Angst vor Kündigung in der Probezeit
Die Probezeit dient einem neuen Mitarbeiter ebenso wie dem Arbeitgeber. Beide haben die Möglichkeit der umstandslosen Aufkündigung des Arbeitsverhältnisses, wenn sie nicht zufrieden sind. Manchmal passen neue Mitarbeiter und ältere Kollegen einfach nicht zusammen. Beide hatten anderen Vorstellungen von der Arbeitsauffassung, dem Fleißgrad, der Flexibilität oder der Selbstständigkeit des neuen Kollegen oder der jungen Mitarbeiterin. In diesem Fall ist die vorzeitige Beendigung des Arbeitsverhältnisses keine Schande.
Dennoch kann die Angst vor Kündigung in der Probezeit die Anwesenheit in der Firma erheblich belasten. Die Frage ist jedoch, ob die Angst als berechtigt erscheint und auf Sachgründen beruht – oder ob es eigentlich keinen Grund gibt, vor einer vorzeitigen Kündigung Angst zu haben. Ein Hauch von Unsicherheit schwebt immer über dem Leben (siehe auch: Angst vor neuer Arbeit). Doch wenn man mit den neuen Kollegen gut auskommt und der Arbeitgeber gute Leistungen des neuen Kollegen als Rückmeldung erhält, ist eine Übernahme in ein festes Arbeitsverhältnis anzunehmen.
Zu viel Angst vor der Probezeitkündigung
Angst kann lähmen. Sie blockiert das Denken, Ängste fokussieren die Gedanken auf Ereignisse, die möglicherweise nie eintreten. Die Befürchtung, eine Probezeitkündigung zu erleben, kann die eigentlich mögliche Arbeitsleistung torpedieren. Wenn die Angst vor Kündigung in der Probezeit überhandnimmt, ist es umso wahrscheinlicher, dass man genau das erlebt, was man vermeiden wollte: die vorzeitige Aufkündigung eines Probearbeitsverhältnisses. Der Arbeitnehmer darf wegen der Kündigungsfrist nach der Kündigung noch zwei Wochen weiterarbeiten. Dann ist das probeweise eingegangene Arbeitsverhältnis Geschichte.
Zum einen haben die Betroffenen sich eine selbsterfüllende Prophezeiung in den Weg gestellt. Zum anderen haben sie einer irrationalen Angst nachgegeben, für die es keinen realistischen Grund gab. Permanente Angst vor einer Probezeitkündigung kann durchaus einen Krankheitswert haben. Sie kann mit der Zeit ausufern. Der Bezug der Ängste und Befürchtungen ist aber nicht realistisch. Der oder die Betroffene folgt vielmehr unangemessenen Befürchtungen, die keine realistische Grundlage haben. Sie unterliegen Fantasien und Schreckgespenstern. Solche Mitarbeiter wirken auf die Kollegen fahrig und unsicher. Sie machen viele Fehler.
Die Panik vor der möglichen Probezeitkündigung wird mit jedem Fehler größer. Die Angst lässt die Konzentration einsinken. Es gibt für die Betroffenen kein anderes Thema mehr. Wenn schon der Gedanke an den nächsten Arbeitstag, den Vorgesetzten oder die Kollegen Panikattacken auslösen kann, ist eine Angststörung gegeben (vgl. Angst vor Probearbeit). Die Angst vor Kündigung in der Probezeit dominiert alles. Am Ende sieht sich ein an sich fähiger Mitarbeiter als Versager. Er versteht die Welt nicht mehr. So etwas ist ihm noch nie passiert. Ob dies sein erster Arbeitsvertrag überhaupt war, oder ob der Betroffene nach Jahren ein neues Arbeitsverhältnis eingegangen ist, spielt dabei keine Rolle.
Die Probezeit ist eine Bewährungsprobe
Angststörungen können potenziell jeden treffen. Wer eine ängstliche Natur ist oder bereits mit einer Angststörung lebt, sollte sich behandeln lassen, bevor er einen neuen Job anfängt. In einem neuen Job sollte man durch Fleiß und Anpassungsfähigkeit, Flexibilität und Serviceorientiertheit auffallen, nicht durch Panik im Blick.
Die Angst vor Kündigung in der Probezeit ist oft gar nicht berechtigt. In einer Zeit, wo es an Ausbildungswilligen und Fachkräften mangelt, werden in vielen Branchen händeringend Arbeitskräfte gesucht. Es ist also eher unwahrscheinlich, dass jemand bei normalem Verhalten, Lernbereitschaft und einem freundlichen Wesen eine Probezeitkündigung erhalten wird. Der Knackpunkt ist aber: ausufernde Ängste sind irrational. Wer ihnen nachgibt, hat es im Arbeitsleben schwer – insbesondere, wenn es ihm an Selbstwertgefühl und Konzentrationsfähigkeit mangelt.
Die Kollegen merken schnell, dass der neue Mitarbeiter unsicher und ängstlich wirkt. Gesucht werden aber Menschen, die selbstbewusst sind. Sie sollten die richtigen Fragen stellen und möglichst bald gut eingearbeitete Mitarbeiter sein, die die Last der Arbeit mit den anderen teilen. Wenn die Möglichkeit zur Selbstentfaltung lediglich Ängste und abstruse Fantasien befeuert, läuft etwas falsch. Es könnte sich um eine Angststörung handeln. Angsterkrankungen sind an Panikattacken, destruktiven Gedanken, Herzrasen, Schlafstörungen, Schweißausbrüchen, Fahrigkeit und Unkonzentriertheit, Unsicherheit, Nervosität und innerer Unruhe erkennbar.
Jeder neue Mitarbeiter ist nervös, wenn er eine neue Stelle antritt oder zum ersten Mal als Arbeitnehmer eine Firma betritt (siehe auch: erster Arbeitstag Angst). Normalerweise helfen einem die Kollegen schnell darüber hinweg. Sie nehmen neue Mitarbeiter unter ihre Fittiche und arbeiten sie ein. Normalerweise schwindet die latente Angst vor Kündigung in der Probezeit mit jedem Arbeitstag. Im Übrigen unterliegen auch eine Probezeitkündigung einer Kündigungsfrist. Die Kündigung während der Probezeit bedarf außerdem einer nachvollziehbaren Begründung. Auch wenn Lehrjahre im Allgemeinen keine „Herrenjahre“ sind, wächst man doch mit seinen Aufgaben.
Ein Arbeitgeber hat gar kein Interesse daran, einen neuen Mitarbeiter wieder zu verlieren. Doch es kommt vor, dass ein Arbeitnehmer sich so verhält, dass er untragbar ist oder nicht ins Team passt. In den meisten Fällen spürt er das auch selbst. Siehe auch: Angst vor Kündigungsgespräch mit Chef, Angst keinen Job zu finden.
Was tun, wenn Angst vor Probezeitkündigung alles dominiert?
Zunächst können die Betroffenen es mit einem pflanzlichen Beruhigungsmittel versuchen. Auch ermutigende Affirmationen oder Entspannungsübungen können sich als hilfreich erweisen. Das Internet bietet Foreneinträge und Artikel zum Thema. Außerdem sind ehrliche Gespräche mit guten Freunden hilfreich. Doch wenn das neue Arbeitsverhältnis zu stark von den eigenen Ängsten belastet wird, sollte man einsehen, dass man Hilfe braucht. Wenn die Angst vor Kündigung in der Probezeit den gesamten Tag bestimmt, sollten die Betroffenen an eine Psychotherapie denken. Sie sollten erforschen, warum Angst sie lähmt.
Als ersten Schritt zur Angstbewältigung könnten Betroffene dem direkten Vorgesetzten von ihren Problemen erzählen. Es ist sinnvoll, in diesem Gespräch einen Vorschlag für Problemlösungen zu machen. Schon vor diesem Gespräch könnte der Mitarbeiter sich um einen Therapieplatz bemühen. Der Chef sollte selbstständige Ansätze zur Lösung des Problems erkennen können. Außerdem kann der Betroffene vor Ablauf der Probezeit mit dem Vorgesetzten über eine Probezeitverlängerung sprechen. Diese Möglichkeit gibt es. Wenn die Betroffenen dazu nicht den Mut finden, sollten Arbeitgeber und Arbeitnehmer sich gegebenenfalls im Guten trennen.
Oft kann der Vorgesetzte dem Betroffenen aber die Ängste vor der Probezeitkündigung nehmen. Sofern die Angststörung einen Mitarbeiter nicht komplett lähmt, gibt es Hoffnung. Junge Mitarbeiter mit Ängsten können beispielsweise einen souveränen älteren Kollegen an die Seite gestellt bekommen, der sie unterstützt. Angstgeplagte Kollegen können eine Psychotherapie beginnen. Andernfalls ist eine Probezeitkündigung vielleicht die beste Lösung. Das probehalber eingegangene Arbeitsverhältnis wird im gegenseitigen Einvernehmen aufgelöst. Das ist kein Drama.
Viel schlimmer wäre es, seine überbordenden Ängste mit Beruhigungsmitteln, Alkohol oder Drogen zu bekämpfen und sich ihnen nicht zu stellen. Die Frage ist: Bekommt ein Betroffener seine Probleme rechtzeitig selbst in den Griff? Haben die Ängste einen Krankheitswert oder nicht?
- Der erste Schritt ist die Erkenntnis, dass man Hilfe braucht.
- Der zweite ist, sich Hilfe zu suchen.
Fakt ist: Angststörungen sind gut behandelbar. Ängste können medikamentös und psychotherapeutisch gelindert werden.
Quellen:
- de.wikipedia.org/wiki/Angstst%C3%B6rung
- berliner-kurier.de/ratgeber/neuer-job-keine-angst-vor-der-probezeit-kurier-klaert-sechs-mythen-zum-berufseinstieg-auf-li.177556
- arbeitsrechte.de/kuendigung-in-der-probezeit/
- dgbrechtsschutz.de/recht/arbeitsrecht/befristung/die-10-wichtigsten-fragen-zur-probezeit/
- lebensleicht-blog.de/psychologie-des-alltags/angst-phobien-panik/wann-hat-angst-einen-krankheitswert.html
- ich-habe-auch-angst.de/eure-frage-wann-ist-es-normale-angst-und-wann-eine-ernste-angststoerung/
- mdr.de/wissen/ab-wann-ist-angst-ungesund-100.html
- focus.de/finanzen/karriere/arbeitsrecht/wissen-was-der-chef-nicht-weiss-irrtuemer-aus-dem-arbeitsrecht_id_2790444.html