Keine Ängste mehr haben

Keine Ängste mehr haben (© magele picture / stock.adobe.com
Keine Ängste mehr haben (© magele picture / stock.adobe.com

Fakt ist, dass die meisten Menschen Ängste haben. Ganz anders als die akute Furcht ist Angst eher ein subtiles und oft irreales Gefühl. Ängste können sich in der Kindheit entwickeln oder durch negative Ereignisse etablieren. Manchmal gibt es für Angst auch keinerlei Erklärung. Wer keine Ängste mehr haben möchte, kann sich durch Bewusstwerdung, Selbsthilfe und Therapieangebote befreien.



Was ist eigentlich Angst?

Der Duden definiert Angst als:

„mit Beklemmung, Bedrückung, Erregung einhergehender Gefühlszustand [angesichts einer Gefahr]; undeutliches Gefühl des Bedrohtseins“.

In Fachkreisen werden Angst, Ängstlichkeit und Furcht deutlich unterschieden:

  • Angst ist ein ungerichteter Gefühlszustand, der eine unbestimmte Bedrohung (unbestimmte Situation) signalisiert.
  • Furcht ist ein Zustand, der sich auf eine konkrete Situation bezieht.

Das zeigt bereits sehr gut, dass Angstgefühle etwas Subtiles sind, während Furcht uns vor tatsächlichen Bedrohungen warnt.

Angst operiert in Menschen oft versteckt, andere spüren sie ganz deutlich in Form von (meistens absurden) Angstzuständen, Panikattacken oder Depressionen.

Ursachen von Angst

Die Ursprünge von Ängstlichkeit und Angststörungen können eine offensichtliche Folge schlechter Erfahrungen oder auch versteckt sein.

Über die eigentlichen Ursachen der eher unerklärbaren, subtilen sowie dauerhaften Angstzustände ist bisher wenig bekannt. Vermutlich stecken Dinge wie soziale Unsicherheiten, Horrorgeschichten, Vorurteile, versteckte Prägungen und die Beeinflussung durch Medien (schlechte Meldungen, Boulevardmedien) und die öffentliche Meinung dahinter.

Bei der akuten Furcht ist der Auslöser klar: Ein bellender Hund kommt angerannt. Durch die Furcht/Angst machen wir einen Satz zur Seite, wehren den Hund ab oder rennen davon.

Diese Reaktion wird durch den Flucht-oder-Kampf-Mechanismus im Gehirn ausgelöst. Dieser Instinkt gehört zu den ältesten Anlagen im Hirn (Reptiliengehirn).

Aus der Begegnung kann sich eine nagende Angststörung entwickeln. Der betroffene Mensch zeigt zukünftig Ängstlichkeit, auch wenn gar keine Hunde in der Nähe oder die Tiere völlig harmlos sind.

Der Hund und die angstauslösende Szene haben einen Platz im Gedächtnis- und Verhaltensspeicher der Person gefunden. Bei Konfrontationen werden dann gespeicherte Muster abgerufen.

Doch warum manche Menschen den ganzen Tag über irreale Angstgefühle verspüren, ist immer noch nicht vollständig geklärt.

Chronische Ängste und Angststörungen

Die Psychologie kennt eine ganze Reihe von Angststörungen:

  • Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS)
  • Zwangsstörung
  • Generalisierte Angststörung (GAD)
  • Spezifische Phobien

Daneben kennen viele Menschen mehr oder weniger stark nagende und einschränkende Alltagsängste:

  • Versagensängste (Schaffe ich die Prüfung?)
  • soziale Ängste (Ist mir der Chef freundlich gesinnt?)
  • finanzielle Ängste (Kann ich meine Rechnungen bezahlen?)
  • Angst vor dem Alleinesein (Warum finde ich keinen Partner?)
  • Angst im Straßenverkehr (Stress in dichten Straßenverkehr)
  • Angst um das Kind (Hoffentlich bleibt es gesund)
  • Angst vorm Einschlafen
  • das Gefühl, das Leben sei ein Kampf
  • uvm.

Viele dieser Ängste werden als alltäglich hingenommen. So manch ein Betroffener leidet über Jahre hinweg still und kann sich gar nicht vorstellen, wie ein Leben ohne Angst aussieht.

8 Warnzeichen für chronische Angstzustände – YouTube

Die Ursache von Angststörungen und Phobien

Neben den Ängsten, die durch unsere Alltagsorganisation und Unsicherheiten entstehen können, gibt es zahlreiche weitere Ängste unklarer Herkunft.

Dazu zählen die meisten Phobien. Betroffene haben Angst vor ganz alltäglichen, absurden oder übertriebenen Dingen, Umständen, Personenkreisen oder Tieren.

Zu den häufigsten Phobien zählen:

  • Agoraphobie – weite Plätze, Platzangst
  • Emetophobie – sich übergeben zu müssen
  • Erythrophobie – Erröten
  • Klaustrophobie – geschlossene Räume
  • Soziale Phobie – Umgang mit anderen Menschen, Kontaktangst
  • Arachnophobie – Spinnen
  • Entomophobie, Insektophobie – Insekten
  • Chronophobie – Angst, keine Zeit zu haben
  • Thalassophobie – offenes, tiefen Meer oder große Gewässer.
Stress, Angst und Phobien besiegen – Dokumentation von NZZ Format (2010) – YouTube

Ich will keine Angst mehr haben!

Wir leben in einer Zeit, in der immer mehr Menschen ein besseres Bewusstsein für ihren Alltag und die Lebensqualität entwickeln.

Hat die Nachkriegsgeneration Existenzängste oder die Angst vor erneuten Kriegen, Versorgungsengpässen, Sozialängsten (auch wechselnde Feindbilder wie Russen, Gastarbeiter, heute Flüchtlinge usw.) und dergleichen noch hingenommen, werden sich heute mehr Menschen ihrer teils überzogenen und unberechtigten Ängste bewusst.

Bis vor vierzig oder fünfzig Jahren war es in vielen Kreisen der Bevölkerung nicht angezeigt, sich mit angstauslösenden Gefühlen oder Emotionen zu beschäftigen. Psychologen und Psychiater wurden mit Irrenärzten gleichgesetzt und ängstliche oder psychisch beeinträchtigte Menschen als auf eine sonderbare Weise „krank“.

Doch zum einen nehmen die geistigen und psychischen Leiden enorm zu und zum anderen steigt das Bewusstsein für eine angstfreie Lebensweise. – Selbsthilfegruppen, Sitzungen beim Therapeuten oder Konfrontationstherapien sind in vielen Gesellschaftsschichten normal geworden. Man kann heute in einem guten Freundeskreis über diese Dinge sprechen und wer aus seiner Angst heraus möchte, findet nicht zuletzt durch das Internet, eine steigende Anzahl an Therapieangeboten aller Art und Selbsthilfe-Seminare ein breites Hilfsangebot.

Der erste Schritt: Bewusstwerdung

Wer sich viel sorgt, unter unbegründeten Ängsten oder nagenden Dauer-Ängsten leidet, muss sich diese Zustände zunächst bewusst machen.

Manchmal können sich Betroffene selbst erklären, woher Ängste stammen. Hatten die Eltern wenig Geld oder stritten sich ums Geld, entwickeln Kindern Sorgen oder eine Ängstlichkeit vor finanziellen Engpässen, die sie bis ins Erwachsenenalter hinein- und womöglich bis ans Lebensende weitertragen.

Sozialängste können auf Ausgrenzungen im Kindesalter oder schlechte Erfahrungen und Warnungen der Eltern zurückgehen (Nimm dich bloß vor Männern in acht!).

Mit ein bisschen Detektivarbeit kann jeder Betroffene alleine durch Selbstbeobachtung und Selbststudium sehr viel über sich und die eigenen Ängste herausbekommen. Lesenswert auch: Selbsterkenntnis Methoden.

Keine Ängste mehr haben: Negative Gedanken und Schwarzmalerei abstellen

Neben den ganz offensichtlichen Angstauslösern gibt es in unserer Gesellschaft schleichende Angst-Förderer.

Forscher fanden heraus, dass durchschnittliche Menschen etwa 60.000 Gedanken am Tag haben. Die meisten davon drehen sich um:

  • Sorgen
  • Themen des Nicht-Habens und Haben-Wollens
  • Schwierigkeiten im Alltag
  • Probleme in der Partnerschaft
  • usw.

Dieses ständige Troubleshooting im Gehirn sorgt für einen Effekt, der schleichende, dauernde und chronische Angstzustände begünstigen kann.

Der beste Weg, keine Ängste mehr zu haben, ist die Veränderung der Denkgewohnheiten. Dabei können kleine Umstellungen im Alltag schon hilfreich sein.

Wer ständig schlechte Nachrichten im Fernsehen sieht, traurige Gespräche führt oder über Probleme sinniert, sollte einen grundlegenden Wandel vollziehen.

Das geht manchmal nicht vom einem Tag auf den anderen. Doch diese Maßnahmen können einen Anfang darstellen, um Angstgedanken deutlich zu reduzieren:

  • Medienkonsum überprüfen (Horrorfilme, Mord und Totschlag, schlechte Nachrichten)
  • das soziale Umfeld prüfen (Negativ-Redner, Lästermäuler, Schwarzmaler)
  • die eigenen Gedanken und Gewohnheiten immer wieder prüfen
  • gesunde Lebensweisen etablieren (auch die Ernährung hat einen Einfluss).
  • Siehe auch: Depression – negative Gedanken stoppen

Keine Ängste mehr haben: Selbsthilfe, Achtsamkeit und Meditation

Bei leichten Ängsten und Angststörungen haben sich geleitete Gesprächsgruppen, Achtsamkeitsübungen und diverse Meditationstechniken bewährt.

Durch das Gespräch mit Gleichgesinnten und neue Erfahrungen, Austausch und die Vermittlung positiver Sichtweisen können Ängste deutlich gemildert werden.

Die Achtsamkeit zielt darauf ab, mit wachem Geist durch den Tag zu gehen. Wer seine Welt achtsam wahrnimmt, verfällt nicht in stilles Grübeln, geistige Dissoziationen oder hängt inneren Negativ-Bildern nach.

Während der Meditation findet eine tiefgreifende Umwandlung von Wahrnehmungs- und Datenverarbeitungsprozessen im Gehirn statt. Im meditativen Zustand öffnen sich der Geist und das Unterbewusstsein für eine Reinigung und Neuausrichtungen.

Professionelle Psychotherapie bei Angstleiden

Wer unter mittelstarken, zähen oder sogar starken Ängsten leidet, sollte niemals davor zurückschrecken, professionelle Hilfe und Therapie in Anspruch zu nehmen.

Ein Leben ohne Angst ist möglich. Wer sich einmal sagt, „Ich will keine Angst mehr haben“ muss sich trauen!

Professionelle Therapeuten und Psychologen kennen die Funktionsweise und Tricks der Psyche. Sie wissen genau, wo sie ansetzen müssen und wie sie neue Sicht-, Denk- und Verhaltensweisen etablieren können.

Neben der klassischen Gesprächstherapie bei diffusen Ängsten gibt es die praktische Behandlung, die mit Konfrontation arbeitet (z.B. Spinnen in die Hand nehmen bei Arachnophobie).

Weitere sehr erfolgreiche Methoden, um endlich keine Ängste mehr zu haben:

  • Hypnosetherapie
  • Kognitive Verhaltenstherapie
  • Entspannungsverfahren
  • Biofeedback
  • Psychoanalyse und tiefenpsychologische Verfahren
  • EMDR-Therapie.

Hilfe bei einer akuten Angstattacke

Ängste können aus dem heiterten Himmel zuschlagen. Wir kommen in eine bedrohliche Situation oder sind durch Stress geschwächt. Dann arbeitet das Gehirn oft im Überlebensmodus und Ängste mit Herzrasen oder Panikattacken machen sich eher bemerkbar.

Bei einer akuten Angstattacke haben sich diese Methoden zur Selbsthilfe bewährt:

Bewusstes Atmen

Die Hände dabei auf den Bauch zu legen und das Auf und Ab zu spüren hilft bei der Beruhigung.

Trinken oder Essen

Ein Glas Wasser zu trinken bringt den Stoffwechsel in Gang. Ängste werden durch Hormone ausgelöst und die kommen wieder in Bewegung, wenn mehr Wasser im Körper ist.

Kauen beruhigt, da durch den Kaumechanismus Wohlfühlhormone ausgeschüttet werden.

Hinlegen

Sich flach auf den Boden zu legen, die Erde oder den Fußboden zu spüren und bewusst zu atmen, erdet und beruhigt. Diese Methode ist bei Herzrasen besonders effektiv.

Nur in Ausnahmefällen: Beruhigungsmittel

Beruhigungstabletten sind nicht die dauerhafte Lösung, um keine Ängste mehr zu haben. Sie unterdrücken die biochemische Reaktion, überwinden aber nicht die Ursache.

Bei leichten Ängsten (Prüfungsangst z.B. vor praktischer Fahrprüfung, Angst vor einem Vorstellungsgespräch usw.) können pflanzliche Beruhigungsmittel eine gute Hilfestellung sein.

Besonders beliebt sind:

  • Bachblüten (Rescue-Remedy-Mischung)
  • Baldrian
  • CBD Öle.

Doch auch diese pflanzlichen leichten Mittel sollten nur in Ausnahmesituationen und kurzzeitig eingenommen werden.

Bei anhaltenden Ängsten lohnt es sich viel mehr, diese von Grund auf aufzuarbeiten und zu lösen. Die Erfolge bleiben dann in den meisten Fällen ein Leben lang.

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