F45.2 Diagnose verstehen

F45.2 Diagnose laut ICD | Hypochondrische Störung (© Klaus Eppele / stock.adobe.com)
F45.2 Diagnose laut ICD | Hypochondrische Störung (© Klaus Eppele / stock.adobe.com)

Das Kürzel F45.2 steht in der ICD-10 Klassifizierung für hypochondrische Störung als Diagnose.

Die Klassifizierung von Krankheiten nach ICD-10 erscheint auf den ersten Blick wie ein Geheimcode. Die „Entschlüsselung“ ist aber relativ einfach, weil die Informationen jedermann über eine einfache Internet-Recherche zugänglich sind. ICD-10-GM (International Classification of Diseases, 10th Revision, German Modification) wie das Kürzel vollständig lautet, bedeutet nichts anderes als Deutsche Fassung der 10. Auflage der internationalen Klassifizierung von Krankheiten. Die Diagnose nach ICD-10 erfolgt über ein genormtes weiteres Kürzel. Es besteht aus einem Großbuchstaben, gefolgt von zwei Ziffern, einem Punkt und einer weiteren Ziffer. Unter den Buchstaben F werden alle psychischen Störungen und Verhaltensstörungen subsumiert. Die Ziffernfolge 45 steht für somatoforme Störungen, für körperliche Symptome, für die keine körperlichen Befunde erkennbar sind. Mit der vollständigen Bezeichnung F45.2 wird eine hypochondrische Störung angesprochen, die als Untergruppe einer somatoformen Störung gilt.

Die hypochondrische Störung ist von der Angst der oder des Betroffenen geprägt, an einer schweren, fortschreitenden körperlichen Krankheit zu leiden. Die Aufmerksamkeit der Patienten ist zum größten Teil auf ihre körperlichen Phänomene und Beschwerden gerichtet. Die hypochondrische Störung nach ICD-10-GM F45.2 umfasst folgende Einzeldiagnosen:

  • nicht wahnhafte Dysmorphophobie (gestörte Wahrnehmung des eigenen Körpers)
  • Hypochondrie
  • Hypochondrische Neurose
  • Körperdysmorphophobe Störung (Unzufriedenheit mit Erscheinungsbild des eigenen Körpers)
  • Nosophobie (krankhaft gesteigerte Angst vor Krankheit), vgl. https://www.angst-verstehen.de/nosophobie/

Leitsymptome der hypochondrischen Störung nach ICD-10-GM F45.2

Die hypochondrische Störung ist dadurch gekennzeichnet, dass Aufmerksamkeit, Sorgen und Ängste der Betroffenen ständig darum kreisen, schwer zu erkranken oder bereits an einer schwerwiegenden Erkrankung zu leiden. Meist verdichten sich die Vorstellungen im Verlauf der Zeit auf eine oder mehrere konkrete Erkrankungen. Geringfügigste Symptome werden als gravierend empfunden und erhärten die Vorstellung, bereits an einer gravierenden Krankheit zu leiden.

Hypochonder haben das ständige Bedürfnis, vermeintliche Symptome abklären zu müssen, um eine Bestätigung über ihren scheinbar katastrophalen Gesundheitszustand zu erhalten. Die Angst vor Krankheiten konzentriert sich bei den Betroffenen häufig auf den Magen-Darm-Trakt und auf Haut- oder Brustkrebs. Eine Betroffene schildert in diesem YouTube Video ihre Erlebnisse und Erfahrungen mit der hypochondrischen Störung.

Häufig tritt die hypochondrische Störung nicht isoliert auf, sondern wird von einer Depression begleitet, was zu Konsequenzen für eine mögliche Therapie führt. Die dauernde Beschäftigung mit der vermeintlichen Erkrankung führt dazu, dass sich vermeintliche Symptome tatsächlich körperlich manifestieren können, ohne dass sich eine Ursache feststellen lässt. Die Symptome tragen dann Züge einer somatoformen Störung. Das Krankheitsbild der hypochondrischen Störung ist insgesamt sehr differenziert. Allen Erscheinungsformen ist allerdings gemeinsam, dass Krankheitsängste allmählich die Lebensqualität und den Alltag im beruflichen und privaten Umfeld stark beeinträchtigen.

Kognitiv-behaviorale Psychotherapie mit Aussicht auf Heilungserfolg bei einer hypochondrischen Störung

Die besten Erfolge bei der Behandlung einer hypochondrischen Störung bieten psychotherapeutische Behandlungen aus dem edukativen oder kognitiv-behavioralen Bereich.

Im ersten Teil der Behandlung geht es darum, dem Patienten die bestehenden Verknüpfungen zwischen Psyche und Soma, also zwischen Psyche und Körper zu vermitteln. Die Vorstellungen und übersteigerten Ängste des Betroffenen werden in die Therapie mit einbezogen. Über eine Rationalisierung der übersteigerten Ängste können diese teilweise abgebaut werden, wenn der Patient entsprechend mitarbeitet und sich die aufgezeigten psychosomatischen Zusammenhänge zu eigen macht. Besonders wichtig ist es, dass der Therapeut ein besonderes Vertrauensverhältnis zum Patienten aufbauen kann, weil viele Hypochonder ein bis zu mehreren Jahren andauerndes Ärztehopping mit vielen Enttäuschungen wegen vermeintlicher oder echter Fehldiagnosen hinter sich haben. Der Einleitungsteil der Psychotherapie kann mehrere Sitzungen umfassen.

In dem sich anschließenden Hauptteil der kognitiv-behavioralen Therapie geht es zunächst darum, die körperlichen Symptome, die bisher wegen übersteigerter Wahrnehmung starke Ängste ausgelöst haben, anders und weniger bedrohlich wahrzunehmen. Anhand einfacher, praktischer Experimente kann dem Patienten der Zusammenhang zwischen ständiger gedanklicher Hinwendung und daraus resultierender Rückmeldung vor Augen geführt werden. Beispielsweise führt eine gedankliche Konzentration auf ein bestimmtes, nicht betroffenes Körperteil wie Fuß oder Knie bereits nach ein oder zwei Tagen zu einer Empfindung von Kribbeln, Schmerzen oder anderen Empfindungen. Der Patient lernt durch diese Erfahrungen, dass auch alternative Interpretationen somatischer Rückmeldungen vielleicht zutreffender sein können als die zwanghafte Assoziierung mit einer lebensbedrohlichen Krankheit.

Kann eine hypochondrische Störung nach ICD-10-GM F45.2 medikamentös behandelt werden?

Fachärzte schätzen, dass etwa bis zu 40 Prozent der von einer hypochondrischen Störung Betroffenen gleichzeitig an anderen psychischen Symptomen wie depressive Verstimmung, Depression oder einer anderen Form einer psychischen Erkrankung leiden. Das eröffnet die Chance, parallel zu einer Psychotherapie den angestrebten Behandlungserfolg durch geeignete Medikamente zu unterstützen.

Meist lässt sich bei manifestierten Problemen im psychischen Bereich auch eine Störung in der Signalübertragung zischen den Nerven im Zentralnervensystem. Für die Signalübertragung sind Neurotransmitter, auch Botenstoffe genannt verantwortlich. Wichtige Neurotransmitter sind Serotonin und Dopamin. Wenn die Konzentration der Botenstoffe nicht den Normwerten entspricht, treten psychische Störungen auf. Bestimmte Medikamente wie selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) und andere Antidepressiva können – begleitend zur Psychotherapie – für eine Wiederherstellung der „richtigen“ Konzentration bestimmter Botenstoffe wie Serotonin und Dopamin sorgen und so unterstützend wirken.

F45.2 Diagnose laut ICD | Hypochondrische Störung (© Klaus Eppele / stock.adobe.com)
F45.2 Diagnose laut ICD | Hypochondrische Störung
(© Klaus Eppele / stock.adobe.com)

Quellen und weiterführende Materialien:

  • https://www.icd-code.de/suche/icd/code/F45.-.html?sp=Sf45.2
  • https://www.amboss.com/de/wissen/Somatoforme_St%25C3%25B6rungen
  • https://www.netdoktor.de/krankheiten/hypochondrie/
  • https://www.aerzteblatt.de/archiv/64188/Somatoforme-Stoerungen-und-Funktionsstoerungen
  • https://www.neurologen-und-psychiater-im-netz.org/psychiatrie-psychosomatik-psychotherapie/therapie/psychoedukation/was-ist-psychoedukation/
  • https://focus-arztsuche.de/magazin/krankheiten/psychische-erkrankungen/wie-aerzte-hypochondrie-erkennen-und-behandeln

Weitere ICD Diagnosen erklärt:

Siehe auch: