Den Begriff „Depression“ oder „depressive Episode“ hört man immer häufiger. Es scheint, dass eine Krankheit, die früher kaum jemand kannte, heute immer mehr um sich greift. Viele, die unter Niedergeschlagenheit und Antriebslosigkeit leiden, stellen sich deswegen schnell die Frage „Bin ich depressiv?“ Doch was versteht man überhaupt medizinisch darunter?
Inhalt:
Was ist eine Depression? Was bezeichnet man als „depressive Episode“, was als „depressive Verstimmung“?
Eine Depression ist eine schwere psychische Krankheit und damit eine ernstzunehmende Störung. Man unterscheidet diverse Arten von Depressionen, viele Anzeichen treten jedoch bei allen Arten gleichermaßen auf. Erste Anzeichen sind häufig Antriebslosigkeit, Lustlosigkeit, Traurigkeit und Niedergeschlagenheit sowie weitere in den einschlägigen Klassifikationssystemen ICD 10 (vgl. F32.1) und DSM IV enthaltene Beschwerden.
Vorübergehende Zustände der Traurigkeit (vgl. Traurigkeit überwinden) und Antriebslosigkeit sind im wechselhaften Leben unserer Zeit aber bis zu einem gewissen Grad auch normal und nicht in jedem Fall unmittelbar als Krankheit anzusehen, sondern vielmehr als Reaktion auf allgegenwärtigen Stress und persönliche Belastung. Oft handelt es sich hierbei auch nur um eine vorübergehende depressive Verstimmung, die innerhalb überschaubarer Zeit wieder vergeht und keine tieferen Ursachen hat. Aus einer solchen harmlosen Verstimmung kann sich allerdings auch schnell eine behandlungsbedürftige Depression oder Angststörung entwickeln, wenn solche Gefühle über einen längeren Zeitraum bestehen bleiben und man immer häufiger das Gefühl hat, keinen Ausweg aus seiner Lage zu finden.
► Eine depressive Episode liegt erst dann vor, wenn die oben beschriebenen Symptome mindestens über einen Zeitraum von zwei Wochen dauerhaft anhalten. Je nach Ausprägung der Symptome wird eine depressive Episode noch einmal in leichte, mittelgradige und schwere Episode unterteilt (siehe auch: schwere depressive Episode). Die Dauer einer solchen Episode variiert individuell sehr stark, in der Regel kann aber eine deutliche Besserung der Problematik innerhalb von 6 Monaten Behandlung erreicht werden. In manchen Fällen erleben Betroffene nur einmal in ihrem Leben eine solche Episode und sind danach vollständig geheilt. Demgegenüber leiden manche auch an immer wiederkehrenden depressiven Episoden, was einen hohen Leidensdruck verursachen kann. Das nennt man „rezidivierende Depression“.
Die möglichen Arten der Erkrankung sind so vielfältig wie der Charakter der Betroffenen. Die endogene D. ist die am häufigsten diagnostizierte Art. Die endogene ist eine Form, die von innen heraus entsteht und nicht etwa aufgrund organischer Ursachen. Im Gegensatz zur endogenen Variante bezeichnet die reaktive D. eine durch einen externen Auslöser induzierte Verhaltensstörung. Es handelt sich dabei um eine unmittelbare Reaktion in Bezug auf einen belastenden Vorfall, der im Leben des betroffenen Menschen vorgekommen ist. Die reaktive Depression wird auch als Anpassungsstörung bezeichnet (vgl. hierzu die F43.2 Diagnose).
Eine weitere Form, die sogenannte bipolare Depression oder auch manische Depression genannt (siehe manische Depressionen, bipolar), zeichnet sich durch den ständigen Wechsel zwischen depressive Episode und besondere Hochstimmung und Heiterkeit aus, die weit über das übliche Maß an Frohmut hinausgehen. Die von einer manischen Depression Betroffenen befinden sich daher im Wechselbad der Gefühle, was sie belasten und zusätzlichen Stress auslösen kann.
Frauen sind häufig von einer besonderen Art betroffen, der postpartalen Depression. Sie bezeichnet die depressive Episode einer Mutter nach der Geburt ihres Kindes vor allem aufgrund der Belastung durch die Geburt und hormoneller Veränderungen. Innerhalb der ersten 10 Tage nach der Geburt tritt bei ca. 50% der Frauen eine solche Episode auf. Während bei den meisten Frauen diese Episode nur wenige Tage andauert, kann es dennoch zu einer länger andauernden postnatalen Depression kommen.
Wenn sich eine beginnende depressive Erkrankung zunächst nicht an den klassischen Anzeichen zeigt, sondern stattdessen körperliche Beschwerden auftreten und erst später festgestellt werden kann, dass sich dahinter eine Depression verborgen hat, nennt man das eine sogenannte larvierte Depression. Die körperlichen Störungen beruhen dann psychosomatisch auf dem Gemütszustand.
Ebenso gibt es daneben Sonderformen depressiver Erkrankungen, die von der klassischen Symptomatik abweichen. Die agitierte Depression zum Beispiel zeichnet sich dadurch aus, dass die Betroffenen gerade keine typischen Beschwerden wie verminderten Antrieb und Lustlosigkeit aufweisen. Sie fühlen sich im Gegenteil rastlos und getrieben und haben einen enorm starken und unnatürlichen Bewegungsdrang.
Entsprechende Krankheitsbilder unterteilen sich neben den verschiedenen Arten auch im Hinblick auf ihre Schwere und Dauer (vgl. die Abstufungen depressive Verstimmung vs. leichte / mittelgradige / schwere depressive Episode). ► In jedem Fall dringend behandlungsbedürftig ist die sogenannte Major Depression, die als besonders schwere Form angesehen wird und anhand verschiedener Diagnosekriterien festgestellt wird. Dazu gehören über den Tag anhaltende Gefühle der Niedergeschlagenheit und Antriebslosigkeit, das Fehlen von Freude oder Begeisterung, Schlafstörungen und verändertes Essverhalten, Ruhelosigkeit und damit verbundene Müdigkeit, Verlust der Sexualität und Gefühle der Wertlosigkeit sowie Schuldgefühle und zuletzt eine verminderte Konzentration. In besonders extremen Fällen quälen sich die Betroffenen einer Major Depression auch immer wiederkehrend mit Selbstmordgedanken.
Die Diagnose Dysthymie — eine chronische Form der milden oder mäßigen Depression — wird gestellt, wenn die Symptome (siehe Dysthymie Symptome) mindestens ein Jahr anhalten und höchstens zwei Monate davon schwächer sind. In diesem Fall handelt es sich auch um eine rezidivierende D., die wiederholt auftritt.
Erste Anzeichen einer Depression und wissenschaftliche Diagnosekriterien
Die Erkrankung entsteht selten aus dem Nichts heraus. Ihr gehen vielmehr häufig ernste Belastungen im Leben, wie etwa der Verlust einer Bezugsperson durch Tod oder Trennung (vgl. auch Angst vorm Sterben), der Verlust des Arbeitsplatzes oder das Erleiden einer schweren Krankheit voraus. Wie bei den meisten anderen Krankheiten gibt es auch für das Bestehen einer Depression bestimmte Anzeichen. Aber die Anzeichen sind nicht unbedingt leicht zu erkennen und es kann mitunter schwierig sein, ein vorübergehendes Tief von einer behandlungsbedürftigen psychischen Erkrankung zu unterscheiden. Hier kommt es vor allem darauf an, Intensität und Dauer der Symptome richtig zu beurteilen. Mit Intensität ist gemeint, in welchem Grad der Betroffene mit negativen Gefühlen belastet ist. Depressionen sind gravierender als ein vorübergehendes Tief, sie sind eine Gemütskrankheit, die sich auf alle Lebensbereiche auswirkt und die Fähigkeit, ein normales Leben zu führen, ernsthaft beeinträchtigt. Mit der Dauer ist die Länge des Zustands der Antriebslosigkeit gemeint.
Häufige Anzeichen / Symptome einer Depression sind:
- Plötzliche Stimmungs- und Verhaltensänderungen. Der zuvor friedliche Betroffene ist urplötzlich auf Konfrontation aus.
- Soziale Isolierung. Der Betroffene zieht sich von seinen Freunden zurück. Oder die Freunde ziehen sich von dem Betroffenen zurück, weil sie feststellen, dass er sich, was Einstellung und Verhalten angeht, unangenehm verändert.
- Vermindertes Interesse an nahezu allen Aktivitäten. Der Betroffene ist ungewöhnlich passiv. Hobbys, die ihn bis vor kurzem noch faszinierten, sind nun langweilig (anders bei agitierter Depression).
- Auffallende Veränderung der Essgewohnheiten. Viele Experten sind der Meinung, dass Störungen wie Magersucht, Bulimie und zwanghaftes Überessen oft mit Depressionen einhergehen (oder mitunter auch davon ausgelöst werden).
- Schlafprobleme. Der Betroffene schläft entweder zu viel oder zu wenig. Bei manchen geraten die Schlafgewohnheiten völlig durcheinander; beispielsweise sind sie die ganze Nacht auf und schlafen dafür tagsüber. Viele fangen an, gegen entsprechende Schlafstörungen zuerst einmal rezeptfreie Schlaftabletten zu nehmen und wollen später auf starke Schlafmittel wechseln.
- Nachlassen der schulischen Leistungen bei Kindern und Jugendlichem. Der depressive Jugendliche hat Schwierigkeiten, mit Lehrern und Mitschülern zurechtzukommen, und die Noten rutschen ab. Irgendwann will er gar nicht mehr zur Schule gehen.
- Riskante oder selbstzerstörerische Handlungen. Aktivitäten, bei denen der Betroffene nur knapp dem Tod entkommt, zeigen an, dass er nur noch wenig Interesse daran hat, zu leben. Auch Selbstverstümmelung (wie Einschnitte in die Haut) kann ein Symptom sein (vgl. auch Borderliner Syndrom).
- Gefühle der Wertlosigkeit oder unangebrachte Schuldgefühle. Der Betroffene wird extrem selbstkritisch und kommt sich wie ein völliger Versager vor, auch wenn die Tatsachen etwas Anderes zeigen.
- Psychosomatische Probleme. Sind körperliche Ursachen ausgeschlossen, könnte eine psychische Erkrankung die eigentliche Ursache für Kopf-, Bauch-, Rückenschmerzen oder dergleichen sein (sog. larvierte D.)
- Wiederkehrende Gedanken an Tod oder Selbstmord. Die Beschäftigung mit trübseligen Themen kann auf Depressivität hindeuten, ebenso wie Selbstmorddrohungen.
Symptome: Offizielle Diagnosekriterien für Major Depression vs. depressive Episode
Die offiziellen Diagnosekriterien nach DSM IV für eine Major-Depression sind:
- A: Mindestens 5 der folgenden Symptome bestehen über mindestens 2 Wochen, ein Symptom davon muss „depressive Verstimmung“ (1) oder „deutlich vermindertes Interesse“ (2) sein
- depressive Verstimmung
- deutlich vermindertes Interesse
- deutlicher Gewichts- / Appetitverlust
- Schlaflosigkeit / vermehrter Schlaf
- Psychomotorische Unruhe / Verlangsamung
- Müdigkeit / Energieverlust
- Gefühle von Wertlosigkeit / Schuld
- Konzentrations- und Entscheidungsprobleme
- Tod, Suizidgedanken oder Handlungen
(Negativkriterien)
- B: Die Kriterien erfüllen nicht die Kriterien der gemischten bipolaren Störung
- C: Die Symptome verursachen in klinisch bedeutsamer Weise Leiden und Einschränkungen
- D: Die Symptome gehen nicht auf die direkte körperliche Wirkung von Substanzen oder med. Faktoren zurück
- E: Symptome sind nicht besser durch Trauer erklärbar.
Nach ICD 10 liegt eine depressive Episode vor, wenn während mindestens zwei Wochen
- a) mindestens 2 (bzw. für eine schwere Episode 3) der folgenden Symptome vorliegen:
• depressive Stimmung, in einem für die Betroffenen deutlich ungewöhnlichen Ausmaß, die meiste Zeit des Tages, fast jeden Tag und im Wesentlichen unbeeinflusst von den Umständen
• Interessen- oder Freudeverlust an Aktivitäten, die normalerweise angenehm waren
• verminderter Antrieb oder gesteigerte Ermüdbarkeit - b) und zusätzlich mindestens eines der folgenden Symptome vorliegt, wobei die Gesamtzahl der Symptome je nach Schweregrad mindestens 4-8 beträgt (siehe unten)
• Verlust des Selbstvertrauens oder des Selbstwertgefühls
• unbegründete Selbstvorwürfe oder ausgeprägte, unangemessene Schuldgefühle
• wiederkehrende Gedanken an den Tod oder an Suizid; suizidales Verhalten
• Klagen über oder Nachweis eines verminderten Denk- oder Konzentrationsvermögens, Unschlüssigkeit oder Unentschlossenheit
• psychomotorische Agitiertheit oder Hemmung (subjektiv oder objektiv)
• Schlafstörungen jeder Art
• Appetitverlust oder gesteigerter Appetit mit entsprechender Gewichtsveränderung.
Nach ICD 10 liegt eine leichte Depression vor, wenn mindestens zwei der ersten drei und insgesamt mindestens 4 Symptome vorliegen, eine mittelgradige Depression, wenn zwei der ersten drei und insgesamt mindestens acht Symptome vorliegen.
Depressive Erkrankungen im Zusammenhang mit Angsterkrankungen
Depressionen treten häufig in Kombination mit anderen psychischen Erkrankungen, vor allem Angsterkrankungen, auf. So zeigen depressive Menschen häufig auch Angstsymptome oder leiden an einer Panikstörung. Umgekehrt kann eine bestehende Angsterkrankung dazu führen, dass sich der Betroffene isoliert und durch die anhaltende Isolation schließlich depressive Verstimmungen entwickelt.
Da die Krankheit häufig mit Gefühlen der Wertlosigkeit einhergeht, entwickeln Betroffene daneben Versagensängste (siehe Versagensangst) und halten sich für unfähig, selbst alltägliche Dinge wie das Einkaufen gut zu bewältigen. Oder sie leiden an Angstzuständen, weil sie aufgrund ihrer depressiv bedingten negativen Sicht auf ihr Leben denken, einen schwerwiegenden Fehler gemacht zu haben.
Auch Verlustängste treten vermehrt auf, die wiederum die Angst vor der Einsamkeit fördern. Angsterkrankungen in allen Formen gehören damit zu den häufigsten komorbiden psychischen Erkrankungen bei Depression.
- www.gbe-bund.de/gbe10/abrechnung.prc_abr_test_logon?p_uid=gast&p_aid=0&p_knoten=FID&p_sprache=D&p_suchstring=13165#Kap5.4
Andere Komorbiditäten
Weitere Erkrankungen, die oft parallel vorliegen, sind verschiedene Abhängigkeiten und Süchte und Essstörungen (siehe Anzeichen Essstörung). Aufgrund des Gefühls, dem Suchtverhalten versklavt zu sein und keinen Ausweg mehr daraus zu finden, entwickeln Suchtkranke häufig Anzeichen einer Depression (vgl. Suchtkrankheiten).
Im Fall von Essstörungen wie Anorexia Nervosa führt die chronische Unterversorgung des Körpers mit lebenswichtigen Nährstoffen im Rahmen des Suchtverhaltens zu Antriebslosigkeit und Niedergeschlagenheit, was sich zu einer Depression entwickeln kann.
Es ist wichtig, zu erkennnen, welche Krankheiten der Betroffene noch hat da die Therapie nur dann nachhaltig erfolgreich sein kann, wenn auch diese Begleitsymptome behandelt werden und das Suchtverhalten beispielsweise aufgegeben wird.
Aber auch körperliche Krankheiten, vor allem chronische Leiden wie Diabetes oder Schlaganfälle, können zu einer D. führen. Das ständige Leben mit einer chronischen Krankheit ist eine Belastungsprobe, die Depressivität begünstigen kann. In diesem Fall zeigt sich der der enge Zusammenhang zwischen Seele und Körper, der psychosomatischen Krankheiten und Beschwerden zugrunde liegt. Aber auch leichtere Krankheiten wie grippale Infekte in Verbindung mit herbstlichem Wetter löst bei manchen Personen saisonal abhängige Depressionen aus (vgl. Winterdepression).
- www.spiegel.de/gesundheit/psychologie/depressionen-koennen-durch-koerperliche-krankheiten-ausgeloest-werden-a-835355.html
- www.netdoktor.de/krankheiten/depression/
- dr-elze.com/depressive-stoerungen-komorbiditaet
Behandlungsansätze / Therapie-Optionen
Depressionen und ihre Ursachen sind so vielfältig wie die Menschen, die darunter leiden. Dies muss sich auch am Behandlungsplan zeigen, der individuell auf die erkrankte Person abgestimmt sein muss. Welche Verfahren eingesetzt werden, hängt von der Schwere der Erkrankung ab.
Eine Depressions-Therapie besteht in der Regel aus der akuten Linderung der Beschwerden, der Therapie zur Erhaltung dieses Zustands und der anschließenden Verhinderung eines Rückfalls.
Bei einer leichten bis mittelschweren Depression genügt oft eine ambulante Behandlung. Kognitive Verhaltenstherapien zeigen in diesem Fall eine nachhaltigere Wirkung als medikamentöse Behandlungen, da bei einer nur leichten bis mittelschweren Depression die Gefahr eines Rückfalls nach Absetzen der Medikamente den Nutzen der Medikamente nicht aufwiegen kann (vgl. medikamentöse Behandlung von Angststörungen).
Bei schweren Ausprägungen ist hingegen häufig ein stationärer Aufenthalt notwendig. Medikamente, psychotherapeutische Therapieangebote und eine intensive Betreuung helfen dem Betroffenen, wieder einen geregelten Tagesablauf zu finden. Für die Therapie von chronischen und wiederkehrenden Depressionen hat sich die Kombination aus Medikamenten und Psychotherapie bewährt. Besteht ein hohes Selbstschädigungsrisiko kommt auch eine Zwangseinweisung in Betracht.
Zur Behandlung werden als psychotherapeutische Maßnahmen häufig die Kognitive Verhaltenstherapie und psychodynamische Psychotherapien eingesetzt.
In der kognitiven Verhaltenstherapie versucht der Betroffene zu lernen, mit der Krankheit besser umzugehen. Das geschieht beispielsweise dadurch, dass der Patient lernt, sich selbst wieder im richtigen Licht zu sehen und objektiv zu überprüfen, inwieweit negative Gedanken und Gefühle der Wertlosigkeit gerechtfertigt sind. Negative Denk- und Verhaltensmuster sollen durch positive ersetzt werden. Da Betroffene oft Schwierigkeiten haben, Beziehungen zu anderen aufzubauen, werden bewusst soziale Fähigkeiten trainiert. Der Aufbau von Partnerschaften ist im Zustand der Depressivität jedoch oft undenkbar; für depressive Männer ist in solchen Zeiten an das Gefühl von Liebe kaum zu denken. Dennoch sollte versucht werden, dem sozialen Rückzug in solchen Phasen aktiv entgegenzuwirken durch Teilnahme an gesellschaftlichen Aktivitäten, auch wenn „(M/m)an(n)“ alles andere als Lust dazu hat. Auch körperliche Aktivität kann zur Besserung beitragen und wird deswegen in die Therapie integriert.
Psychodynamische Psychotherapien versuchen, erlebte Verlusterlebnisse und Enttäuschungen, die die Depression ausgelöst haben können, zu verarbeiten. In Kombination mit Elementen der Verhaltenstherapie und der psychosomatischen Psychotherapie sollen in der interpersonalen Therapie zwischenmenschliche Stressfaktoren bewältigt werden. Die Betroffenen erlernen Fähigkeiten und Strategien zum Umgang mit Konflikten, die zur Entstehung oder Aufrechterhaltung der Depression beitragen.
In einer psychoanalytischen Therapie konzentriert sich der Therapeut darauf, innere Konflikte des Betroffenen, etwa durch Erfahrungen in der Kindheit, zu analysieren und aufzulösen, indem er sie mit ihm gemeinsam noch einmal durchlebt.
Weitere Therapieformen sind die Gestalttherapie und die Gesprächspsychotherapie. Der Betroffene soll lernen, seine Emotionen bewusster wahrzunehmen und dies in auf ihn zugeschnittenen zwischenmenschlichen Situationen üben. Bei der Gesprächspsychotherapie tritt der Therapeut als einfühlsamer Gesprächspartner auf, der den Betroffenen als Person schätzt und es ihm so erleichtern soll, sich zu öffnen und an seinen Problemen zu arbeiten.
Auch Medikamente, bieten teilweise eine wirksame Hilfe. Sie werden vor allem bei schweren Depressionen verschrieben (siehe Antidepressiva Liste). Ob diese tatsächlich zur Linderung der Depression beitragen ist aber individuell verschieden und längt von Faktoren wie Gewicht und Geschlecht des Betroffenen ab. Nachteilig ist außerdem das Auftreten von oft sehr schweren Nebenwirkungen wie Zittern, Müdigkeit und Verstopfung.
Forschungsarbeiten haben ergeben, dass während einer Depression die Systeme für einige Botenstoffe im Gehirn aus dem Gleichgewicht geraten sind. Dies betrifft insbesondere die Transmitter-Systeme für die Botenstoffe Serotonin und Noradrenalin. Auch eine andere Form von Botenstoffen wird mit der Entstehung der Krankheit in Zusammenhang gebracht: Die Stresshormone des Körpers. Diese sind bei depressiven Phasen deutlich erhöht und einige Botenstoffe, wie etwa Cortisol, liegt in erhöhten Werten im Blut vor.
Genau hier setzt die medikamentöse Therapie an. Inzwischen werden daher zur Behandlung vor allem Serotonin Noradrenalin Wiederaufnahmehemmer (SNRI) und Selektive Serotonin Wiederaufnahmehemmer (SSRI) gegeben. SSRI erhöhen den Spiegel des „Glückshormons“ Serotonin im Gehirn und wirken stimmungsaufhellend, indem sie dessen Transport im Blut blockieren. Serotonin ist eines der wichtigsten Hormone und ein wichtiger Botenstoff in unserem Körper. Es hat sehr viele Aufgaben, vor allem kommt ihm aber eine aufhellende Wirkung auf das Gemüt zu. SSRI können daher helfen. Sie haben deutlich weniger Nebenwirkungen als andere Medikamente, sind jedoch nicht riskolos (siehe unseren Artikel Antidepressiva Nebenwirkungen). Typische Nebenwirkungen von SSRI sind Übelkeit, innere Unruhe und sexuelle Funktionsstörungen.
Bei Patienten mit agierten Depressionen muss auch die vermehrte Unruhe und der Bewegungsdrang gelindert werden. Häufig wird hierzu Mirtazapin eingesetzt. Es dämpft und hilft dabei zur Ruhe zu kommen und wieder erholsam durchzuschlafen. Das Medikament Mirtazapin wird üblicherweise oral in Form von Schmelztabletten eingenommen. Alternativ ist es in Lösung zur Verabreichung in Tropfenform und als Konzentrat für intravenöse Infusionen auf dem Markt. Vorzugsweise sollte man dieses Antidepressivum spät abends einnehmen, da Mirtazapin schlafanstoßend wirkt.
Mit Antidepressiva lassen sich Depressionen erfolgreich behandeln, die Wirkung setzt jedoch erst Tage bis Wochen später ein. Für Betroffene ist es wichtig, möglichst schnell raus aus der Symptomatik zu kommen. Da die Wirkung der Antidepressiva erst verzögert einsetzt und die therapeutische Behandlung oft mit längeren Wartezeiten verbunden ist, sind die Betroffenen in dieser Zeit besonders auf die Unterstützung von Freunden oder der Familie angewiesen.
Bei Depressionen greifen viele Menschen daher anstatt zu den starken Antidepressiva lieber zu pflanzlichen Heilmitteln, wie etwa zu Johanniskraut (siehe: Wirkt Johanniskraut gegen Depressionen?). Das pflanzliche Mittel gilt als harmlose Alternative zu synthetisch-chemischen Antidepressiva, im Supermarkt oder in der Drogerie ist es frei verkäuflich. Die Qualität vieler Johanniskraut Präparate ist umstritten und zudem muss bei der Verwendung von Johanniskraut auch auf Wechselwirkungen, etwa mit der Antibabypille, geachtet werden. Ein bekanntes und bewährtes Johanniskraut-Präparat ist Laif 900.
Seine Anwendungsgebiete laut Herstellerangaben sind:
- psychovegetative Störungen (vgl. vegetatives Nervensystem beruhigen)
- depressive Verstimmungszustände (einschließlich mittelschwerer Form)
- Angst und/oder nervöse Unruhe.
Da sich die Wirkung des Medikaments Laif 900 in den ersten Wochen der Anwendung allmählich aufbaut, sollte das Arzneimittel fortlaufend eingenommen werden, wobei ein Zeitraum von mindestens 30 Tagen sinnvoll ist. Die Dauer der Anwendung von Laif 900 ist grundsätzlich nicht begrenzt.
Auch Neuroplant ist ein bewährtes Johanniskraut-Präparat, das bei leichten depressiven Verstimmungen, die über eine längere Zeit anhalten, helfen kann, die Gefühle wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Auf der Neuroplant Website können Betroffene zudem einen Test durchführen, um die Entwicklung ihres inneren Gleichgewichts zu verfolgen und frühzeitig zu erkennen, ob sie gefährdet sind, eine ernstzunehmende psychische Erkrankung zu entwickeln.
Wenn weder Medikamente, noch eine Psychotherapie die Depressionen heilen, sind Elektrokrampftherapie, Wachtherapie und Lichttherapie weitere Optionen. Auch Sport und Anleitungen zur Selbsthilfe können für die Genesung förderlich sein. Siehe auch: Esketamin bei therapieresistenten Depressionen, Risperidon bei Depression.
Mithilfe einer Elektrokrampftherapie wird unter Narkose durch Stromimpulse ein kurzer epileptischer Anfall ausgelöst. Der Betroffene bekommt hiervon nichts mit und der Eingriff ist besonders risikoarm.
Schlafentzug kann bei Depression ebenfalls schnellen Erfolg versprechen. Der Betroffene muss dazu entweder die Hälfte der Nacht oder die ganze Nacht wach bleiben. Mit dieser Methode kann man die Krankheit zwar nicht heilen, aber die Symptome kurzfristig aufheben. Das völlige Nachlassen der Symptome nach der Therapie gibt den Betroffenen neuen Lebensmut und spornt dazu an, weiter am Bekämpfen der Krankheit zu arbeiten.
Saisonal abhängige, sogenannte SAD Depressionen werden vor allem mit Lichttherapie behandelt (siehe Lichttherapie gegen Depression) und die depressiven Episoden so verringert, denn oft fehlt den Betroffenen das warme Sonnenlicht (siehe Winterdepression was tun).
Neuere Studien kommen zu dem Ergebnis, dass auch Selbsthilfe unter Anleitung bei verschiedenen Spielarten der Erkrankung erfolgreich sein kann. Die Betroffenen können sich vieles ausführlich in Foren und sonst im Internet selbst durchlesen und sich informieren und haben ergänzend ab und zu die Möglichkeit, mit einem Experten zu sprechen, der sie unterstützt. Außerdem kann zur Selbsthilfe auch der aktive Austausch mit anderen Betroffenen in Foren beitragen. Bereits bei ersten Anzeichen stellen sich viele die Frage: „Bin ich depressiv?“ – Hierzu bietet das Internet diverse Test und Experten erklären, woran man die Depression erkennt oder ob nur eine harmlosere depressive Verstimmung vorliegt, so zum Beispiel auf YouTube (vgl. https://youtu.be/I1oq7lh6UTk):
Vermeiden sollte man hier aber eine vorschnelle Eigendiagnose, zum Beispiel anhand frei verfügbarer ICD 10 und DSM IV Listen, oder das gegenseitige Bemitleiden und damit Verschlimmern der Situation in Foren.
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