Was ist eine affektive Störung?

Affektive Störungen | Was ist eine affektive Störung? (© matiasdelcarmine / stock.adobe.com)
Affektive Störungen | Was ist eine affektive Störung? (© matiasdelcarmine / stock.adobe.com)

Den Begriff „Affekthandlung“ kennen vermutlich die meisten Erwachsenen. Er steht im Allgemeinen für Handlungen, die jemand in einem psychischen Ausnahmezustand vorgenommen hat. Am häufigsten wird dieser Begriff im Zusammenhang mit schweren kriminellen Gewaltdelikten benutzt.

Was ist eine affektive Störung in solchen Fällen? Zum Beispiel schwere Körperverletzung, Totschlag oder Mord. Werden solche Taten im Affekt begangen, können sie nicht auf Heimtücke oder Planung zurückgeführt werden. Die Ausführenden erhalten deshalb vom Gericht meist mildernde Umstände zugesprochen. Es muss jedoch einiges dafürsprechen, dass tatsächlich eine Affekthandlung vorlag.



Was ist eine affektive Störung in der Psychologie?

Als affektive Störung wird in der Psychologie ein länger andauernder Seelenzustand angesehen, der aus der Norm fällt. Fachleute ordnen verschiedene psychische Störungen unter diesem Begriff ein. Was genau eine Verhaltensnorm ist und was eine affektive Abweichung wäre, wird in jeder Kultur anders definiert. Es gibt also immer nur eine relative „Normalität“ und einen Graubereich um diesen Begriff herum.

Eine affektive Störung ist eine plötzliche Stimmungs- oder Antriebsstörung. Diese fällt durch ein gestörtes Verhalten ins Auge. Solche Störungen bedürfen in vielen Fällen einer fachgerechten Behandlung. Eine affektive Störung kann akut als psychischer Ausnahmezustand (Affekt) auftreten. Die Betroffenen sehen plötzlich rot. Sie befinden sich in einem seelischen Ausnahme- oder Schockzustand. Sie können aber auch episodisch wiederkehrend (rezidivierend) auftreten oder chronisch werden.

Bekannt ist: Viele der affektiven Störungen treten phasenweise oder episodisch auf. Die Betroffenen befinden sich psychisch eine Zeit lang im Normbereich, bis die Störung erneut auftritt. In diesem Fall haben wir es mit rezidivierenden – also wiederkehrenden – affektiven Störungen zu tun. Diese prägen bei den davon betroffenen Patienten und deren Familien oft viele Jahre des Lebens.

Quellen:

  • youtube.com/watch?v=w_1M6Er5pBM
  • gesundpedia.de/Affektive_St%C3%B6rungen#Was_sind_affektive_St.C3.B6rungen.3F
  • youtube.com/watch?v=6zN-gMMIicE
  • medlexi.de/Affektive_St%C3%B6rungen
Youtube: Was sind affektive Störungen?

Welche Störungen werden als affektive Störungen angesehen?

Die Art der affektiven Störung kann unterschiedlich ausfallen. In Fachkreisen werden folgende Störungen dazu gezählt:

  • depressive Episoden
  • manische Phasen
  • bipolare Zustände
  • Dysthymie
  • und Zyklothymie.

Die depressive Episode schlägt sich in Stimmungen wie Niedergeschlagenheit, Bedrücktheit, Gleichgültigkeit und vermindertem innerem Antrieb nieder. Viele Menschen kennen den Herbstblues, der durch einen Mangel an Sonnenlicht und Vitamin D3 ausgelöst wird. Herbstdepressionen werden jedoch nicht den affektiven Störungen zugerechnet, da sie keinen Krankheitswert haben. Vielmehr ist der Herbstblues saisonal und durch einen Vitaminmangel bedingt – und nicht durch eine gestörte psychische Verfassung. Dennoch hat sich dafür der medizinische Fachbegriff „saisonale affektive Störung“ (SAD) etabliert.

Manische Phasen können einer manischen Depression zugerechnet werden (Depressionen Arten) oder für sich allein stehen. Die Betroffenen wirken überdreht, hyperaktiv, reizbar. Sie werden von einem starken inneren Antrieb bestimmt. Bei der bipolaren Episode werden zwei Formen unterschieden: die Bipolar-I-Störung ist durch den Wechsel zwischen manischen und depressiven Episoden gekennzeichnet. Die Bipolar-II-Störung wird durch hypomane und depressive Episoden geprägt. Bei dieser Form der bipolaren Störung sind die manischen Anteile geringer ausgeprägt.

Unter einer Dysthymie verstehen Psychologen eine andauernde, aber eher leichte depressive Stimmung. Früher sprach man von einer Melancholie. Die von einer Zyklothymie betroffenen Personen schwanken ständig zwischen einer leicht depressiven und einer leicht manischen Stimmung – das aber lebenslang. Ob dieser Zustand behandlungsbedürftig ist, ist nicht immer gesagt.

Von einer Hypomanie sind schätzungsweise ein bis drei Prozent der Bevölkerung betroffen. Die Zyklothymie ist deutlich seltener. Sie betrifft maximal ein Prozent der Bevölkerung. Die Dysthymie beschreibt hingegen eine anhaltende depressive Stimmung.

Quellen:

  • ada.com/de/conditions/depressive-episode/
  • neurologen-und-psychiater-im-netz.org/psychiatrie-psychosomatik-psychotherapie/risikofaktoren/alter/psychische-erkrankungen/manisch-depressive-episoden/
  • generali.de/ueber-generali/magazin/saisonal-affek tive-stoerung–sad—ursachen–symptome–therapie-66926/
  • de.wikipedia.org/wiki/Bipolare_St%C3%B6rung
  • de.wikipedia.org/wiki/Hypomanie
  • de.wikipedia.org/wiki/Zyklothymia#Zyklothymia_vs_Zyklothymie
  • de.wikipedia.org/wiki/Dysthymie

Die Ursachen und Folgen

Hier wird die Frage gestellt: Was sind affektive Störungen für die Betroffenen? Sind es lediglich wechselnde Stimmungen oder behandlungsbedürftige psychische Störungen? Was sind mögliche Ursachen – und was können die Folgen solcher Störungen für den betroffenen Patienten sein?

Immerhin leiden die meisten Menschen an gelegentlichen Stimmungsschwankungen und mangelndem innerem Antrieb. Zuweilen spürt fast jeder den Drang nach gesteigerter Aktivität oder erhöhtem Schlafbedürfnis. Wo beginnt nun eine krankheitswertige Störung, wo ist noch Normalität gegeben? Bei der Frage, was sind affektive Störungen, ist vor allem die eigene Steuerungsfähigkeit entscheidend.

Mögliche Ursachen einer gesteigerten Affektivität

Warum und wodurch ausgelöst es bei jemandem zu einer affektiven Störung kommt, ist noch nicht ausreichend erforscht. Bisher gehen Forscher davon aus, dass es nicht um eine organische oder hirnorganische Störung geht. Derzeit werden solche Störungen oft als „idiopathische“ Störungen unbekannter Ursache bezeichnet.

In der Diskussion stehen jedoch genetische Prädispositionen, Hormonstörungen, bestimmte Stressauslöser, soziale Konflikte oder Traumata und belastende Kindheiten. Auch die Neben- oder Wechselwirkungen bestimmter Medikamente oder das Vorliegen einer posttraumatischen Belastungsstörung könnten Auslöser sein. Bekannt ist mittlerweile, dass einige physische Erkrankungen die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass es zu aff. Störungen kommt. Auch bei Epileptikern oder Parkinson-Betroffenen können im Verlauf ihrer Erkrankung solche Symptome beobachtet werden.

Wird für eine Affektstörung jedoch eine konkrete Ursache ermittelt, würde kein Mediziner von einer Affektstörung ausgehen. Er würde auf andere Ursachen schließen, zum Beispiel neurologische oder hormonelle. Bei affektiven Störungen geht es um psychische Störungen, die ohne erkennbare Ursache auftreten. Beispiel: eine situative Depression hat meistens eine Ursache: beispielsweise eine Scheidung. Bei organisch bedingten Depressionen könnte ein Mangel an bestimmten Botenstoffen im Gehirn vorliegen.

Eine depressive Episode, die im Rahmen einer affektiven Störung auftritt, ist jedoch nicht auf eine erkennbare Ursache zurückzuführen. Die Affekt-Verflachungen, die bei dementen oder schizophrenen Patienten auftreten, stellen ebenfalls keine affektiven Störungen dar. Sie sind organischen Veränderungen geschuldet. Jedoch können bestimmte Umweltreize bei affektiv bedingten depressiven Verstimmungen als Auslöser bzw. Trigger dienen.

Quellen:

  • medlexi.de/Affektive_St%C3%B6rungen#Ursachen
  • leading-medicine-guide.de/erkrankungen/psyche/…

Mögliche Folgen

Beim beschriebenen Störungsbild liegt eine Unfähigkeit vor, die wechselnden Stimmungen willentlich zu beeinflussen. Die Symptome überkommen die Patienten. Sie sind der Depression oder einer Manie mit ihrem gesteigerten Level an Antrieb und Aktivität mehr oder weniger hilflos ausgeliefert. Daher werden solche Störungen in den Bereich von psychischen Erkrankungen gerückt. Ob die Patienten wegen ihrer Affektivität oder ihrer Manie unter einem starken Leidensdruck stehen, ist nicht immer gesagt.

Die Symptome einer affektiven Störung betreffen den Alltag der Patienten teils erheblich. Wer unter solchen Störungen leidet, verhält sich auch am Arbeitsplatz auffällig. Ohne eine Behandlung kann er während einer manischen Phase nicht weiterarbeiten. Er fällt durch gesteigerte Aktivität, extremen Bewegungsdrang und psychotische Anklänge auf. Man weiß nie, wann eine affektive Episode einsetzt und wie lange sie anhält.

Die Folgen betreffen auch das soziale Umfeld. Dieses bekommt es mit teils extremen Stimmungslagen zu tun. Diese beeinträchtigen auch die eigene seelische Stabilität. Man weiß nie, was als nächstes kommt. Die Erkrankung eines Familienmitglieds belastet vor allem die Geschwister, die Ehepartner oder Kinder von Betroffenen. Familien, die von Mitgliedern mit solchen Erkrankungen betroffen sind, können nur schwer ein normales Leben führen.

Quellen:

  • lecturio.de/magazin/affektive-stoerungen/
  • psychische-gesundheit-donaueschingen.de/krankheitsbilder-therapien/psychiatrische-schwerpunkte/affektive-stoerungen-wie-depressionen-und-bipolare-stoerungen/
  • angst-verstehen.de/affektive-stoerungen-affektlabilitaet-affektregulation/

Der Verlauf affektiver Störungen

Fachleute unterteilen den Verlauf affektiver Störungen in unipolare oder bipolare Verlaufsformen. Bei unipolarem Verlauf sind nur manische oder depressive Episoden zu beobachten. Die Häufigkeit von Depressionen ist dabei deutlich höher, während es selten zu reinen Manien kommt. Meistens werden manisch-depressive Mischformen diagnostiziert. Das wird als bipolarer Verlauf bezeichnet. Manische und depressive Phasen treten in unregelmäßigen Abständen und abwechselnd auf. Die unipolare affektive Störung tritt deutlich häufiger auf.

Affektive Störungen nehmen meistens einen rezidivierenden Verlauf. Nur selten bleibt es bei einer einzigen Episode. Nur bei Depressionen treten depressive Episoden in 15 Prozent aller Fälle lediglich einmal auf. Bei mittelschwerer bis schwerer Symptomatik ist eine Therapie unerlässlich.

Quellen:

  • comparis.ch/gesundheit/psychotherapie/psychische-stoerungen/uebersicht-stoerungen
  • onmeda.de/krankheiten/affektive-stoerungen-id201256/

Die Therapie des Krankheitsbilds

Bei einer entsprechenden Symptomatik ist eine Therapie sinnvoll. Die diagnostische Abklärung von erhöhtem Schlafbedürfnis, Manie und Depression muss bereits erfolgt und als affektiv eingestuft worden sein. Andere psychische Erkrankungen können begleitend vorliegen, was die Diagnose erschweren kann (vgl. etwa ICD 10: Angst und Depression gemischt). Die Symptome können sich gegenseitig verstärken oder einander überlagern. Es muss sortiert werden: Was sind affektive Störungen, was die Symptome anderer Störungen und Erkrankungen?

Welche therapeutischen Maßnahmen angedacht werden, hängt von der Art und Schwere der Störung ab. Eine depressive Stimmungslage muss nicht unbedingt einen großen Leidensdruck verursachen. Eine Einzelfallbetrachtung ist daher angemessen. Betrachtet werden beispielsweise der Grad sozialer Beeinträchtigungen, die Einbindung des Patienten in sein soziales Umfeld oder die Schwere bzw. das Ausmaß der Störungen.

Kurzfristig angesetzte Therapien dienen der Regulierung akuter affektiver Episoden. Andere Therapieformen müssen langfristig durchgeführt werden, weil die Erkrankung fortdauert und durch einen stetigen Wechsel der Stimmungslagen gekennzeichnet ist. Im Endeffekt geht es bei jeder Therapieform darum, dem Patienten eine Verbesserung der Lebensqualität zu schenken. Meist wird die Therapie ambulant durchgeführt. Nur selten ist die Symptomatik so schwerwiegend, dass eine zeitweise Überstellung in eine psychiatrische Institution erfolgt.

Die Therapie erfolgt in der Regel durch regulierende Medikamente wie Antidepressiva (siehe auch: Welche Antidepressiva gibt es?), selektive Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer (SSRI) oder verschreibungspflichtigen (hochdosierten) Johanniskrautextrakt. Eine Gesprächstherapie kann ergänzen geboten sein, um den Betroffenen eine bessere Alltagsbewältigung zu ermöglichen.

Affektive Störungen | Was ist eine affektive Störung? (© matiasdelcarmine / stock.adobe.com)
Affektive Störungen | Was ist eine affektive Störung? (© matiasdelcarmine / stock.adobe.com)

Quellen:

  • gesundpedia.de/Affektive_St%C3%B6rungen#Behandlung_und_Therapie
  • klinik-auskunft.de/behandlungsfeld/psychosomatik-psychiatrie-psychotherapie/affektive-stoerungen/
  • psychiatrie.lwl-uk-bochum.de/behandlungsschwerpunkte/affektive-stoerungen

Siehe auch: