Haloperidol / Haldol

Haloperidol / Haldol (© MQ-Illustrations / stock.adobe.com)
Haloperidol / Haldol (© MQ-Illustrations / stock.adobe.com)

Das Neuroleptikum-Arzneimittel „Haloperidol“ ist auch unter dem Medikamentennamen „Haldol“ im Verkauf. Es wird bei Psychosen und Schizophrenie verordnet.

Was für Arzneimittel sind Neuroleptika?

Die Liste der Wirkstoffe, die als Neuroleptikum verordnet werden, ist beeindruckend lang.

Bei Neuroleptika handelt es sich um Medikamente, die zur Behandlung von psychotischen Zuständen eingesetzt werden. Neuroleptika sollen die motorische Überaktivität, die Aggressivität und Erregung der Betroffenen dämpfen. Diese Arzneistoffe wirken auf das vegetative Nervensystem. Man kann sagen, dass ein Neuroleptikum wie Haldol den damit behandelten Patienten gegenüber den Umweltreizen abstumpft und gleichgültiger macht. Es nimmt allen Reizen die Spitze und verflacht die Reaktionen darauf.

Eine Psychose ist ein psychischer Zustand, bei dem der Betroffene in seiner eigenen Realität lebt. Er erleidet einen Realitätsverlust, erlebt Wahnvorstellungen oder schizophrene Schübe. Viele Betroffene fühlen sich ängstlich-übererregt (vgl. Ängstlichkeit). Psychosen nur mit Neuroleptika wie Haldol zu behandeln, ist allerdings nicht ausreichend. Begleitend müssen verhaltenstherapeutische Maßnahmen oder eine Gesprächs-Psychotherapie eingeleitet werden. Neben den schwach wirksamen gibt es auch starke Neuroleptika. Die schwächer wirksamen Arzneistoffe und Präparate aus dieser Gattung sind bei Psychosen nicht ausreichend. In niedrigen Dosen können solche Medikamente aber auch zur Narkosevorbereitung oder bei Angststörungen eingesetzt werden.

Welche Wirkung hat Haldol (Haloperidol)?

Das 1958 entwickelte Haloperidol ist ein starkes Medikament, das in Dosierungen von 1 mg, 2 mg, 5 mg und 10 mg zur Verfügung steht. Es ist in Form von Tabletten oder Tropfen erhältlich. Die vom Hersteller ebenfalls entwickelte Injektionslösung steht als Depot-Lösung und normale Injektionslösung zur Verfügung. Beide werden seit einer Neubewertung 2017 wegen möglicher Nebenwirkungen auf das Herz nicht mehr eingesetzt. Mittlerweile gibt es neuere Arzneistoffe, die weniger Nebenwirkungen haben.

Haldol und Haldoperidol werden heutzutage vor allem bei akuten Psychosen, bei Schizophrenie und alkoholbedingten Wahnvorstellungen eingesetzt. Auch während eines Alkoholentzugs im klinischen Umfeld kann das Präparat gegen die entzugsbedingt auftretenden Wahnvorstellungen und Halluzinationen eingesetzt werden. Trotz starker antipsychotischer Wirkung macht Haldol nicht so müde wie andere Neuroleptika. Es wirkt leicht antriebshemmend.

Haldol ist ein Langzeit- bzw. Depot-Neuroleptikum, das als gut verträglich beschrieben wird. Depot- oder Langzeit-Neuroleptika haben eine Wirkdauer von maximal vier Wochen. Damit die damit behandelten Patienten das Medikament nicht eigenmächtig absetzen konnten, wurde es früher intramuskulär injiziert. Nach der Injektion blockiert das Haloperidol Dopamin-Rezeptoren eines bestimmten Typs.

Zu unterscheiden sind bei Haldol zwei unterschiedliche Wirkungen: eine Akut-Wirkung und eine langfristige Wirkung. Die akute Wirkung ist eine dämpfende und sedierende. Damit können psychische Erregungszustände schnell heruntergefahren werden. Die eigentliche antipsychotische Wirkung braucht jedoch mehrere Tage oder sogar einige Wochen, bis sie sich voll entfalten kann. Daher kann Haldol als medikamentöse Primärtherapie eingesetzt werden, um unerwünschte Symptome und Begleiterscheinungen von Psychosen oder Schizophrenie beheben.

Da sich Haloperidol im Gehirn sowie in anderen Organen anreichert, sinkt die Wirkstoff-Konzentration nach dem Absetzen nur langsam ab. Zugleich wird der behandelnde Arzt das Medikament ausschleichen, um es noch länger nachwirken zu lassen.

Anwendungsgebiete und deren spätere Beschränkung

Haloperidol wurde in Deutschland für die Behandlung folgender Erkrankungen und Störungen zugelassen:

  • bei akuten und chronischen Schizophrenien
  • bei organischen Psychosen
  • bei akuten Manien
  • und akuten psychomotorischen Erregungszuständen.

Anno 2017 wurden einige der bisher üblichen Nutzungen durch die EU eingeschränkt. Demnach wurde die Nutzung von Haloperidol bei Kindern unter 10 Jahren und bei Senioren nur noch unter bestimmten Bedingungen erlaubt. Haloperidol-haltige Arzneimittel wurden wegen eines neu bewerteten Nutzen-Risiko-Verhältnisses oder unzureichender Studienlage stärker kontrolliert. Sie durften nach 2017 nicht mehr als Injektionslösung bei akuten und chronischen schizophrenen Störungen verwendet werden.

Bei allen Indikationen durften nur noch maximal 10 mg bis 20 mg als Tagesdosis verordnet werden. Ältere Patienten sollten nur noch maximal 5 mg, Kinder maximal 3 bis 5 mg als Tagesdosen erhalten. Die Depotanwendung wurde nur noch gestattet, wenn die Patienten bereits längere Zeit stabil auf Haloperidol Tabletten eingestellt worden waren.

Davon unberührt blieben aber die Zweitverwendungen in niedrigeren Dosierungen. Haloperidol wurde in Deutschland oder der Schweiz beispielsweise als Therapie bei

  • Tic-Erkrankungen
  • dem Gilles-de-la-Tourette-Syndrom
  • Erregungszuständen, z. B. beim Alkoholentzugssyndrom
  • Übelkeit und Erbrechen unterschiedlicher Ursache
  • genetisch bedingten Intelligenz-Defekten mit gesteigerter Erregbarkeit
  • zerebral-sklerotisch bedingter Unruhe, z. B. bei Demenzerkrankungen
  • oder bei chronischen Schmerzsyndromen als Begleitmedikation

zugelassen. Bei Schmerzsyndromen ist die palliative Versorgung schwerst kranker Patienten mit diesem Neuroleptikum besonders interessant. Gelegentlich wurde Haloperidol auch von Kriminellen als Ersatz für K.O.-Tropfen genutzt.

Nebenwirkungen und Wechselwirkungen von Haldol

Dass ein Neuroleptikum wie Haldoperidol auch bei vergleichsweise guter Verträglichkeit Nebenwirkungen und Wechselwirkungen hat, kann sich jeder denken. Zu den häufigsten Nebenwirkungen gehören

  • Schluckprobleme, beispielsweise Krämpfe in Schluckmuskeln
  • unnatürliche Bewegungen des Halses und Kopfes
  • ein Kloßgefühl im Hals
  • Sprachstörungen
  • Müdigkeit
  • auffallende Sitz- und Bewegungsunruhe
  • Hypotonie (niedriger Blutdruck, herabgesetzte Muskelspannung)
  • paradoxe Hypotonie, v. a. nach Adrenalingaben
  • orthostatische Dysregulationen
  • ein extrapyramidales Syndrom
  • Hungergefühle, nachfolgend eine Gewichtszunahme
  • Depressionen
  • psychotische Störungen
  • Erregungsleitstörungen
  • sowie Parkinson-ähnliche Symptome.

Die meisten der genannten Symptome sind reversibel. Sie hängen außerdem von der verschriebenen Dosierung des Wirkstoffes und den vorliegenden Krankheiten ab. Mit einer der niedrigeren Dosierungen können die Nebenwirkungen gegebenenfalls abgemildert werden. Das ist aber nicht in jedem Fall erfolgreich. Manche Nebenwirkungen der Behandlung sind offensichtlich nicht vollständig revidierbar. Auch deswegen wurde die Anwendung von Haldol und Haloperidol 2017 präzisiert.

Eine der beobachteten Nebenwirkungen von Haldoperidol ist eine Verflachung des Gefühlslebens. Daher wird unter Medizinern zunehmend diskutiert, ob die Anwendung von Haldol und Haloperidol-enthaltenden Medikamenten bei akuten Psychosen und Schizophrenie nicht mehr dauerhaft, sondern nur noch als kurzfristige Akutbehandlung vorgenommen werden darf. Die weitere Behandlung kann dann dauerhaft mit moderneren Medikamenten dieses Typs vorgenommen werden.

Als Wechselwirkungen werden veränderte Wirkungen des Wirkstoffs durch die gleichzeitige Einnahme anderer Arzneien beschrieben. Auch Haloperidol kann die Wirkung einiger Medikamente verstärken und die andere abschwächen. Der Beipackzettel von Haldol ist sorgfältig zu lesen.

Alle Arzneimittel, die dauerhaft eingenommen werden, sind dem behandelnden Arzt zu nennen. Er muss die Behandlung mit einem Neuroleptikum wie Haloperidol darauf abstimmen. Infrage kommen Wechselwirkungen mit den Wirkstoffen von bestimmten Antibiotika, sowie Phenytoin, Bromocriptin, Levodopa, Methyldopa oder Phenylephrin.

Darf Haloperidol in der Schwangerschaft eingenommen werden?

Bestimmte Krankheiten oder eine Schwangerschaft können Kontraindikationen für ein Arzneimittel darstellen. Die Therapie muss dann mit alternativen neuroleptisch wirkenden Präparaten vorgenommen werden.

Für Haloperidol gilt, dass es bei einer Schwangerschaft keine bekannten Gefahren für das Ungeborene gibt. Haldol darf demnach verordnet werden, sofern es keine besser geeigneten Behandlungsoptionen gibt. Die Tropfen oder Tabletten können also in Tagesdosen von 1 mg, 2 mg, 5 mg oder 10 mg festgelegt werden. Eine Überdosierung sollte wegen der möglichen Anreicherung des Wirkstoffs jedoch vermieden werden.

Ohne Wissen des Arztes sollten schwangere Frauen das Präparat weder ausschleichen, noch eigenmächtig absetzen. Die Behandlung muss auch in der Schwangerschaft fortgesetzt werden, wenn die Symptomatik es erfordert. Gleiches gilt übrigens für alle schon vor der Psychose diagnostizierten Krankheiten. Haldol sichert die Behandlung zumindest in der Akutphase der Psychose ab.

Bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen kann die Therapie mit Haldol bedenkenlos fortgesetzt werden. Bei anderen Krankheiten müssen die verordneten Pharmazeutika auf mögliche Wechselwirkungen hin untersucht werden. Gegebenenfalls sollte der Arzt das Ausschleichen empfehlen, um dann ein moderneres Neuroleptikum zu verordnen. Falls Präparate eingenommen werden, die zu einer Überdosierung, Wirkungsverstärkung oder Wirkungsabschwächung führen, muss gegebenenfalls eine Dosisanpassung vorgenommen werden.

Die Anwendung eines Neuroleptikums muss immer ärztlich überwacht werden. Da die Akutbehandlung mit Haldol später oft in eine dauerhafte Behandlung mit anderen neuroleptischen Arzneistoffen übergeht, sind stetige Anpassungen aller eingenommenen Medizinpräparate an die jeweils bestehende Situation sinnvoll.

Haloperidol / Haldol (© MQ-Illustrations / stock.adobe.com)
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