Unterschied Angst und Phobie

Unterschied Angst und Phobie (© fotodo / stock.adobe.com)

Über den Unterschied zwischen Angst und Phobie

Der Unterschied zwischen Angst und Phobie liegt in Art, Dimension und Ursprung bzw. dem Beziehungspunkt des Angstgefühls. Angst ist an sich eine wichtige menschliche „Alarmanlage“. Diese ist in jedem Menschen in unterschiedlichem Ausmaß vorhanden. Wir können beispielsweise Angst oder Furcht empfinden, wenn wir etwas als potenziell riskant oder gefährlich erkennen. Das mahnt uns zur Vorsicht. Es verhindert Selbstüberschätzung und unüberlegtes Handeln.

Worin liegt der Unterschied zwischen Angst und Phobie?

Sobald Menschen eine Situation als bedrohlich empfinden, entsteht ein gewisses Maß an Angst. Manche Menschen sind angstfreier. Andere sind von Natur aus ängstlicher. Überbehütete Kinder sind furchtsamer, wenn sie sich selbst überlassen werden. Kinder aus Gebirgsregionen kennen die Gefahren der Berge von Kindesbeinen an. Wenn solche Kinder später erfolgreiche Extrem-Bergsteiger werden, ist das nachvollziehbar. Solche Bergsteiger kennen die Angst vor Lawinen, Steinschlag, Gletscherspalten und Eisbruch.

Weil sie ihre Angst in Bahnen halten müssen, gehen Bergsteiger die ausgewählte Strecke in Gedanken immer wieder ab. Erst dann machen sie sich auf den Weg ins erste Basislager. Trotz aller zum Teil unkalkulierbarer Risiken ist die Angst nicht mehr der dominante Faktor. Solange sich diese Emotion im normalen Rahmen abspielt und auf reale Fakten bezieht, ist Angst ein gesundes Warnsignal. Wenn sich Ängste jedoch verselbstständigen, kann eine Phobie entstehen. Bei einer Phobie handelt es sich um eine Angststörung. Diese bezieht sich zwar auf eine reale Situation. Sie überfrachtet diese jedoch mit Befürchtungen irrationaler Natur.

Die meisten Menschen mögen keine Spinnen. Sie begegnen ihnen aber angstlos. Sie sind in der Lage, die Schönheit eines Spinnennetzes im Morgennebel zu bewundern. Sie können eine Spinne von der Wand entfernen und auf den Balkon tragen. Bei einer Spinnenphobie kann bereits das Wort „Spinne“ oder das Foto einer Spinne Schweißausbrüche, Angst, Atemnot, Fluchtinstinkte und Panik auslösen. Das ist eine unangemessene Reaktion auf eine harmlose Spinnen-Begegnung. Der reale Bezug ist bei Phobien zwar noch erkennbar, da die Angst sich auf ein Objekt, eine Situation, ein Tier oder einen Platz beziehen kann. Doch die Reaktion darauf ist krankhaft. Sie ist überfrachtet mit Fantasien und führt in der Folge zu Meidungsverhalten.

Während die Angst in den meisten Fällen maßvoll und gerechtfertigt ist, ist die Reaktion auf dasselbe Objekt und dieselbe Situation bei einer Phobie irrational, maßlos und verstörend. Selbst panische Angst ist bei psychisch gesunden Menschen berechtigt. Es liegt eine reale Bedrohung vor. Eine Panikattacke (s.a. Warum bekommt man Panikattacken?) ist angesichts ungefährlicher Auslöser nicht berechtigt. Daher ist Angst kein behandlungsbedürftiger Zustand. Die Angst legt sich, sobald die Gefahr vorüber ist. Bei einer Phobie wird die Angst hingegen aufrechterhalten. Sie wird zum Allgemeinzustand. Die ausgeuferten Ängste verselbstständigen sich. Sie „generalisieren“ und übertragen sich irgendwann auf anderes. Damit hat die Angst die Oberherrschaft über das Leben des Betroffenen erhalten.

Was sind typische Angstauslöser und Angstreaktionen?

Grundsätzlich löst eine reale, aber unbekannte, potenziell gefährliche oder risikobehaftete Situation Ängste aus. Doch man kann sie trotzdem bewältigen. Es entsteht keine Angst vor Kontrollverlust oder Hilflosigkeit. Der Betroffene geht jedoch vorsichtiger und planvoller vor. Er wendet sich vielleicht an jemanden, der ihm hilft. Der Betroffene bleibt Herr der Lage, obwohl er Ängste verspürt.

Mancher hält die Angst für eine der machtvollsten Emotionen. Doch Angst ist ein beschützender Faktor. Ängste erinnern uns an Risiken und Gefahren. Sie mahnen zur Vorsicht. Insofern sind Ängste gesund. Typische Angstauslöser sind Prüfungen, die Furcht vor schweren Krankheiten, große Höhen oder Gebrechlichkeit im Alter. Wer hat nicht schon mal vor einer Prüfung Angst gehabt? Keiner, der bei Verstand ist, lässt Kerzen am Weihnachtsbaum ohne Aufsicht brennen. Wer Kinder hat, nutzt sicherheitshalber elektrische Christbaumkerzen. Darin ist eine vorbeugende Haltung enthalten, die Angstlosigkeit ermöglicht.

Unfälle können mit kleinen Kindern trotzdem passieren. Daher ist Wachsamkeit angebracht. Ein überbehütetes Kind wird daran gehindert, die Welt zu erforschen und eigene Erfahrungen zu machen. Risiken, die es nicht selbst einschätzen kann, muss die Mutter im Auge behalten.

Unterschied Angst und Phobie (© fotodo / stock.adobe.com)
Angst und Phobie, Angststörungen, Furcht, Angsterkrankung – der Unterschied liegt in unterschiedlichen Kombinationen von Ursache, Symptomen, Ausprägung / Ausmaß u.a. (© fotodo / stock.adobe.com)

Was sind typische Phobie-Auslöser und -reaktionen?

Wer wegen einer Phobie auf eine befürchtete Situation überreagiert, zeigt extreme und für andere nicht nachvollziehbare Reaktionen. Seine Befürchtungen erzeugen körperliche Symptome. Diese belegen das Angstobjekt mit übersteigertem Gefahrenpotenzial. Die Angst vor Kontrollverlust dominiert. Als typische Symptome auf harmlose Auslöser entstehen

  • Schweißausbrüche
  • Herzrasen, schneller Puls
  • Magen-Darm-Beschwerden
  • Atemprobleme
  • Beklemmungen
  • Schwindel
  • Panikattacken
  • innere Unruhe
  • Meidungsverhalten
  • oder Schlafstörungen.

Als Auslöser einer Phobie kommt so gut wie jedes Tier, jede beliebige Situation und jede Sache vor. Man kann eine Phobie auf bestimmte Tiere wie Spinnen, Mäuse oder Schlangen entwickeln, aber auch auf menschenleere Plätze, Menschenmengen, volle Kinosäle oder enge Fahrstühle. Phobien beziehen sich auf Spritzen, Zahnarztbesuche, Krankenhäuser, aber auch auf Knöpfe, öffentliches Reden, Gewitter oder die Notwendigkeit, ein Flugzeug zu besteigen. Man kann Phobien in spezifische Phobien, soziale Phobien (vgl.: Angst mit Menschen zu reden, Angst vor Kontakt mit Menschen), Panikstörungen wie die Agoraphobie und generalisierte Angststörungen unterscheiden.

Eine andere Möglichkeit ist, eine Unterscheidung zwischen sozialen Phobien, spezifischen Phobien wie der Höhenangst, der Flugangst oder der Angst vor Gewitter zu treffen. Dazu addieren sich Phobien, die Tiere oder Gegenstände betreffen. Im Grunde sind auch das spezielle Phobie-Auslöser. Anfangs bezieht sich die ausufernde Angst nur auf ein Objekt bzw. eine spezielle Situation. Sie kann sich aber auf weitere Objekte/Situationen ausdehnen. Die gesteigerte Angst nimmt immer mehr Raum im Betroffenen ein, Sie bezieht sich bald auch auf anderes.

Wenn Lebensentfaltung und Arbeitsleben darunter leiden, liegt eine generalisierte Angststörung vor. Latente Abneigungen gegenüber Spinnen nehmen keine solchen Dimensionen an. Haben sie sich aber zu einer Phobie entwickelt, begünstigt das irrationale Ängste. Die körperlichen Reaktionen darauf sind unverhältnismäßig. Sie stehen in keinem Verhältnis zur tatsächlichen Bedrohung. Der Unterschied zwischen Angst und Phobie ist offensichtlich.

Bei einer Phobie haben die Betroffenen keine Kontrolle mehr über ihre Reaktionen. Sie befürchten anhand der dramatischen Symptome vielfach, körperlich krank zu sein. Manchmal sind die Betroffenen sich bewusst, dass ihre Reaktionen unangemessen sind. Sie verbinden diese aber nicht mehr mit dem angstauslösenden Objekt. Die Angst vor der nächsten Panikattacke kann so groß werden, dass sie zu Meidungsverhalten führt. Die Betroffenen nehmen trotz längerer Reisedauer lieber die Bahn statt das Flugzeug. Sie meiden Wendeltreppen, hohe Türme, Kaufhäuser oder leere Plätze.

Je öfter angstauslösende Situationen gemieden werden, desto stärker werden sie mit irrationalen Ängsten belegt. Der Angstschleier legt sich schließlich über das gesamte Leben. Das führt zu innerer Lähmung und Angst vor der Angst.

Die Handlungsspielräume unterscheiden sich erheblich

Der bedeutendste Unterschied zwischen Angst und Phobie ist, dass die eigenen Handlungsspielräume unterschiedlich wahrgenommen werden. Angst motiviert zum vorsichtigen und überlegten Vorgehen. Sie warnt vor realen Gefahren. Man geht keine Risiken ein, sondern handelt überlegt.

Es kann durchaus passieren, dass eine angstbesetzte Situation wie eine dunkle Tunnel-Unterführung zu Rückzugsgedanken führt. Doch oft entscheiden sich die Betroffenen dafür, die Herausforderung proaktiv zu meistern. Sie sprechend sich Mut zu. Sie rufen eine Bekannte an, um die Unterführung gemeinsam zu meistern. Sie kontaktieren das „Heimwegtelefon“ – eine Einrichtung, die Menschen in solchen Situationen seelischen Beistand bietet. Zugleich ist der Betroffene nicht allein mit dem potenziellen Angstraum.

Phobische Ängste führen zum Vermeiden. Menschen mit einer Tunnelphobie gehen lieber weite Umwege, um die S-Bahn-Unterführung zu umschiffen. Ist das nicht möglich, fragen sie vielleicht einen Kollegen, ob sie in dessen Auto mitfahren können. Fällt der Kollege jedoch wegen seines Urlaubs aus, lässt sich ein Phobiker eher krankschreiben, als das Problem proaktiv zu lösen. Das ist der gravierende Unterschied zwischen Angst und Phobie. Beide können im Beispiel mit der Unterführung Fluchtinstinkte verspüren. Aber der Umgang mit diesem Reflex ist unterschiedlich. Vgl. auch: Skills gegen Panikattacken und Was machen gegen Angst.

Quellen:

  • wikiunterschied.com/angst-vs-phobie/
  • esdifferent.com/difference-between-fear-and-phobia
  • topdentis-cologne.de/unterschiede-angst-phobie-zahnarzt
  • activebeat.com/deu/haufige-beschwerden/die-10-haufigsten-ausloser-von-angst/
  • psychic.de/phobien-symptome.php
  • apotheken-umschau.de/krankheiten-symptome/psychische-krankheiten/phobien-phobische-stoerung-738661.html