Die Angstspirale durchbrechen: ein Umlernprozess
Im Rahmen einer Angststörung geraten die Betroffenen oft in einen Teufelskreis (vgl. Teufelskreismodell der Angst, Teufelskreis der Angst durchbrechen). Die Angst vor einem bestimmten Erlebnis weitet sich aus. Sie wird irgendwann zur Angst vor der Angst – mit entsprechenden körperlichen Symptomen und Folgeerscheinungen. Zu diesen Folgeerscheinungen gehört das Meidungsverhalten. Außerdem entsteht wegen der körperlichen Beschwerden die Angst, womöglich schwer krank zu sein. Tatsächlich aber ist die Psyche krank geworden.
Der Fortlauf einer Angststörung ist schleichend
Zunächst handelt es sich nur um ein angstbesetztes Erlebnis. Vielleicht wurde dieses von einer Panikattacke, Herzrasen und Schweißausbrüchen begleitet. Doch die Situation gerät bei vielen Betroffenen zunehmend außer Kontrolle. Sie fühlen sich ihren Ängsten und den sie begleitenden Symptomen hilflos ausgeliefert. Fachleute sprechen dann von einer Angsterkrankung.
Die zunächst angstauslösende Situation kann sich mit der Zeit auch auf andere Situationen und Erlebnisse ausweiten. Man nennt diesen Vorgang Generalisierung. Die Betroffenen entwickeln zunehmend eine innere Haltung, mit der sie die Angstauslöser meiden (vgl.: selbstunsicher-vermeidend). Viel wichtiger wäre es aber, die Angstspirale zu durchbrechen. Damit könnten die Betroffenen den Teufelskreis der Angstgedanken und Symptome beenden.
Können Betroffene die Angstspirale durchbrechen?
Um die Angstspirale durchbrechen zu können, müssten die Betroffenen ihre Angstgedanken als übertrieben, grundlos und irrational erkennen. Da jedoch der Körper verrücktspielt und die Betroffenen mit alarmierenden Symptomen überschüttet, entsteht der Teufelskreis aus Angstgedanken, Panik und Fluchtinstinkten immer wieder neu. Da die angsteinflößenden Erlebnisse jedoch nicht wirklich gefährlich waren, könnte man die an sie gehefteten Angstgedanken auch wieder loswerden. Das ist die gute Nachricht.
Therapeuten wissen: Die falsche Bewertung der angstauslösenden Erlebnisse kann nach und nach revidiert werden. Angst ist an sich ein wertvolles Signal. Es macht uns auf Risiken oder Gefahren aufmerksam. Ausgeuferte Ängste vor einer bestimmten Situation sind aber unverhältnismäßig. Das gilt insbesondere, wenn selbst der Betroffene diese Situationen als harmlos erkennen kann. Viele Angstpatienten erkennen durchaus, dass weite Plätze, volle Busse oder Kinos und Wendeltreppen nicht wirklich gefährlich sind (vgl. Angst unter Menschen zu gehen).
Da die Betroffenen aber immer wieder Panikattacken in solchen Situationen erleben, glauben sie fatalerweise, sie seien körperlich krank. Ihr Körper wird durch Angstgedanken und Befürchtungen ständig mit Stresshormonen geflutet. Das löst die erlebten Symptome im Organismus aus.
Der Teufelskreis der Angst kann sich dramatisch anfühlen
Die Angstgedanken beziehen sich durch die typische Symptomatik einer Angststörung zunehmend auf den Körper. Damit entsteht ein Teufelskreis, der nicht leicht zu durchbrechen ist.
Doch was falsch interpretiert und erlernt wurde, kann auch korrigiert und verlernt werden. Die Verhaltenstherapie hilft Betroffenen, die Angstspirale zu durchbrechen. Eine Angststörung ist eine behebbare Störung. Die Auswirkungen fühlen sich für die Betroffenen zwar dramatisch an, aber sie sind es nicht. Jeder kann die Angstspirale durchbrechen und seine Angststörung bewältigen.
Die Verhaltenstherapie erzielt gute Erfolge bei solchen Störungen. Angstgedanken können geradezu zwanghaft werden. Das gesamte Leben dreht sich nur noch um die Panikattacken, das Herzrasen und die schwitzigen Handflächen. Um wieder die gewohnte Lebensqualität zu erleben, müssen die Betroffenen ihre Angstgedanken durch positive Haltungen ersetzen. Sie können sich mit pflanzlichen Beruhigungsmitteln und einem Buch über Angststörungen wappnen, während sie auf einen Therapieplatz warten.
Psychisch krank? Ich doch nicht!
Die Erkenntnis, dass man psychisch krank ist, kann schockieren. Tatsächlich kommen die meisten Menschen mindestens einmal im Leben seelisch aus dem Tritt. Daran ist nichts Schlimmes.
Latente Ängste, Dauerstress, persönliche Krisen wie Scheidung oder ein Todesfall sowie chronische Überarbeitung können zu einer seelischen Krise führen. Die Seele zieht – im übertragenen Sinne – die Reißleine. Sie meldet ihre Überforderung durch Symptome in Form von Angst, Herzrasen, Schweißausbrüchen und Panikattacken an (vgl. Panikattacke nach dem Aufstehen). Da sie sich kaum anders ausdrücken kann, nimmt sie den Körper gewissermaßen in Mithaftung. Nun aber interpretieren die Betroffenen wahlweise eine bestimmte Situation als angstbesetzt.
Alternativ meinen sie, sie seien plötzlich schwer krank. Sie laufen oft von Arzt zu Arzt. Niemand findet etwas. Beides sind jedoch fatale Fehlinterpretationen. Sie halten die Betroffenen in der Angstspirale. Nach und nach entsteht ein Teufelskreis. Damit ist eine Angststörung etabliert, die sich von alleine nicht auflöst. Sie befeuert sich ständig selbst durch Panikattacken, Herzrasen und erneuter Angst. Wer diese Angstspirale durchbrechen möchte, muss sich seinen Ängsten und deren Ursachen stellen (siehe: Angstattacken besiegen, Skills bei Panikattacken)
Die eigentlichen Ursachen von Ängsten liegen meist tiefer
Auch wenn bestimmte Erlebnisse als vermeintliche Auslöser der Angstattacken ausgemacht wurden, sind diese Erlebnisse meist nicht die Schuldigen.
Vielmehr sind mangelndes Selbstwertgefühl, negative Gedanken, latente Ängste oder eine unsichere Persönlichkeit häufig die Ursache. Auch unverarbeitete Traumata, soziale Ausgrenzung, tief sitzende Trauer, Missbrauchserfahrungen, Mobbing, Depressionen oder ein Burn-out können ursächlich für Angsterkrankungen sein. Die tief sitzenden Ursachen der Angststörung sind meist unbewusst. Nicht der Körper ist überfordert, sondern die Psyche.
Nun gilt es, der Seele zu helfen, damit die körperlichen Symptome aufhören können. Dieser Prozess bedeutet ein Umdenken und Umlernen (Was kann man gegen Angst machen?). Er beinhaltet die Akzeptanz, dass man Hilfe braucht und wegen seiner entfesselten Ängste nicht mehr weiter weiß. Damit ist bereits der erste Schritt zur Heilung getan. Der Teufelskreis der Angst ist damit aber nicht gleich Geschichte. Er wurde jedoch erkannt. In der Folge kann er entschärft und bewältigt werden. Aus solchen Krisen gehen viele Menschen mit einem neuen Selbstbild und gestärkt hervor.
Angstspirale durchbrechen | Fazit
Es ist keine Schande, wegen seiner Ängste und Panikattacken zu einem Therapeuten zu gehen. Es wäre eine Schande, es in dieser Situation nicht zu tun. Hilfe annehmen zu können, ist ein Zeichen innerer Stärke.
Quellen und weiterführende Ressourcen:
- die-inkognito-philosophin.de/blog/teufelskreis-angst-panik-ursachen
- wellox.de/teufelskreis-angst/
- angst-verstehen.de/angstspirale-durchbrechen/
- nau.ch/lifestyle/fitness/mit-diesen-5-schritten-schaffen-sie-es-aus-der-angstspirale-65734349
- selbstvertraut.com/angst-loop/
- youtube.com/watch?v=LRfCvsIFstM
- moveo-expertendialog.de/news/kinder-und-corona-die-angstspirale-durchbrechen/