Amitriptylin ist ein Mittel zur Behandlung von Depressionen, ein sogenanntes Antidepressivum. Es ist der älteste Vertreter seiner Art und wurde bereits Anfang der 1960er Jahre entwickelt. Noch nach der Jahrtausendwende gehörte es zu den meistverordneten Psychopharmaka in Deutschland.
Aus dem Inhalt:
Amitriptylin und Depressionen
Depressionen sind vorwiegend durch eine dauerhaft niedergedrückte Stimmung, Hoffnungslosigkeit und Perspektivlosigkeit, Traurigkeit, innerer Leere, Antriebslosigkeit und Interesselosigkeit geprägt. Dabei kann das Krankheitsbild von Person zu Person unterschiedliche Formen annehmen, was es manchmal erschweren kann, die richtige Diagnose zu stellen, denn oft stellen sich auch körperliche Beschwerden wie Kopfschmerzen oder Magen-Darm-Probleme ein. Häufig gehen depressive Erkrankungen auch mit innerer Unruhe, Rastlosigkeit, endlosem Grübeln, krankhafter Besorgnis und Angst einher (vgl. innere Unruhe bekämpfen, negative Gedanken).
Amitriptylin als trizyklisches Antidepressivum wird zum einen aufgrund seiner antidepressiven Wirksamkeit verwendet, zum anderen wirkt es beruhigend, was eine dauerhafte innere Anspannung lösen und krankheitsbedingte Ängstlichkeit und Besorgtheit lindern helfen soll. Somit ist die Anwendung bei dieser Gruppe von depressiven Patienten laut Herstellerangaben indiziert. Es wird vor allem depressiven Patienten verordnet, die unter chronischen Schlafstörungen, Agitiertheit und Angst leiden. Dadurch, dass viele depressiv Erkrankte unter anderem aber genau diese Symptome aufweisen, gehört Amitriptylin zu den Antidepressiva, die neben den moderneren SSRI (Selektive Serotonin Wiederaufnahmehemmer) am häufigsten verschrieben werden. Jedoch haben SSRI Amitriptylin bei der Beliebtheit der Verschreibungen gegen depressive Erkrankungen weitgehend abgelöst. (flexikon.doccheck.com/de/Amitriptylin)
Der Wirkstoff
Amitriptylin gehört aufgrund seiner chemischen Struktur zu den sogenannten trizyklischen Antidepressiva, die die ältesten Vertreter ihrer Art darstellen. Es hemmt die Wiederaufnahme der Botenstoffe Serotonin und Noradrenalin im synaptischen Spalt, was die Wirkung begründet, denn dadurch soll eine höhere Konzentration dieser Neurotransmitter erzielt werden (siehe Serotoninspiegel), was wiederum zur Linderung von depressiven Erkrankungen führen soll.
- Daneben hat der Wirkstoff auch eine Zulassung als Schmerzmittel, vor allem als Mittel der Wahl gegen Migräne und als Medikament gegen neuropathische Schmerzen.
- Darüber hinaus wird Amitriptylin zur Behandlung der Fibromyalgie (chronischen Gelenkschmerzen) und des Reizdarm-Syndroms verwendet (so wie andere trizyklische Antidepressiva auch). Der Grund dafür, dass mit Trizyklika wie Amitryptylin Schmerzen gedämpft werden können, liegt darin, dass bestimmte Natriumkanäle im Körper blockiert werden, die für die Schmerzweiterleitung wesentlich sind. Dies sind die hauptsächlichen Anwendungsgebiete.
- Aufgrund seiner beruhigenden, schlafanstoßenden Wirkung wird Amitriptylin aber auch als sogenanntes Hypnotikum bei Schlafstörungen, die nicht depressiv bedingt sind, eingesetzt. Dies ist eine weitere Anwendung, allerdings als Off-Label-Use, d.h. ohne offizielle Zulassung. Jedoch wird es bei Schlafstörungen, die nicht krankhaft bedingt sind, nur bei Bedarf eingesetzt und nicht dauerhaft (vgl. klassische Schlaftabletten). Aus diesem Grunde erfolgt die Einnahme überwiegend abends, wenn keine Tagessedierung erwünscht ist. Die Anwendungsgebiete sind daher relativ weit gefasst. (de.wikipedia.org/wiki/Amitriptylin)
YOUTUBE: Antidepressivum auch bei Schmerzen sinnvoll?! – Relativ gut gemachtes Infovideo über die verschiedenen Arten von Antidepressiva, deren Einsatzmöglichkeiten auch über die Depressionsbehandlung hinaus, typische Nebenwirkungen etc. (youtube.com/watch?v=DpVCYs3g4i4)
Amitriptylin Nebenwirkungen
Fast alle Arzneimittel wie Amitriptylin (chemisch verwandte Arzneimittel, sogenannte Trizyklika) haben die gleichen charakteristischen Begleiterscheinungen (Nebenwirkungen).
- Viele Patienten leiden vor allem unter einer massiven Gewichtszunahme. Da das Medikament beruhigend wirkt, wird auch der gesamte Stoffwechsel verlangsamt, während das Medikament gleichzeitig appetitanregend wirkt. Das erklärt die zum Teil erhebliche Gewichtszunahme.
- Andere Nebenwirkungen sind Müdigkeit, Übelkeit, Verstopfung, Tremor (Zittern), Herz-Kreislauf-Störungen, Mundtrockenheit, Bewegungsstörungen und Schweißausbrüche. Zudem können sich die Libido und das Konzentrationsvermögen vermindern.
Die Liste an möglichen Nebenwirkungen auf dem Beipackzettel ist lang, sie können, müssen jedoch nicht bei jedem auftreten (siehe oben die verlinkte Packungsbeilage der Tropfen von Neuraxpharm). Wie bei allen antidepressiv wirkenden Medikamenten kann es einige Wochen dauern, bis die stimmungsaufhellende Wirkung eintritt, während der dämpfende Effekt und die Nebenwirkungen sich schneller zeigen. Daraus erklärt sich auch, warum bei den meisten Antidepressiva die Suizidgefahr (vgl. Suizidgedanken) zu Beginn der Behandlung am größten ist: Die negativen Begleiterscheinungen sind neben der depressiven Erkrankung schon vorhanden, während die stimmungsaufhellende Wirksamkeit erst einige Wochen später eintritt (vgl. Stimmungsaufheller pflanzlich). Dabei machen Patienten, die Amitriptylin einnehmen, völlig unterschiedliche Erfahrungen. Insgesamt gesehen sind die möglichen Nebenwirkungen erheblich und die Kombination mit anderen Arzneimitteln, die auf das zentrale Nervensystem wirken, ist schwierig. (gesundheit.de/medizin/wirkstoffe/antidepressiva/amitriptylin)
Amitriptylin Dosierung
Das Medikament ist in Form von Tabletten oder Tropfen erhältlich.
- Empfohlen wird bei ambulanter Behandlung eine Einstiegsdosis von 50 bis 75 Milligramm, wobei mehrere Tabletten über den Tag verteilt werden.
- Bis zum Wirkungseintritt wird die Dosis dann gesteigert auf maximal 150 Milligramm (falls erforderlich). Allerdings sollte sich die Dosierung nach der minimal wirksamen Menge richten.
- Im stationären Rahmen ist sogar eine Dosierung von 300 Milligramm täglich zugelassen.
Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren sollten dabei nur in Ausnahmefällen mit dem Medikament behandelt werden, da fundierte Erfahrungswerte fehlen. Geht die depressive Erkrankung mit Schlafstörungen einher, kann der überwiegende Teil der Tagesdosis abends verabreicht werden.
Wenn Sie Amitriptylin wieder absetzen wollen oder müssen, sollte Ihr Arzt dies ausschleichend tun, d.h. die Dosis langsam sukzessive auf null verringern (vgl. Mirtazapin absetzen / ausschleichen, Opipramol absetzen) . Die meisten Amitryptylin-Tabletten, die derzeit verschrieben werden, stammen dabei entweder von der Pharmafirma „Neuraxpharm“ oder sind als sogenannte „Amitriptylin-dura“ erhältlich. „Neuraxpharm“ und „Amitriptylin-dura“ sind damit vermutlich Marktführer. (apotheken-umschau.de/Medikamente/Beipackzettel/Amitriptylin-dura-10mg-1925220.html)
Wechselwirkungen
- Amitriptilin weist eine Reihe von Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln, die auf das zentrale Nervensystem wirken, auf. Unbedingt zu vermeiden ist die gleichzeitige oder zeitnah aufeinanderfolgende Einnahme mit MAO-Hemmern. Dies kann sogar lebensgefährlich werden. In der Regel spielt das aber keine Rolle, das sogenannte MAO-Hemmer (siehe Monoaminooxidase Hemmer) nur noch sehr selten verschrieben werden. Dabei handelt es sich ebenfalls um Antidepressiva, allerdings mit einem anderen Wirkmechanismus.
- Vorsicht ist auch geboten bei Wirkstoffen wie Beruhigungsmitteln (siehe Beruhigungsmittel sowie den Artikel zum Thema Nerven beruhigen). Vorsicht ist insbesondere geboten bei Benzodiazepinen oder Schlafmitteln oder gleichzeitigem Alkoholkonsum. Die verschiedenen Wirkstoffe können sich in unkontrollierbarer Weise gegenseitig verstärken (siehe Psychopharmaka und Alkohol).
- Amitriptylin-neuraxpharm darf auch nicht mit anderen antidepressiven Mitteln kombiniert werden. Das gilt insbesondere für andere Trizyklika und die Wirkstoffe Fluoxetin und Fluvoxamin. Verstärkte Nebenwirkungen sind die Folge. Eine medikamentöse Einstellung muss deswegen unbedingt ein Psychiater vornehmen.
- Die Kombination mit Neuroleptika (Mittel gegen Psychosen) ist ebenfalls zu vermeiden.
- Wechselwirkungen bestehen auch mit verschiedenen blutdrucksenkenden Mitteln, deren Wirkung verringert oder ganz aufgehoben werden kann.
- Vorsicht ist vor allem geboten bei der gleichzeitigen Verabreichung von Schilddrüsenhormonen, da es dadurch zu bleibenden Herzschädigungen kommen kann.
- Auch Methylphenidat als Mittel der Wahl bei hyperaktiven Kindern sowie Cimetidin (ein Medikament zur Behandlung von Magengeschwüren) kann sowohl die Nebenwirkungen als auch die Wirkung von Amitriptylin verstärken.
- Vorsicht ist auch angebracht bei hormonellen Verhütungsmitteln, Nikotinkonsum, verschiedenen Antiepileptika und Barbituraten. Sie können den Abbau in der Leber von Amitriptylin beschleunigen und somit dessen Wirkung schmälern.
- Bei Patienten mit hirnorganischen Schäden kann das Trizyklikum zu einem Delir führen. Bei älteren Patienten mit Parkinson ist es ebenfalls kontraindiziert.
onmeda.de/Medikament/Amitriptylin+-+CT+25+mg%7C-75+mg+Tabletten–nebenwirkungen+wechselwirkungen.html
Erfahrungen von Patienten
Die meisten Patienten, die Amitriptylin Tropfen oder Tabletten verschrieben bekommen haben, berichten nach der Einnahme von starken Begleiterscheinungen. Was die Wirksamkeit angeht, scheint es demnach vor allem gegen Schmerzerkrankungen wie Migräne gut anzuschlagen, die antidepressive Wirkung wird aber nur sehr unterschiedlich positiv beurteilt. Auffällig viele Kommentatoren berichten von Anwendungsbieten als Schmerzmittel.
Viele Betroffene, die Erfahrungen mit dem Medikament gesammelt haben, berichten nach einer längeren Anwendung über eine starke Gewichtszunahme (20 Kilogramm und mehr), Mundtrockenheit, Schwindel, Störungen der Libido, Konzentrationsstörungen, Benommenheit, Albträume und Müdigkeit.
Gegen Schlafstörungen scheint es dosisabhängig bedingt zu helfen. Empfehlung und Verträglichkeit werden auf sanego.de mit „durchschnittlich“ bewertet, die generelle Wirksamkeit mit „gut“. Sicherlich liegt dies auch darin begründet, dass jedes Medikament bei jedem Menschen etwas anders wirkt und die Behandlung daher zu mehr oder eben weniger Erfolg führt. In erster Linie scheint das Medikament mit seinem Wirkstoff aber auf das Körpergewicht zu schlagen, was in der Regel als sehr belastend empfunden wird und Depressionen wiederum verstärken kann. (Quelle: sanego.de/Medikamente/Amitriptylin/)
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ANG2SPY-4944203 // 31.10.2017 // 02.06.2021