Ab Xanax, Tafil, Xanor – oder wie auch immer die konkrete Produktmarke heißt: In den USA gehört Alprazolam zu den meistverschriebenen Tranquilizern. Es handelt sich dabei um ein Medikament, ein Beruhigungsmittel, das in Situationen akuter Spannungszustände für die Betroffenen sehr hilfreich sein kann, jedoch birgt dieses Benzodiazepin auch eine besonders hohe Suchtgefahr. Da sich Alprazolam auch in Deutschland steigender Beliebtheit erfreut – sowohl für medizinische als auch für missbräuchliche Zwecke – haben wir hier für Sie alles Wissenswerte über dieses Medikament zusammengestellt.
Lesen Sie zunächst in einem groben Überblick das Wesentliche über dieses Medikament. Anschließend haben wir einige detaillierte Informationen für Sie zusammengetragen, insbesondere, was das Ausschleichen und den Entzug von Alprazolam angeht.
Was ist Alprazolam?
Alprazolam ist ein Benzodiazepin mit mittelfristiger Wirkung. Seine Halbwertszeit beträgt etwa 12 Stunden, wobei diese bei Senioren und bei Menschen mit Niereninsuffizienz verlängert sein kann. Die Halbwertszeit gibt an, nach welcher Zeit sich noch die Hälfte der Substanz im Körper befindet. Beliebt ist dieses Medikament vor allem deshalb, weil es sehr schnell anflutet, d.h. die Wirkung entfaltet sich sehr schnell. Personen, die unter akuten psychischen Spannungszuständen wie Panikattacken leiden, empfinden die Wirkung dieses Benzodiazepins deswegen als eine Erleichterung.
Benzodiazepine wie Alprazolam docken im Gehirn an die GABA-Rezeptoren an. GABA ist ein hemmender Mechanismus im Gehirn, sozusagen ein körpereigenes Beruhigungsmittel. Durch Benzodiazepine wird die Wirkung von GABA verstärkt, wodurch sich die entspannende, beruhigende, angstlösende, krampflösende und muskelentspannende Wirkung erklärt. Aus diesem Grunde gehören Tranquilizer vor allem in der Akutpsychiatrie noch immer zu den wichtigen Notfallmedikamenten.
Alprazolam wurde 1981 von der Firma Upjohn in den USA unter dem Handelsnamen Xanax auf den Markt gebracht. 1984 folgte die Markteinführung in Deutschland unter dem Handelsnamen Tafil. Inzwischen ist Alprazolam unter verschiedenen Handelsnamen erhältlich: Xanax, Xanor, Tafil etc. Da mit Auslaufen des Patentschutzes zahlreiche Generika (Nachahmerpräparate) auf den Markt kamen, gibt es in anderen Ländern viele alternative Bezeichnungen für Xanax.
Wofür wird es eingesetzt?
Tafil kommt bei psychischen Beschwerden wie Angstzuständen und Panikattacken zum Einsatz. Jedoch sollte die Behandlung mit diesem Mittel nur kurzfristig angelegt sein, die Empfehlung lautet zwei bis vier Wochen und maximal bis zu 6 Wochen. Da Xanax auch eine antidepressive Wirkung hat, wird es vor allem in den USA auch eingesetzt, um kurzfristig depressive Begleiterkrankungen zu behandeln. Bei längerfristigem Gebrauch kann sich eine depressive Erkrankung durch Xanor jedoch verstärken.
Als Off-Label-Use verschreiben viele Ärzte dieses Arzneimittel als Schlafmittel. Off-Label-Use bedeutet, dass das Arzneimittel zwar offiziell keine Zulassung für diese Indikation hat, es aber dennoch Usus ist, das Medikament für solche Zwecke zu verschreiben.
In Deutschland ist Alprazolam in Dosierungen von 0,25, 0,5 und 1 mg erhältlich. In den USA gibt es auch andere Dosierungen sowie Alprazolam in Tropfen-Form. Bei den empfohlenen Dosierungen zur Behandlung von akuten Erregungs- und Spannungszuständen unterscheiden sich die Zahlen:
- Manche empfehlen zur Akutbehandlung über wenige Wochen eine Dosierung mit einer Einnahme von drei Mal täglich 0,25 mg und weisen darauf hin, dass diese Dosierung bei Bedarf bis auf 4 mg gesteigert werden kann.
- Jedoch sind 4 mg Xanor eine sehr hohe Dosis und entsprechen 40 mg Diazepam.
- Besser ist es, die Dosierung so niedrig wie möglich zu halten, die kleinste wirksame Dosis zu wählen und das Medikament so selten wie möglich zu nehmen. Dies gilt vor allem hinsichtlich der Entwicklung einer möglichen Toleranz und/oder Abhängigkeit.
Mögliche Nebenwirkungen
Die möglichen Nebenwirkungen erklären sich aus dem Wirkmechanismus. Zu nennen sind hier vor allem:
- Müdigkeit, Benommenheit und Schwindel
- verringerte Konzentrations- und Reaktionsfähigkeit, Aufmerksamkeitsdefizite
- emotionale Abstumpfung, Affektverflachung, Gefühl, wie „in Watte gepackt“ zu sein, alles „ist egal“
- Bewegungs- und Gangunsicherheit, Muskelschwäche, Sturzgefahr (vor allem bei Senioren)
- Tremor
- Kopfschmerzen
- vegetative Störungen
- Verwirrtheit
Bei längerfristigem Gebrauch von Mitteln wie Xanor kann es auch zu folgenden Nebenwirkungen kommen:
- Erhöhung des Hormons Prolaktin im Blut
- Menstruationsstörungen
- Leberfunktionsstörungen
Tranquilizer können – vor allem in Verbindung mit anderen Medikamenten und/oder Alkohol – Atemdepressionen auslösen. Beachtenswert sind auch folgende Nebenwirkungen:
- Mittel wie Tafil sind bekannt dafür, dass sie Gedächtnislücken für den Zeitraum nach der Einnahme (anterograde Amnesie) bewirken können. Jedoch weiß man auch, dass schon nach wenigen Wochen der Einnahme die Merkfähigkeit und das Gedächtnis generell schlechter werden. Vor allem bei Senioren sollte man deswegen nicht vorschnell auf eine beginnende Demenz schließen, sondern in Erwägung ziehen, ob womöglich Tranquilizer sogenannte „Alterserscheinungen“ auslösen. Wird Alprazolam ausgeschlichen und schließlich abgesetzt, bessern sich auch Gedächtnisstörungen nach einer gewissen Zeit wieder. (deutsche-apotheker-zeitung.de/daz-az/2018/daz-42-2018/sediertes-gedaechtnis@user-kmayer)
- Xanax kommt zwar zum Teil zum Einsatz, um depressive Begleiterkrankungen zu behandeln, jedoch kann längerfristig eine bestehende Depression verstärkt werden oder eine unterschwellig vorhandene Depression erst akut werden. Es ist deswegen nicht ratsam, Benzodiazepine längerfristig gegen Depressionen einzusetzen.
- Ein schwieriges Phänomen sind sogenannte „paradoxe Reaktionen“. Das bedeutet, das Arzneimittel löst das Gegenteil von dem aus, was es bezwecken soll. Es ist bekannt, dass es vor allem bei älteren Personen oder Kindern zu verstärkter Unruhe, Wut, Aggressivität, Feindseligkeit und Reizbarkeit kommen kann. Auch ist es denkbar, dass solche „paradoxen Reaktionen“ bei hohen Dosierungen und bei Langzeitgebrauch auftreten. Der Grund hierfür sind Veränderungen an den Rezeptoren im Gehirn.
- In seltenen Fällen kann Tafil Psychosen mit Realitätsverlust oder Halluzinationen auslösen. In Fällen mit solchen Nebenwirkungen muss die Behandlung beendet werden.
- In der breiten Bevölkerung eher unbekannt ist die Tatsache, dass Tranquilizer auf Dauer tatsächlich dümmer machen: Nach einem Jahr täglichen Konsums kann man bereits messen, dass der IQ durchschnittlich um etwa 10 Punkte nach unten geht.
- Der Wirkmechanismus von Tranquilizern besteht darin, dass sie in gewisser Weise das Gehirn „lahmlegen“ und die Betroffenen auf diese Art von zu starken Emotionen abschirmen. Dies kann in Akutfällen sinnvoll sein, bei langfristiger Einnahme leiden jedoch die Kreativität und das kreative Denken darunter.
- Bei Menschen mit bipolarer Störung (früher: manisch-depressiv) ist auch über Nebenwirkungen wie manische und hypomanische Zustände berichtet worden.
- Menschen, die Xanax einnehmen, sollten nicht Auto fahren und keine Maschinen bedienen. Bevor Sie sich ans Steuer setzen, sollten mindestens 48 Stunden nach der letzten Einnahme vergangen sein. Bei Verkehrsunfällen testet die Polizei unter Umständen auch auf Tranquilizer und es kann der Führerscheinverlust drohen. Wer beruflich in verantwortungsvoller Position Maschinen bedient, sollte Tafil nicht einnehmen.
Quelle: spiegel.de/gesundheit/diagnose/valium-und-co-die-gefaehrlichen-nebenwirkungen-von-benzodiazepinen-a-883500.html
Nebenwirkungen sind umso gravierender ausgeprägt, je länger und in je höherer Dosierung Xanax konsumiert wird.
Wechselwirkungen mit anderen Substanzen
Alkohol und Xanor verstärken sich gegenseitig in ihrer Wirkung, so dass die Effekte unkontrollierbar werden können. Dabei sind die Wechselwirkungen umso stärker je höher die konsumierte Dosis. Im Ernstfall droht ein Vergiftungszustand, der notärztlich behandelt werden muss.
Leider ist es eine Tatsache, dass viele Menschen mit Tranquilizer-Missbrauch auch eine zweite Suchtentwicklung mit Alkohol aufweisen. In diesem Fall können gefährliche Intoxikationen auftreten. Hierbei planen die Betroffenen meist nicht, sich das Leben zu nehmen, sondern erleiden im Laufe des Konsums einen Kontrollverlust. Eine doppelte Abhängigkeit ist natürlich schwieriger zu behandeln.
Vorsicht ist außerdem geboten, wenn Betroffene auch andere Medikamente einnehmen, die auf das zentrale Nervensystem einwirken. Hier sind zum Beispiel Neuroleptika (Antipsychotika), Antidepressiva oder sogenannte Stimmungsstabilisatoren wie Lithium oder Antiepileptika zu nennen. Dies gilt vor allem für trizyklische Antidepressiva (sogenannte Antidepressiva der älteren Generation) wie Imipramin.
Andere Substanzen, die zu Wechselwirkungen führen können:
- bestimmte Mittel gegen Pilzerkrankungen (Antimykotika)
- einige Schmerzmittel (Analgetika)
- orale Kontrazeptiva („die Pille“)
- bestimmte HIV-Medikamente
- pflanzliche Präparate wie Johanniskraut oder Kava Kava
- Fluoxetin, Sertralin (SSRI)
Diese Substanzen können den Abbau von Alprazolam über die Leber beeinflussen, so dass es zu einer Ansammlung im Körper kommen kann (http://de.wikipedia.org/wiki/Alprazolam).
Toleranz und Abhängigkeit
Tafil kann wie alle Benzodiazepine sehr schnell zu Toleranz und Abhängigkeit führen. Toleranz bedeutet, es werden immer höhere Dosen benötigt, um die gleiche Wirkung zu erzielen. Bei längerfristigem Gebrauch ist die Gefahr der psychischen und physischen Abhängigkeit deswegen sehr hoch.
Dabei berichten ehemalige Nutzer, dass der Entzug von Alprazolam (ebenso wie von Lorazepam, das ist Tavor) besonders schwer sein kann. Dies liegt zum einen daran, dass es nur eine mittlere Halbwertszeit aufweist und Entzugserscheinungen einsetzen können, wenn der Spiegel im Blut sinkt. Zum anderen weist dieses Arzneimittel einen komplexen Wirkungsmechanimus auf, so dass ehemalige Anwender berichten, dass sie zum Teil regelrecht „high“ davon waren. Ein relevanter Faktor dabei ist sicherlich auch, dass das Medikament sehr schnell anflutet. Beim Absetzen des Mittels sind deswegen verstärkt Depressionen, Unruhezustände und körperliche Begleiterscheinungen wie Frieren, Schwitzen oder Übelkeit möglich. Der Grund hierfür sind biochemische Veränderungen im Gehirn. Die Entzugserscheinungen können so quälend werden, dass Absetzwillige trotz aller guten Vorsätze doch wieder zum diesem Mittel greifen. Ein Teufelskreislauf entsteht, der mithilfe eines schrittweisen Ausschleichens durchbrochen werden muss.
Missbräuchlicher Konsum von Xanor, Xanax, Tafil
Tranquilizer wie Tafil werden auch in der Drogenszene gehandelt. Opiatabhängige benutzen häufig Tranquilizer, um den „Kick“ durch Heroin zu verstärken oder benutzen sie als Ersatz, wenn keine Opiate verfügbar sind. In der Szene kennt man Alprazolam unter verschiedenen Namen: „Alpras“, „Xannys“, „Xans“ oder einfach „Benzos“.
Dabei ist Xanax aufgrund seines schnellen Wirkungseintritt vor allem in den USA, aber auch in Deutschland zum Teil zur Party-Droge avanciert. Konsumenten nutzen es, um beispielsweise von aufputschenden Substanzen wie Amphetaminen, Kokain oder MDMA (Ecstasy) „runterzukommen“. Der Mischkonsum birgt dabei die Gefahr unkontrollierbarer Wirkungsentgleisungen und erhöht die Gefahr von lebensgefährlichen Intoxikationen.
Abhängige von Tranquilizern stehen häufig vor dem Problem, sich diese Medikamente immer und immer wieder beschaffen zu müssen. Da die ärztliche Verordnungspraxis bezüglich dieser Arzneimittel zunehmend restriktiv ist, sehen sich Betroffene häufig gezwungen, zu tricksen und zu betrügen, um sich immer neue Rezepte zu erschleichen. Nicht selten müssen Betroffene dann realisieren, dass sie in die kriminelle Halbwelt abgleiten, um sich das Medikament neu zu besorgen. Dies richtet gravierenden Schaden im sozialen Umfeld der Betroffenen an und beschädigt ihr Selbstbewusstsein.
Genau dieses Dilemma von Medikamenten-Abhängigen nutzen betrügerische Internetseiten, die einen rezeptfreien Bezug aus dem Ausland versprechen. Die Kunden sollen hierfür natürlich in Vorauskasse gehen, wobei die Preise für die Scheinmedikamente gesalzen sind. Hierbei ist anzumerken, dass illegaler Medikamentenbezug aus dem Ausland strafbar ist und der Zoll Medikamentenlieferungen aus dem Ausland streng kontrolliert.
Zudem bekommen gutgläubige Kunden, die in Vorauskasse gehen, vermutlich niemals eine Lieferung. Falls doch etwas ankommt, ist es im besten Falle gepresster Milchzucker, im schlimmsten Falle sind die Scheinmedikamente mit gesundheitsschädlichen Stoffen versetzt. Betrügerische Websites, die mit rezeptfreien Tranquilizern werben, erkennen Sie unter anderem an folgenden Merkmalen:
- Es wird der rezeptfreie Bezug von Xanor und ähnlichen Präparaten beworben, allerdings zu horrenden Preisen.
- Es ist kein Impressum auffindbar. Der Gesetzgeber schreibt die Listung eines Impressums jedoch zwingend vor.
- Die Texte sind in fehlerhaftem Deutsch verfasst.
Entzug von Alprazolam, Xanor etc.
Es wurde bereits angesprochen, dass der Entzug von Xanax aufgrund des spezifischen Wirkmechanismus dieses Tranquilizers sehr schwierig sein kann, wenn eine körperliche Abhängigkeit entstanden ist.
Grundsätzlich sollten Xanor und ähnliche Mittel niemals abrupt abgesetzt werden, sondern ausgeschlichen werden. Werden sie abrupt abgesetzt, kann es unter Umständen zu lebensgefährlichen Krampfanfällen kommen. Wer längere Zeit abhängig war, sollte einen langsamen Entzug ins Auge fassen, da die Entzugserscheinungen ansonsten zu gravierend sein können. Viele ehemals Abhängige haben gute Erfahrungen mit dem Ashton Manual gemacht: Heather Ashton von der Newcastle University gilt als Expertin auf diesem Gebiet. Die Anleitung kann unter https://www.benzo.org.uk/manual/ abgerufen werden.
Eine Alternative besteht darin, dass man mit einem Arzt seines Vertrauens einen begleiteten ambulanten Entzug macht. Der Arzt wird den Patienten hierfür wahrscheinlich zunächst auf ein langfristig wirksames Benzodiazepin wie Diazepam umstellen und dann langsam reduzieren. Langfristig wirksame Tranquilizer haben den Vorteil, dass der Spiegel im Blut weniger schwankt und deswegen weniger Entzugserscheinungen auftreten.
Wer mit einem selbständigen Ausschleichen nicht zurecht kommt, kann einen stationären Entzug in Erwägung ziehen. Der Vorteil ist, dass eventuelle medizinische Komplikationen wie Blutdruckentgleisungen (was nach Tranquilizer-Missbrauch zum Beispiel der Fall sein kann) gut aufgefangen werden können. Jedoch wird vielfach auch eingewendet, dass der stationäre Entzug viel zu schnell geht, sprich: dass viel zu schnell ausgeschlichen wird. Zudem sind meist Suchtstationen der psychiatrischen Landeskliniken hierfür in der Verantwortung und viele Patienten berichten, dass sie diese Umgebung als wenig angenehm bis hin zu verstörend empfinden. Um Entzugssymptome abzufedern kommen dabei vielfach andere Beruhigungsmittel (siehe auch den Artikel zu Beruhigungstropfen) wie niederpotente Neuroleptika zum Einsatz.
Eine Alternative besteht darin, spezielle Suchtkliniken aufzusuchen, die eventuell auch einen körperlichen Entzug durchführen. Die meisten Kliniken nehmen jedoch nur Patienten auf, die bereits stationär entgiftet haben oder aber es handelt sich um teure Privatkliniken für Privatpatienten oder Selbstzahler.
Mögliche Entzugserscheinungen beim Ausschleichen sind:
- Schlafstörungen, Schlaflosigkeit, Albträume, Nachtschweiß
- vegetative Störungen wie Schwitzen, Frieren, Übelkeit, Erbrechen, Magen-Darm-Beschwerden
- Stimmungsschwankungen, depressive Einbrüche, Aggressivität, Reizbarkeit, Nervosität
- Unruhe, Zittern, Angstzustände
- quälendes Verlangen nach der Substanz (Craving)
http://www.ratiopharm.de/assets/products/de/label/Alprazolam-ratiopharm%200%2C25%20mg%20Tabletten%20-%202.pdf?pzn=8703913
Es ist offensichtlich, dass als Entzugserscheinungen vor allem die Symptome auftreten, die ursprünglich mit der Einnahme des Mittels unterdrückt werden sollten. Unter Umständen sind diese Symptome noch stärker ausgeprägt als jemals zuvor (Rebound-Effekt). Im Extremfall können Halluzinationen und Psychosen auftreten.
Aus diesem Grunde wird ein „kalter Entzug“ von Tranquilizern heute nicht mehr durchgeführt, da die Entzugserscheinungen dann unter Umständen sogar lebensgefährlich werden können.
Da vor allem Menschen mit einer jahrelangen Tranquilizer-Abhängigkeit eine Menge dieser Substanzen im Körper akkumulieren (d.h. ansammeln, Tranquilizer lagern sich zum Beispiel im Fettgewebe ein), kann ein Entzug entsprechend sehr zäh werden. Dies hängt von der durchschnittlich konsumierten Dosis, von der Dauer des Konsums und von der Halbwertszeit des einzelnen Medikaments ab. Mit einigen Wochen Entzug muss man bei Xanor jedoch mindestens rechnen. Bis der Körper sämtliche Reste abgebaut und ausgeschieden hat, verstreicht jedoch noch wesentlich mehr Zeit. Tranquilizer sind im Organismus zum Teil noch ein halbes Jahr nach dem letzten Konsum nachweisbar.
Hilfreiche Informationen zu Tranquilizern im Allgemeinen und zum Ausschleichen im Besonderen gibt es in folgendem Selbsthilfe-Forum: https://adfd.org/austausch/viewtopic.php?f=58&t=12900&p=183197#p183197
Alprazolam und Komorbiditäten
Jeder Suchtentwicklung liegt ein ursprünglicher Anlass zugrunde, warum die Substanz überhaupt konsumiert wurde. Menschen, die unter Angstzuständen, Panikattacken und Besorgtheits- und Spannungszuständen leiden, werden eher versucht sein, Tafil einzunehmen als andere. Somit erklärt sich auch, warum die Rate an weiteren psychischen Erkrankungen unter Suchtkranken wie Tranquilizer-Abhängigen so groß ist: Zu nennen sind hier vor allem Angsterkrankungen, Zwangsstörungen, aber auch Depressionen oder andere psychische Probleme. Treten zwei oder mehr Erkrankungen parallel auf, spricht man von „Komorbiditäten“.
Mittel wie Xanax können zwar kurzfristig Erleichterung verschaffen, jedoch lösen sie weder gesundheitliche noch soziale Probleme. Wer also auch nach einer maximalen therapeutischen Zeitspanne von sechs Wochen weiterhin unter Symptomen wie Angst etc. leidet, sollte diesen Symptomen auf den Grund gehen und die Ursachen suchen.
Vor allem Angstzustände und Panikattacken sind inzwischen sehr gut behandelbar. Hierfür stehen eine Reihe verschiedener psychotherapeutischer Modelle zur Verfügung. Zu klären bleibt natürlich im Einzelfall, welche Therapieform die beste ist, ob nun Verhaltenstherapie, tiefenpsychologisch orientierte Therapie oder eine Alternative.
Andererseits kann man die Betroffenen zwar zum körperlichen Entzug überreden, indem man Druck ausübt, wenn jedoch die ursprünglichen Symptome, die erst zum Substanzmissbrauch geführt haben, nicht beseitigt werden, wird die Abstinenz vermutlich nicht von Dauer sein. Allerdings ist eine körperliche Entgiftung notwendig, damit eine Psychotherapie überhaupt greifen kann und nicht durch einen Nebel von Tranquilizern verzerrt wird.
Im Idealfall nehmen Betroffene die Sache selbst in die Hand und bemühen sich um Hilfe. In der Bundesrepublik wird die Anzahl der Tranquilizer-Abhängigen auf ca. 2 Millionen geschätzt. Jedoch werden viele Rezepte als Privatrezepte ausgestellt und deswegen von den Krankenkassen nicht erfasst. Insofern kann man über die Zahl der Abhängigen nur Vermutungen anstellen.
Selbsthilfegruppen
Viele Menschen mit Suchterkrankungen in der Vergangenheit haben gute Erfahrungen mit den „Narcotics Anonymous“ gesammelt. Es handelt sich dabei um eine ursprünglich aus den USA stammende Selbsthilfegruppe, die nach dem Vorbild der 12 Schritte funktioniert. Die Teilnehmer sind ehemals Abhängige von illegalen Drogen oder Medikamenten. Das Prinzip: Süchtige bzw. ehemals Süchtige helfen sich gegenseitig. In den wöchentlichen Meetings bestärken sich die Teilnehmer gegenseitig, clean zu werden und zu bleiben.
Detaillierte Informationen gibt es unter https://www.narcotics-anonymous.de/.
Wie sollte ich mit Tranquilizern umgehen?
Man sollte sich immer wieder vor Augen führen, dass Tranquilizer Notfallmedikamente sind – nicht mehr und nicht weniger. Sie sind nicht für den Dauergebrauch geeignet. Inzwischen tendieren die meisten Ärzte dazu, bei psychischen Problemen Antidepressiva oder andere Mittel zu verschreiben. Jedoch ist nicht gesichert, ob es sich dabei tatsächlich um harmlose und vor allem hilfreiche Arzneimittel handelt, wie ursprünglich von der Pharmaindustrie propagiert.
Einige Mediziner empfehlen deswegen, beim Gebrauch von Tranquilizern Augenmaß zu wahren und sich an die 4 K-Regel zu halten:
- Es muss eine klare Indikation vorliegen.
- Einige Behandlung mit diesen Mitteln darf nur über kurze Zeit erfolgen.
- Es ist die kleinstmögliche wirksame Dosierung zu wählen.
- kein abruptes Absetzen, sondern Ausschleichen
Quelle: http://flexikon.doccheck.com/de/4-K-Regel
Um nicht in eine Abhängigkeit mit allen negativen Begleiterscheinungen abzurutschen, kontrollieren sich Betroffene hinsichtlich ihres Konsums am besten selbst.
Eine Faustregel, wie häufig Mittel wie Xanor maximal eingenommen werden dürfen, ist jedoch schwierig zu formulieren. Manche Selbsthilfeforen raten dazu, das Mittel nicht öfter als dreimal im Monat zu konsumieren. Um Ihren Konsum zu kontrollieren, achten Sie auf folgende Punkte:
- das Mittel nur in der vorgeschriebenen Dosierung einzunehmen. Erhöhen Sie die Dosis nicht selbständig.
- das Mittel nicht länger als vorgeschrieben einzunehmen.
- Werden Sie selbstkritisch, wenn Sie merken, dass Sie beginnen, Ärzte zu manipulieren oder zu belügen, um an weitere Rezepte zu kommen.
- Werden Sie auch selbstkritisch, wenn Sie beginnen, Ihren Konsum zu verheimlichen.
- Werden Sie auch aufmerksam, wenn Sie immer Zeit und finanzielle Ressourcen aufwenden, um das Medikament zu beschaffen.
Im Idealfall haben wir Ihnen Ihre wichtigsten Fragen beantwortet und konnten deutlich machen, der Einsatz von Tafil strengen Kosten-Nutzen-Erwägungen gehorchen muss. Wenn Sie Interesse haben an weiteren spannenden Informationen rund um die psychische Gesundheit, wirkungsvolle Therapien und Psychopharmaka dann schauen Sie sich gerne auf unserer Website um.
Xanax, Tafil, Xanor & Co – Weiterführende Ressourcen zu Alprazolam:
- http://www.netdoktor.de/medikamente/alprazolam/
- http://www.gelbe-liste.de/wirkstoffe/Alprazolam_3236