Angst vor neuer Arbeit

Angst vor neuer Arbeit? (© Yuri Arcurs / Fotolia)

Angst vor neuer Arbeit: Woher sie stammt und wie man ihr begegnet

Bei der Angst vor einer neuen Arbeit und neuen Herausforderungen kommen Grundängste des Menschen sowie ganz moderne Ängste zusammen. Meistens taucht sie kurzzeitig und direkt vor dem Antritt einer neuen Stelle auf. Sehr selten wird sie zu einem wiederkehrenden oder wirklich krankhaften Phänomen.

Was ist die Angst vor neuer Arbeit genau?

Menschen treten in ihrem Leben immer wieder neue Arbeitsverhältnisse an. Heute sind die Wechselhäufigkeiten wesentlich höher als noch vor 50 oder sogar 100 Jahren, als es mitunter üblich war, ein Arbeitsleben lang im selben Betrieb zu bleiben.

Dennoch erlebt ein großer Teil der Arbeitnehmer nicht allzu oft den Wechsel in eine neue Stelle.

Im Billiglohnbereich, bei den Aushilfsjobs und bei sehr schlecht bezahlten Arbeiten kommen Wechsel häufiger vor. Ebenso sind Menschen betroffen, die sich mit der beruflichen Orientierung und Erfüllung schwertun.

Die Angst vor neuer Arbeit gleicht auf den ersten Blick der Angst vor dem ersten Arbeitstag (Angst vor dem ersten Arbeitstag), dennoch verbergen sich etwas andere Aspekte hinter ihr.

Bei der Angst vor dem ersten Arbeitstag beziehen sich die Befürchtungen auf den ersten Tag,

  • das Kennenlernen neuer Kollegen
  • Bedenken bezüglich der eigenen Performance
  • soziale Ängste (vgl.: Angst vor sozialen Kontakten)
  • die Konfrontation mit einem neuen Chef und Vorgesetzten (vgl. Angst vor Chefin)
  • Unsicherheiten bei allem Neuen
  • Versagensängste.

Hat ein Mensch dagegen Angst vor der neuen Arbeit, kommen weitere Aspekte zum Tragen. Meistens beziehen sich die Befürchtungen nicht so sehr auf den ersten Tag und die zahlreichen Begegnungen mit neuen Menschen. Vielmehr sind diese Ängste langfristiger angelegt:

  • Unsicherheiten, der Arbeit gerecht werden zu können.
  • Befürchtungen, das Unternehmen oder die Sparte könnten nicht richtig sein.
  • Ängste, dass sich einmal gemachte schlechte Erfahrungen wiederholen.
  • Angst, dauerhaft nicht zu genügen und im Job zu versagen.
  • Ungute Gefühle, sich in einem neuen Arbeitsumfeld einzuleben.

Auch bei der Angst vor einer neuen Arbeit oder einem neuen Arbeitsplatz spielen soziale Ängste eine Rolle.

Von beiden Formen der Angst vor Arbeit und Arbeitsumfeldern sind grundsätzlich eher besonders sensible und feinfühlige oder negativ geprägte Menschen betroffen.

Wer unter einer ängstlichen Persönlichkeitsstörung leidet (ängstliche Persönlichkeitsstörung) empfindet bei so ziemlich allen neuen, ungewohnten oder herausfordernden Umständen Ängste.

Was ist normal und wo beginnt die Störung?

Ängste rund um neue Aufgaben und unbekannte Situationen sind bis zu einem bestimmten Grad normal (siehe auch: Angst vor Probearbeiten). Sie steckt in unseren Instinkten. So wie jedes Tier in einem unbekannten Terrain vorsichtig vorgeht, ticken auch wir in unseren ältesten Anlagen.

Manche Menschen sind sozial versierter und gehen sicherer mit neuen Situationen um als andere.

Neben feinfühligen oder insgesamt ängstlichen Menschen sind solche von der Angst vor neuer Arbeit betroffen, die in der Vergangenheit schlechte Erfahrungen gemacht haben:

Kommt eine Arbeitnehmerin aus einem Arbeitsverhältnis, in dem es Probleme gab (mit dem Chef, den Kollegen oder den Anforderungen), wird sie einem neuen Job mit gemischten Gefühlen begegnen. Die Prägung der alten Erfahrung ist noch ganz frisch und Erlebtes nicht verarbeitet. Ängste werden dann viel eher auf eine neue Arbeit projiziert.

Hinter Ängsten vor Jobwechseln und neuen Arbeiten können auch Traumata oder ganz allgemein persönliche Prägungen aus der lang zurückliegenden Vergangenheit stecken.

Menschen, die ein schlechtes Selbstwertgefühl haben, können bereits in der Kindheit Abwertungen erlebt haben, wodurch sie sich in späteren Lebensjahren weniger zutrauen.

Haben sich Ängste vor dem Arbeitsplatz, einem neuen Unternehmen oder ähnliche zu einer pathologischen Störung entwickelt (Arbeitsplatzphobie), erleben Betroffene häufiger Jobwechsel.

Entweder suchen sie sich zielsicher Arbeitsstellen heraus, die ihren schlechten Erfahrungen entsprechen oder aber sie projizieren unverarbeitete Traumata in neue Umfelder und erschaffen sich so die Probleme.

Hier ist jeder, der momentan mit diesen Befürchtungen zu tun hat oder sie aus der Vergangenheit kennt, dazu aufgerufen sich selbst auf den Zahn zu fühlen und die Angst näher zu ergründen.

Insbesondere wenn Ängste geradezu irrational, übersteigert oder immer wiederkehrend sind und mit körperlichen Symptomen einhergehen, ist das Aufsuchen eines Therapeuten ratsam (siehe auch: Wann man zum Psychologen gehen sollte)

Ständige Jobwechsel: ein Teufelskreis

Haben Arbeitnehmer eine ständige Irrfahrt von einem Unternehmen zum anderen hinter sich, kommen nirgends an und haben immer wieder Probleme mit Chefs oder Kollegen, kann das ein wirtschaftlich bedrohlicher Teufelskreis sein.

Wer viele Arbeitsstellen in seiner Vita hat und oft wechselt, kann am Arbeitsmarkt gebrandmarkt sein. Dasselbe gilt, wenn Arbeitnehmer sich aus Angst vor Herausforderungen oder Bindungen immer nur auf kurzfristige Jobs oder Aushilfsstellen einlassen.

In diesem Fall muss geprüft werden, ob eine Arbeitsplatzphobie, eine Persönlichkeitsstörung oder eine andere ernste psychische Erkrankung ein glückliches Arbeitsleben behindern.

Angst vor neuer Arbeit? (© Yuri Arcurs / Fotolia)
Angst vor neuer Arbeit? (© Yuri Arcurs / Fotolia)

Die Furcht, Anforderungen nicht gerecht werden zu können

Oft berufliche Veränderungen auch mit Aufstiegen oder dem Wechsel in eine neue Sparte verbunden. Dann können Ängste aufsteigen, ob ein Betroffener oder eine Betroffene den neuen Anforderungen auch wirklich gerecht werden kann.

Solche Ängste sind normal. Nur wenn sie nach längerer Zeit und trotz Erfolge im Job als nagendes Gefühl bleiben, sind Arbeiten am eigenen Selbstwertgefühl oder eine Aufarbeitung der Vita angezeigt.

Ständige Befürchtungen vor neuen Aufgaben und Arbeitsabläufen, Mitarbeitern oder Veränderungen begünstigen die Ausbildung weiterer, ernsthafter Angststörungen, Depressionen, Einschlafprobleme oder Probleme mit dem sozialen Umfeld.

In der Regel sind Menschen von diesen subtilen Ängsten betroffen, die als Kinder und Jugendliche wenig Beistand oder Bestätigung aus dem sozialen Umfeld (Familie, Schule, Vereine usw.) bekommen haben. Diese Prägungen können, selbst wenn sie völlig irrational sind, auch später erhalten bleiben.

Symptome sind:

  • Nervosität
  • geistige und körperliche Blockaden
  • starkes Lampenfieber
  • Blackout
  • unsicher sprechen, Stottern
  • negative Gedanken und Grübeln
  • trockener Hals.

In diesem Video gibt die Psychologin Dr. Eva Wlodarek wertvolle Hilfestellungen zum Thema Versagensängste:

In sehr schweren Fällen von Versagensangst hilft nur der Therapeut

Nur in seltenen Fällen entwickelt sich auch diese Art der Angst zu einer schwer pathologischen Störung. Betroffene können dann ständig große Angst haben, den Job zu verlieren (vgl. auch: Angst vor Kündigungsgespräch) oder dumme Fehler zu machen. Nicht selten führen diese Ängste beziehungsweise Nervosität dann auch zu Fehlern im Job, welche die Angst scheinbar bestätigen.

Angst vor neuer Arbeit – Angst, die alte Arbeit aufzugeben

Bei manchen Menschen besteht eine so große Abneigung gegen Neues oder sich neuen Umfeldern anzupassen, dass sie in einer alten, unliebsamen Arbeit verharren. Siehe auch: Angst keinen Job zu finden.

Diese Personen verpassen oft wichtige Chancen im Leben. Sie verweigern sich mitunter dem beruflichen Aufstieg und notwendigen persönlichen Entwicklungsschritten.

Oft ist es auch die Angst vor der Unsicherheit an einem neuen Arbeitsplatz (Stichwort: Probezeit), die Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen in unbefriedigenden Jobs verharren lässt.

Über Ängste, die der eigenen Karriere im Wege stehen können, spricht der Coach Dr. Reinhard Pichler in diesem Video.

Angst vor der neuen Arbeit: Tipps und Hilfemaßnahmen

Betroffene sollten zunächst in sich gehen, ihre Gedanken und Gefühle betrachten und analysieren.

Arbeits-Ängste sind sehr oft mit einem mulmigen Gefühl in der Magengegend verbunden. Dort speichert der Körper alte, „unverdaute“ Emotionen. Es kann helfen, sich die Hände auf den Bauch zu legen und sich dann die Fragen zu stellen:

  • Wovor fürchte ich mich genau?
  • Sind meine Ängste berechtigt?
  • Bin in den neuen Anforderungen gewachsen oder nicht?
  • Hat meine Furcht mit Vorgesetzten, Kollegen oder der Arbeit an sich zu tun?
  • Stecken alte Erfahrungen dahinter?
  • Wie kann ich diesen Erfahrungen/Prägungen/Traumata begegnen?

Dieselbe Technik funktioniert auch mit den Händen auf das Herzzentrum gelegt. Die Antworten, die innerlich aufsteigen, können dann leicht variiert sein.

Beide Elemente geben gut Auskunft darüber, woher Ängste stammen und wie ernst sie zu nehmen sind.

Leichten Ängsten und Verstimmungen kann jeder mit Techniken wie EFT (Emotional Freedom Technique) begegnen.

Ballen sich rund um einen Jobwechsel Ängste zu scheitern, sozialer Druck und Spannungen auf, sollten Betroffene sich möglichst ablenken und schonen. Neben Ablenkungen, helfen Entspannungstechniken, Gespräche mit vertrauten Menschen und bewusste Selbstreflexionen.

Die eigenen Ängste niederzuschreiben kann helfen, konstruktiv mit den schlimmsten Befürchtungen umzugehen.

Gleichzeitig sollten Betroffene auch mit positiven Mindmaps, Collagen oder anderen Kreativtechniken zu positiven Erwartungen und Vorfreude arbeiten.

Siehe auch: Angst vor Kündigung in der Probezeit.