzug sollte aber durch zu kleine Entwöhnungsschritte nicht über eine zu lange Zeitspanne erstreckt werden. Sinnvoll ist auch eine schlafhygienische Beratung. Vielfach haben Menschen falsche Erwartungen an die notwendige Schlafdauer und behindern den gesunden Schlaf selbst durch Fehlverhalten.

Die Schlafstörungen können auch durch psychische Erkrankungen ausgelöst werden. Diese müssen behandelt werden, damit sich wieder gesunder Schlaf einstellen kann. Gegebenenfalls muss der Zoplicon-Entzug im klinischen Bereich vorgenommen und medikamentös begleitet werden. Eine ärztliche Begleitung ist auf jeden Fall anzuraten.

Quellen und weiterführende Ressourcen:

  • de.wikipedia.org/wiki/Zopiclon
  • netdoktor.de/medikamente/zopiclon/
  • youtube.com/watch?v=EIX6xvhxk5s
  • gelbe-liste.de/wirkstoffe/Zopiclon_10330
  • medikamente-und-sucht.de/behandler-und-berater/pharmakologie-und-behandlung/z-drugs.html
  • allgemeinarzt-online.de/archiv/a/benzodiazepine-und-z-substanzen-was-tun-bei-langzeitgebrauch-1819734
  • gesundheitsinformation.de/was-hilft-beim-absetzen-von-schlaf-und.2321.de.html?part=medzwei-mf-yq7d-ydhi
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