F45.0 Diagnose erklärt

Somatoforme Störung - Diagnose F45.0 nach ICD-10 (© GoodIdeas / stock.adobe.com)
Somatoforme Störung - Diagnose F45.0 nach ICD-10 (© GoodIdeas / stock.adobe.com)

Bedeutung der Diagnose F45.0 laut ICD 10

Die Diagnose F45.0 nach der internationalen Klassifizierung ICD-10 beschreibt das Krankheitsbild „somatoforme Störung“.

Mit ICD-10 (International Classification of Diseases, 10th Revision) wird die 10. revidierte Ausgabe der international anerkannten Klassifizierung von Krankheiten angesprochen. In Deutschland gesellt sich noch das Kürzel GM (German Modification) für die deutsche Version hinzu. Die eigentliche Diagnose verbirgt sich hinter einer Kombination aus einem Buchstaben, zwei Ziffern, einem Punkt und nochmals einer Ziffer. Im vorliegenden Fall „ICD-10-GM F45.0“ lautet die Diagnose „somatoforme Störung“. Der Buchstabe F wird für alle psychischen Störungen und für alle Verhaltensstörungen verwendet. Die Entschlüsselung der ICD-Codes ist jedermann im Internet zugänglich, so dass es sich mitnichten um eine Art Geheimcode handelt.

Ein wesentliches Merkmal der somatoformen Störung liegt darin, dass – ähnlich wie bei primärem Bluthochdruck – keine Ursache für eine Organstörung erkennbar ist. Typisch für den Verlauf der somatischen Störung ist, dass nacheinander oder auch gleichzeitig verschiedene Organe betroffen sind. Die Diagnose F45.0 darf nur getroffen werden, wenn die körperlichen Symptome über einen Zeitraum von mindestens zwei Jahren auftreten. Weil keine körperliche Ursache für die Organbeschwerden ersichtlich ist, lässt sich die Abgrenzung zu hypochondrischen Beschwerden nicht immer einfach treffen. Für diese Art von Organbeschwerden steht das ICD-10-Kürzel F45.2 zur Verfügung. Falls die Beschwerden über einen Zeitraum von weniger als zwei Jahren wieder verschwinden, kann der Arzt auch die Diagnose „undifferenzierte Somatisierungsstörung“ stellen, für die gemäß ICD-10-GM das Kürzel F45.1 vorgesehen ist.

Quellen:

  • icd-code.de/suche/icd/code/F45.-.html?sp=Sf45.0
  • amboss.com/de/wissen/Somatoforme_St%25C3%25B6rungen

Leitsymptome der somatoformen Störung nach ICD-10 F45.0

Somatoforme Beschwerden sind immer körperbezogen, ohne dass der Grund für die Beschwerden ersichtlich ist. Bei den Betroffenen können ein einziges oder mehrere Organe betroffen sein. Eine gut verständliche Erklärung über die somatoforme Störung können Sie hier bei YouTube aufrufen.

Spezifische Leitsymptome existieren praktisch nicht, weil die Symptome den Symptomen entsprechen, die auch bei einer „echten“ Erkrankung des spezifischen Organs auftreten. Symptome treten häufig an folgenden Organsystemen auf:

  • Atmung; Luftnot, Gefühl der Enge im Hals
  • Herzkreislaufsystem; Beklemmungs- und Druckgefühl in der Brust, Herzrhythmusstörungen
  • Verdauungstrakt; Bauchschmerzen, Übelkeit, Völlegefühl, unregelmäßiger Stuhl
  • Urogenitalsystem; chronische Unterbauchschmerzen (Frauen), Reizblase, schmerzhaftes Wasserlassen
  • Somatoforme Schmerzstörung; anhaltende Schmerzen ohne körperlichen Befund

Für eine anhaltende somatoforme Schmerzstörung, die an den meisten Tagen über einen Zeitraum von mehr als sechs Monaten auftritt, gibt es nach ICD-10-GM das eigene Kürzel F45.4.

Quellen:

  • netdoktor.de/krankheiten/somatoforme-stoerung/
  • aerzteblatt.de/archiv/64188/Somatoforme-Stoerungen-und-Funktionsstoerungen

Somatoforme Störung kann Beziehung Arzt-Patient belasten

Wissenschaftlich fundierte Schätzungen gehen davon aus, dass etwa 16 bis 31 Prozent der Patienten, die einen Arzt für Allgemeinmedizin aufsuchen, somatoforme Störungen aufweisen. Die meisten Patienten möchten dann vom Arzt eine klare Diagnose hören und erwarten ein entsprechendes Rezept. Falls sich die Beschwerden des Patienten als somatoforme Störungen herausstellen, wird es für den Arzt mitunter schwierig, dem Patienten erklären zu müssen, dass keine Fehlfunktion des betroffenen Organs vorliegt, sondern dass es sich letztlich um psychisch bedingte Beschwerden handelt.

Uneinsichtige Patienten verlangen dann ausführliche körperliche Untersuchungen. Auslöser für die Störungen können langanhaltende Stresssituationen oder auch traumatische Erlebnisse sein. In den meisten Fällen ist auch eine dauerhafte Überforderung zu erkennen. In einem ausführlichen Interview werden hier in diesem YouTube Video die Unterschiede zwischen somatoformen Störungen und psychosomatischen Beschwerden erklärt.

Eine erfolgversprechende Therapie muss diesen Tatbestand berücksichtigen. Falls beispielsweise eine psychotherapeutische Behandlung indiziert ist, muss der Patient aktiv mitarbeiten, um seine Probleme überwinden zu können. Nicht einsichtige Patienten neigen dazu, dann den Arzt zu wechseln, und es kann zu dem berüchtigten Ärztehopping kommen mit häufig unterschiedlichsten Diagnosen.

Wie kann die somatoforme Störung therapiert werden?

Häufig tritt die somatoforme Störung nicht isoliert auf, sondern parallel zu anderen psychischen Erkrankungen wie Angststörungen, Depression und ähnlichen Beschwerden. Vor Festlegung eines Therapieplans sollten mögliche Begleiterkrankungen abgeklärt werden, weil sie in der Therapie mitberücksichtigt werden müssen. Es hat sich herausgestellt, dass zu Beginn der Behandlung die sogenannte Psychoedukation ein wichtiger Erfolgsgarant für die eigentliche psychotherapeutische Behandlung sein kann. In der Psychoedukation werden mögliche Ursachenfaktoren für die Störung offen angesprochen. Der Patient oder die Patientin müssen erkennen, dass ein Erkennen möglicher Ursachen für die Erkrankung bereits einen wichtigen Schritt zur Überwindung der somatoformen Störung bedeuten. Für die eigentliche Therapie kommen in erster Linie psychotherapeutische Behandlungen infrage.

In einigen Fällen, vor allem, wenn parallel zu den somatoformen Störungen auch andere psychische Erkrankungen wie Depressionen hinzukommen, kann zu der psychotherapeutischen Behandlung auch eine Medikation indiziert sein. Häufig besteht dann zunächst das Ziel darin, eine festgestellte Disbalance von Serotonin oder Dopamin, den beiden wichtigsten Botenstoffen (Neurotransmitter) im ZNS zu beseitigen. Deshalb werden in diesen Fällen häufig selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) oder andere moderne Neuroleptika verschrieben. Dabei ist allerdings zu beachten, dass die erwünschte Wirkung häufig erst nach einer langen Einnahmeperiode von bis zu 12 Wochen einsetzt und dass viele der Medikamente ein hohes Potenzial an unerwünschten Nebenwirkungen aufweisen.

Somatoforme Störung - Diagnose F45.0 nach ICD-10 (© GoodIdeas / stock.adobe.com)
Somatoforme Störung – Diagnose F45.0 nach ICD-10 (© GoodIdeas / stock.adobe.com)

Das könnte Sie auch interessieren: