Krankhafte Angst um Kind

Krankhafte Angst um Kind (© fizkes / stock.adobe.com)
Krankhafte Angst um Kind (© fizkes / stock.adobe.com)

Krankhafte Angst um das eigene Kind

Dass junge Mütter viele Ängste ausstehen, wenn sie ihr erstes Baby in den Armen halten, ist bekannt. Oftmals geht alles beim zweiten Kind leichter. Hilfreich ist es, eine erfahrene Mutter als Ratgeberin zur Seite zu haben. Mütterlicher Rat kann aber auch nerven. Manche Großmutter eines Neugeborenen weiß vermeintlich alles besser oder würde vieles anders machen. Eine junge Mutter braucht zwar Rat – aber keine Dominanz. Sie muss trotz ihrer Ängste und Unsicherheiten auch eigene Entscheidungen gegen den Rat anderer treffen können.

Prekär wird es, wenn eine Mutter krankhafte Ängste ums eigene Kind entwickelt. Auch wenn die Gründe dafür vielleicht verständlich sind, ist eine krankhaft besorgte Mutter für das Kind ein Hemmnis. Es kann sich nicht so entwickeln, wie es müsste. Als Ursachen solcher Verhaltensweise können Neurosen, unverarbeitete Traumata oder mangelndes Selbstwertgefühl ausgemacht werden. Weitere Ursachen sind denkbar. Wenn jedoch die Angst ums eigene Kind krankhaft wird, sollte die junge Mutter sich fachkundige Hilfe suchen.



Wie äußern sich krankhafte Ängste bei Müttern?

Normal ist es, wenn eine werdende Mutter sich plötzlich bewusst mit Bio-Lebensmitteln ernährt. Sie sorgt sich, dass ihr ungeborenes Kind durch falsche Ernährungsgewohnheiten Schaden nehmen könnte. Es könnte beispielsweise Neurodermitis bekommen oder zu viele Schadstoffe über die Plazenta aufnehmen.

Diese Sorge ist durchaus berechtigt. Durch einseitige und ungesunde Ernährung der Mutter können beim Ungeborenen Nährstoffmängel entstehen. Das Trinken von Alkohol während der Schwangerschaft kann Hirnschäden oder andere Folgen nach sich ziehen. Pestizidbelastete Gemüse oder stark belastetes Fleisch aus der Massentierhaltung können dem Ungeborenen schaden. Auch der Genuss von nikotinhaltigen CBD-Liquids oder Zigaretten bleibt nicht folgenlos.

Nicht gesund sind jedoch Ängste, die in der Sache nicht begründet sind. Das Ungeborene oder einen Säugling vor Gefahren zu schützen, die vermutlich gar nicht eintreten werden, kann als Übertreibung gewertet werden. Wenn die junge Mutter ihre Ängste nicht selbst als unangemessen erkennt, können sich solche Verhaltensweisen zu Angststörungen auswachsen. Zunächst verhält sich so eine Mutter nur übervorsichtig. Ihre Ängste sind nur teilweise begründet. Der Rest ist jedoch irrational. Lässt eine junge Mutter solchen Ängsten zu viel Raum, sieht sie irgendwann überall Gefahren. Sie schützt ihr vermeintlich gefährdetes Kind schon vorbeugend. Sie warnt es vor Risiken, die imaginiert sind. Viele Übermütter geben ihre eigenen Ängste und Traumata an die Kinder weiter.

Quellen:

  • merkur.de/leben/wenn-eltern-angst-ums-kind-zerfleischt-zr-11746192.html
  • urbia.de/magazin/familienleben/erziehung/elternsorgen-die-angst-ums-kind
  • heilpraxisnet.de/naturheilpraxis/muetter-geben-aengste-an-ihre-kinder-weiter-2014072918165/
  • youtube.com/watch?v=8rs593G7HHU

Von der Fürsorge zur engmaschigen Kontrolle

Mütterliche Fürsorge ist normal. Sie beginnt bereits in der Schwangerschaft. Der mütterliche Fürsorgeinstinkt ist in weiten Teilen wohl hormonell bedingt. Eine anerzogene (rollenspezifische) und eine soziale Komponente dürfen mitgedacht werden.

Werdende Mütter verzichten häufig bewusst auf den Genuss von Alkohol. Sie ernähren sich oft deutlich gesünder als vorher. Viele werdende Mütter hören auf zu rauchen. Sie verzichten in der Schwangerschaft auf riskante Sportarten. Als Minimum bemühen sie sich, schädliche Angewohnheiten nach Möglichkeit weitestgehend zu reduzieren, wenn sie schon nicht vermieden werden können. Mütterliche Fürsorge dieser Art ist normal. Auch dass Mütter gelegentlich Angst um ihr Kind haben, gehört zum Leben.

Fakt ist: Kleine Kinder tun nicht immer Dinge, die ungefährlich sind. Sie gehen Risiken ein, ohne die Gefahr zu erkennen. Ihre Mütter müssen deshalb aufmerksam auf den Nachwuchs achten. Nur so können sie ihre Kinder einigermaßen behütet durch das Kinderleben lotsen. Zum Lernen gehört aber auch, dass kleine Kinder sich gelegentlich verletzen. Sie müssen etwas tun können, was nicht folgenlos bleibt. In gewissem Rahmen müssen Kinder also kalkulierte Risiken eingehen dürfen. Eine seelisch gesunde Mutter muss abschätzen können, wie hoch das Risiko tatsächlich ist.

Krankhafte Kontrollsucht und aus dem Ruder gelaufene Ängste können Mütter allerdings zu einer Gefahr für die Entwicklung des Kindes werden lassen. Kleine und größere Kinder müssen ihre Umgebung selbstständig erforschen können. Eine Mutter muss sich manchmal im Hintergrund halten, damit die Kinder ungestört eigene Erfahrungen sammeln können. Die Mütter müssen eine Menge Vertrauen in das Kind haben, damit es diese Erfahrungen machen kann. Eingreifen sollte eine Mutter nur dann, wenn eine reale Gefahr droht. Die Gefahr, die mit einem bestimmten Handeln verbunden ist, sollte dem Kind gegenüber verständlich gemacht werden. Auch im Kindergarten lernen die Kinder, unter Aufsicht eigene Erfahrungen zu machen. Sie lernen Konflikte zu lösen und auf andere Rücksichten zu nehmen.

Überbesorgte Mütter dräuen oft wie Drohnen über dem Kind. Sie behindern es an einer gesunden Entwicklung. Sie sehen Gefahren, wo keine sind. Panische Mütter sorgen dafür, dass der Nachwuchs sich permanent überwacht, gegängelt und kontrolliert fühlt. In dem Bemühen, alles richtig zu machen, lassen sie die Kleinen nie aus den Augen. Die Kinder können sich keine Minute auf sich selbst konzentrieren. Sie spüren den Blick der Mutter im Nacken. Die Mutter mischt sich permanent ein und dirigiert das Tun ihres Nachwuchses. Das lenkt die Kinder ab. Es mindert ihren kindlichen Tatendrang. Das kindliche Lebensgefühl wird durch mütterliche Überwachungsstrategien beschnitten. Passiert dennoch etwas, hat die „allwissende“ Mutter es ja genauso vorhergesagt.

Quellen:

  • gofeminin.de/familie/mutterinstinkt-s803709.html
  • dhz-online.de/no_cache/archiv/archiv-inhalt-heft/archiv-detail-abo/artikel/muetterliche-fuersorge/
  • mpg.de/4685719/muetterliche_fuersorge_chemie
  • ebtc.org/blog/mit-angst-infiziert-angst-als-mutter
  • stadtlandmama.de/content/cool-mama-oder-glucke-welcher-mama-typ-bin-ich-und-wie-schaetzen-mich-meine-freunde-ein

Eigene Ängste werden auf das Kind übertragen

Viele Frauen erleben im Laufe ihres Lebens traumatisierende Situationen. Statt diese Erlebnisse mit psychologischer Hilfe zu verarbeiten, werden sie oft verdrängt. Die damit verbundenen Ängste geben traumatisierte Mütter später oft an ihren Nachwuchs weiter. Den Muttern ist nicht bewusst, dass sie ihre eigenen unverarbeiteten Ängste auf das Kind projizieren.

Wissenschaftler der amerikanischen „University of Michigan“ (Ann Arbor) fanden im Tierversuch heraus, dass bereits der wahrgenommene Angstschweiß der Mutter das Kind beeinflusst. Es kann die Ängste seiner Mutter wahrnehmen und mit den Jahren selbst zum Phobiker werden. Mütterliche Ängste werden folglich nicht nur durch rigide Überwachung, ausgesprochene Verbote oder drakonische Strafen weitergegeben, sondern auch durch andere Signale. Die Kinder müssen selbst gar keine traumatischen Erlebnisse gehabt haben. Schon Kleinkinder sind in der Lage, auf die erspürten Ängste ihrer Mutter zu reagieren.

Problematisch ist daran, dass die übertragenen Ängste jahrelang oder gar ein ganzes Leben lang unbewusst weiterwirken – mit fatalen Folgen für die Entwicklung der Kinder zu Erwachsenen. Festzustellen ist aber auch, dass nicht alle Kinder überängstlicher Mutter selbst zu Angsthasen oder psychisch kranken Menschen werden. Warum das so ist, ist noch nicht genau erforscht. Möglicherweise sind solche Kinder weniger beeinflussbar. Vielleicht werden sie von anderen Signalgebern aus dem Verwandten- und Bekanntenkreis positiv bestärkt und ermutigt. Positive Impulse können das Phänomen der überfürsorglichen „Helikoptermütter“ ausgleichen. Ein gesundes Maß an sozialer Kontrolle ist also hilfreich.

Den Typus der mütterlichen „Glucke“ gab es wohl immer. Doch es besteht ein gravierender Unterschied zwischen einer leidenschaftlichen und liebenden Mutter und einer übereifrigen, ängstlichen Helikopter-Mutter. Erstere hütet ihren Nachwuchs wie eine Glucke. Sie lässt ihm aber ausreichend Freiraum. Die überängstliche und überfürsorgliche Mutter überwacht und kontrolliert ihre Kinder beständig. Wo genau die Grenze zur krankhaften Überfürsorge liegt, ist schwer zu sagen. Zudem reagieren Kinder unterschiedlich stark auf Impulse der Mutter. Manche Kinder werden ängstlich und unsicher. Andere nehmen sich die Ängste der Mutter nicht so zu Herzen.

Quellen:

  • youtube.com/watch?v=cHga7PQ74qU
  • 20min.ch/story/wie-muetter-aengste-ueber-generationen-vererben-870461943931
  • de.wikipedia.org/wiki/Helikopter-Eltern
  • betreut.de/magazin/kinder/helikopter-eltern/
  • focus.de/familie/psychologie/sperr-28-7-21-uhr-muetter-reichen-aengste-an-nachwuchs-weiter_id_4021692.html
  • focus.de/wissen/praxistipps/helikopter-eltern-so-macht-zwanghafte-erziehung-kinder-zu-weicheiern_id_4875543.html
  • praxistipps.focus.de/helikopter-mutter-eigenschaften-und-ursachen-des-erziehungstyps_128518

Wenn mütterliche Ängste krankhaft werden

Zwei Problemkreise kommen hier zum Tragen: wenn psychisch kranke Frauen zu Müttern werden – und wenn junge Mütter durch ihre Ängstlichkeit und Überbesorgtheit psychisch krank werden.

Wenn psychisch kranke Frauen ein Kind bekommen, ergibt sich daraus oft eine schwierige Situation. Manchmal ist der Familie nicht bewusst, dass die junge Mutter psychisch krank ist. Manchmal befindet sich die Mutter bereits in Behandlung bei einem Psychotherapeuten. In manchen Fällen werden bereits Antidepressiva eingenommen. Nicht alle psychisch kranken Mütter sind automatisch schlechte Mütter. Es ist jedoch wahrscheinlich, dass Kinder durch die instabile Psyche der Mutter selbst psychische Auffälligkeiten entwickeln. Eine psychisch kranke Mutter kann nicht so emphatisch mit ihrem Kind umgehen, wie es wünschenswert wäre. Zudem bestehen neben genetischen Risiken auch psychosoziale Risiken.

Mütter, die nach der Geburt ihres Kindes zu überbesorgten Müttern werden, sind nicht immer psychisch krank. Viele Helikoptermütter halten ihre Besorgtheit in der Balance. Sie lernen das Loslassen und werden mit den Jahren etwas entspannter. Bei anderen Müttern hingegen wachsen die Sorgenfalten. Sie entwickeln Ängste in einem Ausmaß, das nicht mehr ausbalanciert werden kann. Schon eine postpartale Depression der Mutter kann das Neugeborene nachhaltig verunsichern. Ihm fehlt die emotionelle Zuwendung der engsten Bezugsperson. Ohne eine Therapie kann das normalerweise enge Verhältnis der Mutter zum Kind Schaden nehmen.

Überbordende Ängste seitens der Mutter schaden dem Kind. Es wird oft ein Leben lang davon beeinflusst. Seine Entwicklungsmöglichkeiten werden durch die seelische Befindlichkeit der Mutter begrenzt. Fakt ist: Das Leben beinhaltet Gefahren und Risiken. Gute Mütter schützen ihren Nachwuchs vor den Gefahren und Risiken, die erkennbar relevant für das Kind sind. Bei einer Angststörung imaginieren Mütter aber auch Risiken und Gefahrenpotenziale, die nicht erkennbar relevant sind. Wann genau rationale Ängste eine psychische Störung bei Müttern verursachen, ist schwer zu sagen.

Ausgeuferte Ängste, die auf keiner realen Gefahr mehr basieren, sind jedoch ein Warnsignal. Wenn Mütter ständig eine diffuse Bedrohung als gegeben ansehen, gefährden sie die kindliche Entwicklung. Sie üben starke Kontrolle aus. Sie suggerieren dem Kind, dass überall und beständig Gefahren lauern. Sie schirmen es zu seinem vermeintlichen Schutz vor vermeintlichen Risiken ab. Eine überängstliche Mutter kann kaum noch ruhig schlafen. Sie lauscht auf die nächtlichen Atemzüge ihres Kindes. Sie bindet es vor lauter Angst immer enger an sich.

Wenn mütterliche Ängste sich auf alles und jedes erstrecken, sind sie krankhaft geworden. Generalisierte Ängste werden von Grübelei, Panik, Schweißausbrüchen und Fantasien über Gefahrensituationen begleitet. So entfesselte Ängste bedürfen einer Behandlung. Eine Verhaltenstherapie oder Psychotherapie ist sinnvoll. Gegebenenfalls empfiehlt sich auch eine Familien-Therapie. Es ist wichtig, dass andere Familienmitglieder die nötigen Entwicklungsschritte des Kindes ermöglichen.

Quellen:

  • focus.de/familie/erziehung/familie/wenn-mama-psychisch-krank-ist-familie_id_1941337.html
  • brigitte.de/aktuell/stimmen/mein-leben-mit-einer-psychisch-kranken-mutter-12749562.html
  • kinderaerztliche-praxis.de/a/entwicklungsrisiken-bei-kindern-psychisch-kranker-eltern-1738588
  • angst-verstehen.de/krankhafte-aengste-ueberblick/
Krankhafte Angst um Kind (© fizkes / stock.adobe.com)
Krankhafte Angst um Kind (© fizkes / stock.adobe.com)

Das könnte Sie auch interessieren: