Teufelskreismodell der Angst

Teufelskreis der Angst - dass so viele Psychologie-Websites über den Teufelskreislauf der Angst berichten, zeigt die Bedeutung des Modells für das Verständnis und die Überwindung von Ängsten. (Screenshot Google Bildersuche nach Teufelskreismodell der Angst am 09.12.2022)

Teufelskreis der Angst verstehen und durchbrechen versuchen

Im Kontext von Ängsten und Angststörungen ist oft vom Teufelskreis der Angst oder dem Teufelskreislauf oder dem Teufelskreismodell der Angst die Rede. Wenn man Ängste und damit zusammenhängende Lebens- und Alltagsprobleme überwinden will, kann das Verständnis dieses Konzepts hilfreich (wenn nicht gar notwendig) sein. – Die Lektüre dieses Artikels lohnt sich dann. – Doch eins nach dem anderen:

Angst gehört zu den sieben Basisgefühlen der Menschen. Sie ist eine natürliche Reaktion auf gefährliche äußere Umstände, motiviert zu Flucht oder Kampf und sichert somit das Überleben. Das ist die „normale“ Seite der Angst.

Auf der anderen Seite gibt es übersteigerte Ängste, die das normale Maß überschreiten. Das zeigt sich in ausgeprägten Angstgefühlen, die das Leben der Betroffenen beeinträchtigen. In bestimmten Situationen stehen die ängstlichen Reaktionen in keinem Zusammenhang mit einer äußeren Bedrohung. Dann gilt die Angst als Erkrankung und macht eine Behandlung erforderlich.

Für Betroffene ergibt sich die Frage: Wann sollte man zum Psychologen gehen? Eine Therapie ist angeraten, wenn nur einer der unten genannten Punkte erfüllt ist.

  • Wenn mehr als die Hälfte des Tages an Ängste gedacht oder über die Angst gegrübelt wird
  • Wenn Lebensqualität und Bewegungsfreiheit erheblich eingeschränkt sind
  • Wenn der Betroffene immer depressiver wird, Selbstmordgedanken hat oder zu Drogen greift
  • wenn Arbeitsplatz und/oder Partnerschaft bedroht sind

In der Psychologie sind Ängste und Angststörungen die am häufigsten untersuchten Phänomene.

Zu den häufigsten Angststörungen gehören

  • die Panikstörung mit etwa 4 % Häufigkeit,
  • die generalisierte Angst mit 2 %,
  • die soziale Phobie mit 2-10 % und
  • die spezifische Phobien mit 10 %.
  • Außerdem: Ängstliche Persönlichkeitsstörung bzw. die ängstlich-vermeidende Persönlichkeitsstörung mit einer Häufigkeit von 1- 2 %
  • Platzangst mit 0,6 %.

Nach dem aktuellen Wissensstand spielen bei der Entstehung einer Angsterkrankung mehrere Faktoren eine Rolle. Jede Angststörung kann genetische, neurobiologische, kognitive und psychosoziale Ursachen haben.

https://de.wikipedia.org/wiki/Angstkreis#/media/Datei:Angstkreis.svg

Teufelskreislauf der Angst - Screenshot Darstellung Teufelskreismodell in Wiki
Teufelskreislauf der Angst – Screenshot Darstellung in Wiki

Das Teufelskreismodell der Angst

Das Teufelskreismodell der Angst soll der besseren Verständlichkeit dienen, wenn es darum geht, Angstpatienten ihre Symptomatik zu verdeutlichen und zu erklären. Anhand des Modells können Menschen, die unter ihren Ängsten leiden, den Weg ihrer Angst nachvollziehen und vor allem begreifen, dass Vermeidungsverhalten ihre Ängste verstärkt.

Das Teufelskreismodell der Angst geht zurück auf den Angstkreis, der in einer Veröffentlichung von Hans-Ulrich Wittchen, klinischer Psychologe und Psychotherapeut, und anderen aus dem Jahr 1993 erstmals in dieser Form erwähnt wird. Auf Kreisebene sind alle für die Angstreaktion relevanten Elemente aufgeführt. Das sind in diesem Falle die „Angst“, „körperliche Veränderungen“, „körperliche Symptome“, „Wahrnehmung“ und „Gedanken“, die sich ausschließlich auf Angst und Gefahr beziehen. Alle fünf Komponenten bewegen sich auf dieser Kreislinie.

Auslöser können äußere Situationen, Gedanken oder körperliche Veränderungen sein; darauf folgen Reaktionen/Handlungen von Bewältigung, Flucht und/oder Vermeidung.

  • de.wikipedia.org/wiki/Angstkreis#/media/Datei:Angstkreis.svg
  • books.google.de/books?id=D4IAote7NaYC&pg=PA17&lpg=PA17&dq=Der+Angstkreis+von+Hans-Ulrich+Wittchen&source=bl

Wie der Teufelskreis der Angst entsteht

Der Teufelskreis der Angst hat vier Ebenen: die kognitive, die neurologische, die emotionale und die körperliche Ebene.

Ein äußerer oder innerer Reiz, etwa eine körperliche Veränderung wie erhöhter Herzschlag, setzt bei Menschen, die an einer Angsterkrankung leiden, den Angstkreislauf in Gang. Angst und Panik greifen nach kurzer Zeit auf alle Ebenen über. Die kognitive Ebene kann als nächste betroffen sein. Sie ist die Ebene, auf der Situationen, die gesamte Umgebung und die eigenen Emotionen beurteilt werden. Hier breiten sich Panikgedanken aus, die wiederum körperliche Angstsymptome wie Herzrasen, Schwindelgefühle, Hitzewallungen und Übelkeit auslösen. Auf der emotionalen Ebene kommt es zu extremen Angstgefühlen, die die körperlichen Reaktionen verstärken. Diese bewirken wiederum, dass sich Panik ausbreitet und die Gedankenwelt nur noch von Angst bestimmt ist, bis hin zu dem Gefühl, nun sterben zu müssen.

Da an der Angstattacke sowohl Muskeln und Organe als auch Nervensystem, Gehirn und Psyche beteiligt sind, entsteht am Ende der Teufelskreis aus Erwartungsangst, aus Gedanken, die Katastrophen heraufbeschwören, aus Angstgefühlen und körperlichen Angstmerkmalen.

  • aphs.ch/therapie/wie-funktioniert-die-angst/
  • die-inkognito-philosophin.de/blog/teufelskreis-angst-panik-ursachen
Teufelskreis der Angst - dass so viele Psychologie-Websites über den Teufelskreislauf der Angst berichten, zeigt die Bedeutung des Modells für das Verständnis und die Überwindung von Ängsten. (Screenshot Google Bildersuche nach Teufelskreismodell der Angst am 09.12.2022)
Teufelskreis der Angst – dass so viele Psychologie-Websites über den Teufelskreislauf der Angst berichten, zeigt die Bedeutung des Modells für das Verständnis und die Überwindung von Ängsten. (Screenshot Google Bildersuche nach Teufelskreismodell der Angst am 09.12.2022)

Wie der Teufelskreis der Angst unterbrochen wird

Doch auf die gleiche Weise, wie der Angstkreislauf entsteht, kann er auch unterbrochen werden. Jede der Komponenten, die das Teufelskreismodell der Angst aufführt, kann dazu genutzt werden, als Ansatzpunkt für die Angstbewältigung zu dienen.

Zur Angstbewältigung hat sich die kognitive Verhaltenstherapie als sehr geeignet erwiesen (vgl. Verhaltenstherapien). Sie trainiert eine Änderung im Verhalten ein, bringt den Betroffenen bei, genau hinzuschauen und sich mit der Angst auseinandersetzen und kann mit bestimmten Interventionen helfen, das angstverstärkende Vermeidungsverhalten zu stoppen. Außerdem wirkt die Therapie daraufhin, dass die Gedanken, die bei einer Angstreaktion eine Rolle spielen, untersucht und verändert werden.

Auch eine Gesprächstherapie kann helfen. Hier können Emotionen ausgedrückt, die auslösende Situation mit der folgenden Angstreaktion und das, was sich körperlich abspielt, besprochen werden.

Wichtig ist auch das Unterbrechen der physiologischen Reflexe. Dazu müssen Betroffene ihren Körper und seine Reaktionen besser kennen lernen und mit ihnen vertraut werden. Die körperlichen Symptome verändern sich durch Entspannungsübungen (Entspannungstechniken bei Angst); eventuell helfen Beruhigungstropfen, verschiedene Beschwerden bei Angstzuständen zu lindern.

Wichtig für Betroffene ist das Wissen, dass sich Panikattacken nur eine begrenzte Zeit aufrechterhalten können. Auch wenn es sich körperlich äußerst bedrohlich anfühlt, ist ein Angstanfall keine direkte Bedrohung der Gesundheit oder gar des Lebens.

Keine Ängste mehr haben ist nicht das Ziel einer Therapie. Vielmehr geht es darum, die Ängste wieder auf Normalmaß schrumpfen zu lassen. Dazu dient das Wissen, was Ängste und Panikattacken sind und das Erlernen bestimmter Übungen im Umgang mit der Angst.

Videos zum Thema Teufelskreis der Angst

Eine gute und verständliche Erklärung des Angstkreises mit graphischer Darstellung liefert das Video von Tanja Witzgall. Sie ist Heilpraktikerin für Psychotherapie und kognitive Verhaltens-Trainerin und hat unter dem Motto „Hilfe zur Angstbewältigung“ mehrere Videos zusammengestellt.

Den Teufelskreis der Angst verstehen & überwinden, so heißt das Video der Ärztin und Therapeutin Dr. Michaela Krohn. Sie zeigt – neben Beschreibung und Erklärung der Angstsymptomatik – auch Wege auf, aus dem Teufelskreislauf der Angst auszubrechen.